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Merk-würdig

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Merk-würdig

Merk-würdig
Werner Schledt

Kurzlebige Güter soll man schnell abschreiben – gute Ideen erst dann, wenn sie abgenutzt, also vorher gebraucht sind. Hier ein paar davon aus Wirtschaftsmagazinen, die ich im ursprünglichen Sinn des Wortes merk-würdig und nutzbar finde:
In einem Betrieb werden an einem festen Tag jeder Woche die Firmenleitsätze für alle sichtbar an eine Wand geschrieben und als „Wert der Woche“ diskutiert. Besser an die Wand, als in den Wind geschrieben, könnte das Motto sein.
Den Hintern heben
Damit intern nicht zuviel geschrieben wird, gibt es in einem anderen Unternehmen immer wieder mal E-Mail-freie Tage. „Dann heben wir unsern Hintern und gehen die paar Meter zum Kollegen“, sagt der zuständige Produktionsleiter.
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Für merk-würdig halte ich auch sogenannte Stand-up-Meetings, weil wer steht, sich kürzer fasst als der auf einem Stuhl hängende. Also: Zum Mitschreiben Stehtische ins Büro – bei Gesprächen auf der Baustelle stehen wir sowieso.
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Weil man Erfolg spontan anerkennen und feiern soll, hat ein Team im Büro einen Konfetti-Buzzer gebaut. Mit dem wird beim Erreichen von Etappenzielen ein Konfettiregen ausgelöst und die Kolleginnen und Kollegen stoßen, je nach Tageszeit mit Sekt oder Selters, gemeinsam an.
Kein Schnee von gestern
Und das würde ich am liebsten noch in diesem Monat machen: Sobald es ausreichend Neuschnee gibt, unser aus einer Holzplatte ausgeschnittenes Firmenlogo als Schneestempel frühmorgens auf möglichst viele Autos drücken. Auch wenn das inzwischen als „Snowbranding“ schon von Werbeagenturen angeboten wird, ist es noch lange kein Schnee von gestern.
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Schließlich gibt es da noch eine Firma, die alle regelmäßigen Besprechungen nicht zu vollen oder halben Stunden ansetzt, sondern zu krummen Zeiten – und dadurch höchste Pünktlichkeit erreicht.
(Das musste ich nicht abschreiben: Bei der legendären Jungmalergruppe „Zwanziguhrdreizehn“ haben wir das schon früher erfolgreich praktiziert.)
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Erich Sixt macht die freche und originelle Werbung für seine Autovermietung oft selbst. Er greift häufig aktuelle Themen blitzschnell auf und setzt sie so forsch um, dass er bisweilen auch Ärger, immer aber die volle Aufmerksamkeit kriegt. So, als er einmal einen zerbeulten Porsche mit der Unterschrift „Sixt vermietet auch an Frauen“, versah. Werbung mit satirischem Charakter ist aber zulässig. Wer sich eindeutig satirisch mit aktuellen Anlässen auseinandersetzt, darf sogar Bilder von Prominenten gebührenfrei verwenden. Da hätte ich gleich eine Idee, freilich nur für Frankfurter, deren Oberbürgermeister sich in Familien, deren Wohnungen unter der Flugschneise liegen, zum Übernachten eingeladen hat, um den beklagten Fluglärm selbst zu erleben. Ein passendes Foto könnte man mit der Unterschrift „Peter Feldmann hält es zu Hause manchmal nicht mehr aus, weil seine Wohnung nicht von uns renoviert ist.“ Anlässe zur Satire und Ansätze für entsprechende Werbung geben Promis überall und jeden Tag.
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Die schwarz-grüne Koalition in Hessen will den Kommunen wieder wirtschaftliche Aktivitäten in größerem Umfang gestatten. Damit entstünde der denkbar unfairste Wettbewerb zwischen privaten Anbietern und quersubventionierten Betrieben. Dabei kann es nur Verlierer geben: Steuerzahler auf der einen, Unternehmer auf der andren Seite. Trotzdem werden auch solche Preiskriege immer wieder angefangen. Wie beim Völkerball.
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32 Stunden bei vollem Lohnausgleich, fordert die neue Familienministerin. Wer das bezahlen, soll sagt sie nicht. Für die Plakatierung des Anliegens hätte ich einen Vorschlag: Kleine Kinder, die sagen „Papa und Mama sind jeden Mittag zu Hause – und wir sind in der Ganztagsbetreuung“.
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Das konnte man kommen sehen: Der gesetzliche Mindestlohn von 8.50 Euro ist noch nicht beschlossen, da fordern Gewerkschaften schon eine Erhöhung auf zehn Euro. Klar, alle sollen von ihrer Arbeit leidlich leben können. Und die Selbstständigen? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat ermittelt, dass 25 Prozent aller Selbständigen nicht einmal auf die 8,50 Euro kommen. Darunter sind nicht nur die dauernd zitierten Friseure und Betreiber von Tante-Emma-Läden, sondern auch Anwälte, Gastwirte und Freischaffende. Von den über eine Million selbstständigen Geringverdienern beschäftigt rund ein Drittel auch Angestellte.
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Täusche ich mich, oder gibt es tatsächlich wieder mehr Maler, die ihren ehemals „Weißen“ abends in die Ecke stellen können, ohne dass er umfällt?
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Jeder zweite Gründer scheitert nach fünf Jahren. Es sind überwiegend die „Solo-Selbstständigen“, die es nicht schaffen. Mit einer Meisterprüfung hat man dagegen hervorragende Überlebenschancen. Deshalb muss die Meisterschaft erhalten bleiben. Bei den aktuellen Diskussionen hört man (m)ein Argument viel zu selten: Nicht der Brief, sondern die Vorbereitung auf die Prüfung macht fit für erfolgreiche Selbstständigkeit. In der Vorbereitung liegt der eigentliche Wert der Meisterprüfung.
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Zuletzt: Merken ist gut – aber erst machen macht’s! Sicher der allermerk-würdigste Satz.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt ist er Geschäftsführer der Schledt & Schledt GmbH.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9-11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
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