Krieg, Krisen, Rezession und Inflation haben auch unsere Kunden verunsichert und viele zurückhaltend und ängstlich gemacht. Aber Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Sie führt nicht nur zu Zurückhaltung beim Konsum, sondern auch beim Bauen sowie bei angedachten Renovierungen und Modernisierungen. In dieser Situation müssen wir uns wieder auf die zuletzt vernachlässigte Auftragswerbung besinnen und die Kunden mit guten Argumenten davon überzeugen, dass sich Zurückhaltung nicht rentiert. Ein Wichtiges: Investitionen in Haus und Wohnung werden zunehmend teurer – für die Verteuerung der Materialien gibt es schon das neue Wort „Bauflation“ – aber Ausgaben für die Modernisierung werden durch den Wertzuwachs der Immobilie gerade jetzt mehr als ausgeglichen. Für Ihre Werbung gleich zwei Vorschläge für Headlines als Hingucker: in Anlehnung an Norbert Blüm vielleicht „Die Rendite ist sicher!“ oder „Renovierung schlägt Rezession!“. Wie gesagt, nur Vorschläge. Sie haben sicher noch bessere.
Inflation der Influencer
Ja, aber im Maler- und Lackiererhandwerk sind sie noch überschaubar, dafür aber kreativer als viele aus der Masse. Zum Beispiel Tobias Haubner, über den gleich verschiedene Zeitungen unter der Überschrift „Youtube-Star aus Berngau“ berichtet haben. Mit seinen Videos über sich und unseren Beruf auf diversen Kanälen hat er Zigtausende Follower. „kreativtobi“ ist schon ein Tausendsassa. Über Jessica Jörges habe ich schon geschrieben. Ihr Vater, Jürgen, Experte für Schimmel und Buchautor zu diesem Thema, bietet jetzt online eine Schimmelberatung an, quasi eine Soforthilfe für Mieter und Wohnungsbesitzer, an die man sich wenden kann, bevor kostenpflichtige Sachverständige beauftragt werden oder gestritten wird. Schimmel wird immer noch am häufigsten durch falsches Heizen und Lüften verursacht. Gesundes Wohnen will halt gelernt sein. Jürgen Jörges setzt dabei auch auf die lustige Schiene und berät zum Thema Schimmel nicht nur kompetent, sondern, kaum zu glauben: kabarettistisch. Zu seinem ersten Live-Auftritt wurde, vielleicht in Erwartung zunehmender Probleme in dieser Heizperiode, von der Kommune eingeladen. Lächelnd lernen – darauf muss erst mal einer kommen. Einer wie Jürgen Jörges.
Ein Kunde – ein Partner – Punktum!
Ich habe schon mehrfach über den unübersehbaren Trend zu Leistungen aus einer Hand geschrieben und dies primär aus Kundensicht begründet. Insbesondere bei der Renovierung und Modernisierung wird die Beauftragung nur eines Partners zunehmend zum dominanten Kundenwunsch. Die Gedanken zu den Vorteilen für Unternehmer sind mir während einer Flugreise zugeflogen, aber deshalb nicht etwa aus der Luft gegriffen: Ich hatte Lufthansa gebucht, die mich aber von einer anderen Linie, in deren Flugplan mein Auftrag wohl besser passte, problemlos ans gewünschte Ziel brachte. Ein Kunde – ein Partner – Punktum! Größere Betriebe können dafür ihr Leistungsspektrum mit eigenen Kostenstellen erweitern, kleine und mittlere, wie überwiegend bei uns, sich vernetzen und dadurch sogar eine Flexibilität erreichen, die der der Großen überlegen ist: Sie sind sowohl gewerkübergreifend als auch im angestammten Berufsbild nicht auf diverse Abteilungen angewiesen, sondern können, gute Vernetzung vorausgesetzt, die Auswahl der Partner – der Begriff Sub ist ja inzwischen verpönt – jeweils nach den auftragsindividuellen Anforderungen treffen und dabei auch ihre Betriebsgröße je nach Auftragsvolumen vergleichsweise risikolos anpassen. Variable Qualität und Quantität – die Voraussetzung für Leistungen aus einer Hand. Sind Sie schon startbereit?
Was für eine Wirtschaft
„Was für eine Wirtschaft“ möchte man ausrufen, wenn man immer wieder hört, wie wenig Wissen die Schule über Marktwirtschaft und Finanzen vermittelt. Die Bundesbildungsministerin zitierte jetzt aus einer aktuellen Umfrage, dass zum Beispiel zwei Drittel der jungen Menschen keinerlei Ahnung davon haben, was eine Börse ist, und eine überregionale Tageszeitung zitiert eine Umfrage des Bundesverbandes der Banken, nach der fast jeder Zweite der 16 – bis 24-Jährigen nicht einmal weiß, was eine Inflation ist. Mangelnde Kenntnisse über die Mechanismen unserer sozialen Marktwirtschaft sind nicht zuletzt auch Ursache für die geringe Risikobereitschaft und fehlenden Mut zu Eigen- und Unternehmertum. Sie machen auch anfällig für die Utopien marktwirtschaftsfeindlicher Populisten. „Die Deutschen sind ja schon Weltmeister im Angsthaben“, sagt die Ministerin dazu und plädiert für ein Unterrichtsfach Wirtschaft. Wie man weiß, wünschen sich die meisten Schüler dieses Fach schon lange – und kompetente Fachlehrer dafür auch.
Was gegen das Handwerk spricht
Manche Posts gehen einem gewaltig auf den Keks. Dieser hat mich begeistert: Ein hübsches Mädchen beantwortet die Frage „Was gegen das Handwerk spricht?“ mit „Meine Akademikereltern“. Stellt sich die Zusatzfrage: Muss sich unsere Nachwuchswerbung mehr an die Eltern richten?
Anstoß zur Weltmeisterschaft
Die Erfolgsfaktoren für Fußball und Firma sind dieselben: starkes Team – regelmäßiges Training – optimale Einstellung – engagierter Einsatz – Fairness – einheitlicher Dress – überlegte Taktik – Streben nach Gewinn – treue Fans. Schau’n wir mal.
PraxisPlus
Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Die Deutschen sind ja schon Weltmeister im Angsthaben