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Heute: Leute

Betrieb & Markt
Heute: Leute

Werner Schledt

Oskar Davontaine zum Beispiel: Nachdem er sich als Finanzminister davongemacht, seine Partei verlassen und politisch am linken Rand orientiert hat, kämpft Oskar Lafontaine derzeit vehement gegen Familienvermögen und auch gegen die Privatisierung von Staatsunternehmen – und findet sein Publikum. Leute, Leute…
Dem muss man bei jeder Gelegenheit – auch am Stammtisch – begegnen, sachlich, aber warum nicht auch polemisch? Sachlich: Betriebsvermögen wird auch, aber nicht primär, dadurch aufgebaut, dass Arbeitnehmer arbeiten, sondern vor allem dadurch, dass kreative Unternehmer Visionen tatkräftig umsetzen – und allein die Risiken tragen. Die Vorstellung, Familienunternehmen durch eine „Rückenteignung“ (Originalton Lafontaine) das Geld abzunehmen und an andere (an wen eigentlich?) zu verteilen, ist beängstigend. Polemisch: Lafontaine stellt infrage, ob erfolgreiche Unternehmer hohe Betriebsvermögen überhaupt erarbeitet haben können. Gegenfrage: Haben Politiker – nicht selten abgehalfterte –, die für Vorträge Stundensätze um die 20.000 Euro und mehr verlangen, denn solche Honorare verdient?
Lafontaine leitet im Zusammenhang mit der Privatisierung von Staatsunternehmen das Wort „privatisieren“ aus dem Lateinischen ab, wo es auch „berauben“ bedeutet. Keine Rede davon, dass es genauso gut auch mit „befreien“ übersetzt werden kann. Stellt sich zunächst die Frage, wer beraubt wird, wenn Staat und Kommunen Leistungen, die in einem arbeitsteiligen System Sache der Wirtschaft sind, endlich an diese zurückgeben und Wettbewerb ermöglichen, der den Bürgern zugute kommt.
Kompetenz von Politikern?
Haben nicht die Finanzskandale bei der KfW und den Landesbanken, die zuerst um Stütze vom Staat bitten mussten, weil sie über „außerbilanzielle Schattenbanken“ – der un-sägliche Begriff sagt alles – in Luftblasen investiert haben, gezeigt, wie begrenzt die unternehmerische Kompetenz von Politikern ist, denen man die Führung oder Aufsicht von staatlichen Unternehmen überträgt?
Für die Betriebe wirklich befreiend wäre es, wenn endlich Lafontaine und andere Politiker die Rückgabe von genau solchen Aufgaben an den Staat fordern würde(n), die dieser in immer stärkerem Maße an die Betriebe delegiert. Die umfänglichen Prüfpflichten der Solidität von in die Handwerksrolle ordnungsgemäß eingetragenen und gemeldeten Subunternehmern durch Generalunternehmer ist nur eines von vielen Beispielen.
Stattdessen will Lafontaine noch mehr Staatsbetriebe schaffen, die mit der Wirtschaft in einem Wettbewerb zu ungleichen Bedingungen stehen. Staats- und Kommunalbetriebe sind nur vermeintlich preiswerter. In Wirklichkeit sind sie, meist völlig undurchschaubar, gewaltig quersubventioniert
– natürlich mit Steuergeldern. Nur Wettbewerb zu gleichen Rahmenbedingungen innerhalb der Wirtschaft sichert Qualität zu günstigen Preisen. Öffentliche Betriebe als Versorgungswerke für Politiker haben wir weiß Gott schon genug. Vielleicht weiß Oskar Lafontaine das nicht. Das wäre schlimm. Vielleicht weiß er es, aber es stört beim Stimmenfang. Das wäre noch schlimmer.
Carl-Heiner Schmid
„Die Menschen lernen nicht auf Vorrat“, sagt Dr. Carl-Heiner Schmid in einem Unternehmergespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Just in time sollen folglich die Mitarbeiter das Wissen abrufen können, in einer Intranet-Videodatei, in der jeder Tricks und Kniffe eingeben oder abrufen kann. Also kein Wissen was man, vielleicht irgendwann, vielleicht nie braucht, sondern wenn man’s braucht. Auch die Idee ist just in time: Dieser Tage war auf allen Kanälen zu hören, dass immer mehr Menschen auf die regelmäßigen Nachrichtensendungen verzichten und sich stattdessen „anlassgetrieben“, so der Sprecher, also nur bei Bedarf, im Internet informieren.
Noch ist die Idee im Hause Schmid nicht durchgesetzt, also vielleicht Chancen für betriebliche Verbünde(te) – und auch für die Verbände. Schließlich lässt sich der Vorschlag auf die gesamte Technik der Betriebsführung übertragen. Damit könnte man auch den Mitgliedern neuen unmittelbaren Nutzen bieten. Wenn nicht auf Vorrat gelernt wird und Handwerker nicht lesen (auch das steht im Interview), müssen nicht zuletzt auch die Fachzeitschriften ihr Angebot überdenken.
Jonathan
Jonathan ist acht Jahre alt und will sein Taschengeld aufbessern. Kein Problem: Bei uns sind Kinder der Büro-Mitarbeiter in den Ferien willkommen. Mit einem Laufzettel schreiben sie selbst auf, was sie für wen gemacht und wie lange sie dazu gebraucht haben. Der jeweilige „Auftraggeber“ bewertet die „Leistung“ mit Schulnoten und macht einen Vergütungsvorschlag. Ein spannendes Spiel (in Schulen heißt so etwas Projekt), bei dem die Kinder einen ersten Eindruck von der Arbeitswelt bekommen und endlich mal live erfahren, was Mama oder Papa so den ganzen Tag über machen. Und wenn sie „keinen Bock mehr“ haben, dürfen sie natürlich spielen oder malen.

kompakt
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“.
Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der TREIBS Bau GmbH und schreibt exklusiv aus betrieblicher Sicht für Malerblatt- Leser.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9 – 11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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