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Heute für morgen

Betrieb & Markt
Heute für morgen

Heute für morgen
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Heute nicht so tun, als seien die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise von der Art, die man mit finanziellen Zuwendungen bewältigen kann, und es hinterher weitergeht wie zuvor. Umbau statt bloß Unterstützung schlägt der ehemalige Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis J. Snower, vor. Vielmehr müsse es Hilfe zur Selbsthilfe geben, beispielsweise für Gastronomen anstelle von Überbrückungshilfen Zuschüsse zu Lieferfahrzeugen für besseren Bringservice. Auch betroffene Arbeitnehmer solle man in dieser Zeit nicht nur fürs Nichtstun bezahlen, sondern mehr in deren Weiterqualifikation investieren, beispielsweise durch Ausbildungsgutscheine, deren Wert mit der Dauer der Arbeitslosigkeit steigt, und die von Unternehmern bei Einstellung gegen Lohnzuschüsse eingelöst werden können. Nur zwei von vielen Vorschlägen des renommierten Wirtschaftswissenschaftlers, der davon überzeugt ist, dass es morgen nicht weitergehen kann wie gestern.

Digitale Malerlehre?

Gar nicht so abwegig. Hans Moosbrugger, seinerzeit Initiator, man darf sagen Erfinder der Ausbildungsvideos, die der hessische Verband im Rahmen seiner mit dem Deutschen Ausbildungs-Oscar ausgezeichneten Offensive für die Kernbereiche der Malerausbildung allen Lehrlingen der teilnehmenden Betriebe zugänglich machte, treibt das Thema Ausbildung immer noch um. Jetzt hat er mich darauf aufmerksam gemacht, dass Bremen als erstes Bundesland ausnahmslos alle Schüler, von den Erstklässlern bis zu den Abiturienten, nicht nur mit nagelneuer Hardware, sondern auch mit einer speziellen Student-App anstelle der üblichen Stores ausgerüstet hat. Könnte nicht, so fragt Hans Moosbrugger, die Fachorganisation für unsere Ausbildung etwas Ähnliches auf die Beine stellen? Das frage ich mich auch.

Um jeden Preis

Eine der Folgen vom Studieren um jeden Preis: Schon jeder achte Beschäftigte arbeitet unterhalb seines Ausbildungsniveaus, darunter fast 1,5 Millionen Akademiker. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit machen nachdenklich. Zu diesem Thema eine Parabel, aus der Tischrede anlässlich einer Meistertafel der Frankfurter Malerinnung im Palmengarten: „Eine der Palmen wollte unbedingt hoch hinaus, alle anderen überragen und auf sie herabschauen. Sie strebte so weit nach oben, dass sie schließlich das Glasdach durchbrach – und erfror.“

Käse von der Innung

In meinen Anfängen bei der Fachorganisation erzählte die langjährige Sekretärin der Innung des Öfteren, dass man in den Hungerjahren nach dem Krieg der Innung, weil sie vertrauenswürdig war, größere Kontingente von Handkäse überantwortet habe, die diese redlich an die Mitglieder zu verteilen hatte. Das kam mir bei dem aktuellen Angebot der Innung Rhein-Main wieder in den Sinn, die 15 000 FFP2-Masken zu konkurrenzlosem Preis geordert hat und ihren Mitgliedern exklusiv anbietet. Innungsmitgliedschaft bietet Mehrwert – immer.

Die Alten machen sich breit

Die Zahl der Menschen, die über 65 sind, wird bei uns absehbar auf rund 30 Prozent steigen. Dieser Entwicklung zufolge wächst auch der Bedarf an altersgerechter Modernisierung im Wohnungsbestand. Nicht Unternehmerorganisationen, sondern die IG-Bau hat jüngst auf diese Entwicklung hingewiesen, auch darauf, dass bei der KfW-Förderung das Programm „Altersgerecht Umbauen“ verdoppelt werden müsse, weil es wohl nicht sein könne, dass Rentner nur deshalb in Pflegeheime müssten, weil die vertraute Wohnung nicht seniorengerecht sei. Die Alten machen sich breit. Da wächst für uns ein junger Markt. Sind wir bereit?

Zwischen Tun und Ruh’n

„Am siebten Tage ruhte er.“ Das ist freilich lange her, die biblische Geschichte war aber lange Richtschnur für die Balance zwischen Arbeit und Ausruhen. Inzwischen haben wir es so weit gebracht, dass für Arbeitnehmer vehement die Vier-Tage-Woche gefordert wird. Damit nähern wir uns paradiesischen Zuständen – glaubt man. Dazu ist mir dieses Zitat von Elon Musk, einem der weltweit erfolgreichsten Unternehmer begegnet: „Niemand mit einer 40-Stunden-Woche hat je die Welt verändert. Wer doppelt soviel arbeitet wie die Konkurrenz, kommt auch doppelt so schnell ans Ziel.“ Zum Thema passt auch dieses von dem angestellten Malermeister Martin Bingel, gefunden in „Markt-Impulse“ von Brillux: „Arbeit darf auch Spaß machen.“

Niemand mit einer 40-Stunden-Woche hat je die Welt verändert.<span class="su-quote-cite">Elon Musk</span>

Im Zusammenhang mit der vereinbarten Abschaffung der zweijährigen Ausbildung zum Bauten- und Objektbeschichter hat die Gewerkschaft auch verlauten lassen, wir würden mangelhaft ausbilden und in puncto Zufriedenheit bei den Azubis ziemlich weit hinten rangieren. Zudem habe nicht einmal die Hälfte der Lehrlinge einen Ausbildungsplan. Unsere bei internationalen Berufswettkämpfen so erfolgreichen Maler- und Lackierer als Hinterbänkler? Ich glaub’s einfach nicht.

Rat von einem Überflieger

Ich hatte Gelegenheit Bertrand Piccard, der als erste Mensch entgegen sämtlicher Prognosen der Experten mit einem von ihm entwickelten Solarflieger die Erde umrundet hat, bei einem faszinierenden Vortrag zu hören. Zwei seiner Erfahrungen für vermeintlich undurchführbare Vorhaben, von denen man aber überzeugt ist, gebe ich gerne weiter: Erstens: Kooperiere bei Pilotprojekten nur mit einem einzigen Partner. Zweitens – und noch leichter nachvollziehbar: Erzähle möglichst vielen Leuten was Du vorhast – damit Du nicht mehr zurück kannst.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
werner@schledt.de

 

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