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Lamento und Lametta

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Lamento und Lametta

Lamento und Lametta
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Im neuen Bundestag sitzen nur noch 51 Unternehmer, 25 weniger als im alten. Von der CDU sind’s gerade noch zehn. Weil es für die soziale Marktwirtschaft in der Politik Kompetenz und Sachkunde in Wirtschaftsfragen braucht, ist die Entwicklung bedenklich, aber nicht neu. Für politisch interessierte und engagierte Handwerker zum Beispiel lässt sich ein Mandat mit der Fortführung des Betriebes kaum vereinbaren. Und wir haben es bis heute nicht verstanden, auf die Resignation potenzieller mittelständischer Kandidaten eine Antwort zu finden, um mehr politischen Einfluss zu haben, sondern nur lamentiert.

Farbige Währung

Schon länger, im Zusammenhang mit der Inflation intensiver, wird diskutiert, ob Kunst nicht eine sichere Alternativwährung sei. Der umtriebige Künstler Damian Hirst, von dessen 1.000 Bilder umfassenden Serie „Spot Paintings“ immer einige zu Tageskursen auf dem Markt sind und wie eine Währung fungieren, hat jetzt nachgelegt. Diesmal geht es um 10.000 Blätter, fälschungssicher wie Geldscheine, die ähnlich wie Bitcoins gehandelt werden. Bei der Ausgabe zum Preis von 2.000 Euro haben sich fast 70.000 Käufer beworben, sodass gelost werden musste. Der Handel mit dieser digitalen Kryptowährung ist ein bisschen kompliziert.

Aber die Spekulation mit den Blättern voll bunter Farbtupfer für Maler mit „Spielgeld“ vielleicht eine Währung mit Wertsteigerung – freilich auf Bewährung.

Jetzt die Preise erhöhen

Nicht nur die hohen Energiepreise und coronabedingte Lieferengpässe befeuern die Inflation und steigern Kosten und Preise. Wir Bauhandwerker profitieren derzeit von der Nachfrage, der klassischen von drei Preiserhöhungsvarianten. Auch für diese gilt, dass die Anhebung am ehesten für Leistungen und Service akzeptiert wird, die sich von den Mitbewerbern abheben, Mehrwerte also, die Preiserhöhungen auch längerfristig stabilisieren, weil sich gezeigt hat, dass sich die Kunden im Laufe der Zeit an höhere Preise gewöhnen. Unsere auch.

Bei den Montagsmalern

Montags malen – besser kann man die Woche nicht beginnen. Das jedenfalls war mein Eindruck beim Besuch der „Montagsmaler“, einem Abendlehrgang der Innung Rhein-Main, der sich jeweils über 15 Einheiten erstreckt. Einiges hatte ich so nicht erwartet: Erstens die Stille in der Innungswerkstatt, eher wie ein Atelier ausgestattet, die bewies, wie vertieft die jungen Malerinnen und Maler – einige von ihnen studieren parallel zur Lehre, andere sind bereits Gesellen, darunter auch Prüfungsbeste und bei Berufswettkämpfen erfolgreiche – bei der Sache waren. Zweiter Eindruck: die hohe handwerkliche und gestalterische Qualität der unterschiedlichen Arbeiten. Diese werden übrigens nach Kursende juriert und die besten Teil einer Dauerausstellung in den Räumen der Einkaufsgenossenschaft, eine erfolgversprechende Animation an Kollegen, auch ihre jungen Mitarbeiter in diesen Lehrgang zu schicken. Schließlich gilt unverändert: „Je geringer die Einstiegsqualifikation des Nachwuchses, desto größer müssen unsere Ausbildungsanstrengungen sein“.

Imponiert hat mir auch – ich habe mit allen Teilnehmern kurz gesprochen – deren Zielstrebigkeit. Fast alle konnten mir ihre nächsten Qualifikationsschritte beschreiben. Fazit: Die wissen, was sie schon können, aber auch, dass Weiterbildung nie aufhört. Sie haben Ziele – und auf dem Weg dorthin in Norbert Dehmel einen kompetenten und erfahrenen Begleiter, einen Meister, der an der Leitung dieses Lehrgangs genauso viel Freude hat wie die Teilnehmer. Vielleicht hätte ich den jungen Kolleginnen und Kollegen mit ein paar Beispielen aus meiner beruflichen Erfahrung noch sagen sollen, dass die Präzision und Kreativität, die sie für handwerkliche und gestalterische Techniken hier entfalten und entwickeln, ihnen auch später bei der Suche nach Lösungen für unternehmerische Aufgaben und Herausforderungen eine große Hilfe sein kann. Das fiel mir leider erst auf dem Heimweg ein. Aber an meinem nächsten „blauen Montag“ schau ich wieder bei den „Montagsmalern“ vorbei und hole das nach. Bestimmt.

Ab in die Tonne

Jeder von uns produziert durchschnittlich 450 Kilogramm Hausmüll pro Jahr. Das ist zu viel, aber wenig im Vergleich zum Abfall, der beim Bau verursacht wird: 360 Millionen Tonnen. Allerdings werden inzwischen 70 Prozent der Abfälle bei uns recycelt und aus einem Teil vom Rest wird durch Verbrennen Energie gewonnen, der größere davon landet allerdings auf Deponien oder wird zum Recyceln exportiert, aktuell hauptsächlich nach Malaysia, wo die Verwertung aber nicht zuverlässig kontrolliert werden kann. Dass wir mehr Müll exportieren als einführen, wird unter der neuen Regierung verstärkt zum Thema werden, mehr noch, dass so viel Müll anfällt – gerade am Bau.

Gesten statt Geld

Nicht neu, aber vielleicht im neuen Jahr mehr davon: Gemeinschaftserlebnisse, die das Wir-Gefühl und die Motivation stärken und steigern. Ein paar Euro mehr für eine gute Leistung werden, das sagen Wirtschaftspsychologen, weit weniger geschätzt als zum Beispiel ein kostengleiches gemeinsames Abendessen. Aufmerksamkeit und Anerkennung zählen also mehr. Also besser Gesten als Geld.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Klage eines handwerklichen Mandatsträgers

Wenn ich im Parlament bin, ist mein Betrieb hin


Je geringer die Einstiegsqualifikation des Nachwuchses, desto größer

müssen unsere Ausbildungsanstrengungen sein

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