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Närrisches und Narratives

Unverdünnt aufgetragen mit Werner Schledt
Närrisches und Narratives

Närrisches und Narratives
Foto: stock.adobe.com/ Florian Kunde /

Starten wir mal närrisch in den Fastnachtsmonat mit einem Malerwitz: „Kommt ein Kunde in die Werkstatt und verlangt eine Dose Hodenfarbe. Nie gehört, was soll das sein, fragt der Malermeister. Wissen Sie, sagt der Mann, ich hab‘ zu hohes Cholesterin und mein Arzt sagt, ich soll mal die Eier streichen.“ Erzählt hat das Oliver Gimber, Malermeister aus Leidenschaft und Inhaber eines respektablen Betriebes. Mit „Witz von Olli“ erreicht er via YouTube und Facebook als Star der Comedyszene derzeit ein Millionenpublikum und bringt die Menschen auch vor vollen Häusern zum Lachen. Gerne hätte ich seinen Auftritt in Frankfurt besucht – aber war natürlich ausverkauft.

Lachhaft

Nach der Wiedereinführung der Meisterpflicht für einige Handwerksberufe behaupten wirtschaftsliberale Journalisten wieder, dies wirke preistreibend und führe zum Verlust von Arbeitsplätzen. Ist doch lachhaft. Wieso, fragt man sich, soll ein Fliesenlegerbetrieb ohne Meisterbrief billiger sein als der Mitbewerber mit Qualifikationsnachweis – hat er nicht vergleichbare Kosten? Und zu den Arbeitsplätzen: Die Meisterbetriebe bieten davon mehr an den je – und zwar solche mit großer Sicherheit.

Fachkräftewanderung

Ein Fachkräfte-Einwanderungsgesetz soll ab 1. März dazu beitragen, dass qualifizierte ausländische Fachkräfte in Deutschland arbeiten können, wo sie dringend gebracht werden. Aber es dauert selbst für Hochqualifizierte viel zu lang, bis sie von den zuständigen deutschen Botschaften wenigstens einen Termin für die Beantragung des erforderlichen Visums erhalten, in einigen Ländern über ein Jahr. Kein Wunder, dass Interessenten lieber nach Holland gehen, wo das besser funktioniert. Diese Hürden für Hochqualifizierte müssen abgebaut werden – und zwar hurtig.

Fangt schon mal an!

„Fangt schon mal an!“, das ist die schlechteste, weil teuerste Art der Arbeitsvorbereitung. „Vorne gerührt brennt hinten nicht an“, sagt schon das Sprichwort, und in unserem Arbeitskreis Refa erinnerte mit vielen Arbeitsblättern, nicht nur für die Auftragsvorbereitung, sondern z. B. auch solchen für wichtige Gespräche mit Kunden, die Headline „Gute Vorbereitung ist 80 Prozent des Erfolgs!“ daran.

Schon Goethe hat das sehr einleuchtend und einprägsam so formuliert: „Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.“ Wie wahr – und trotzdem praktizieren einige Arbeitsvorbereitung immer noch nur am Rande. Noch dazu: Auf unserem Formular zur Gesprächs- und Verhandlungsvorbereitung stand auch: Was will ich erreichen? Wie werde ich argumentieren? Welche Gegenargumente sind zu erwarten? Wie begegne ich denen? Wollen Sie’s mal probieren?

Abbruch statt Aufbruch

Inzwischen bricht jeder 4. seine Lehre ab. Gründe: Nicht die Vergütung, sondern die Güte. Experten führen als Ursache auch an, dass es in den Schulen noch keine gescheiten Informationen über Berufe und Berufsleben gibt und dadurch viel falsche Vorstellungen entstehen. So sei der kommende Fernsehkoch überrascht und frustriert, wenn er auf dem Weg dorthin erstmal Pfannen putzen müsse – und haue dann die Lehre in die Pfanne. Von angehenden Restaurantfachleuten schmeißt übrigens mehr als die Hälfte, gefolgt von Bodenlegern und Gerüstbauern. Maler sind in dieser Statistik nicht unter den ersten Zehn – wie schön.

Auf den Hund gekommen

Jüngst hat auch die Bundeskanzlerin vor drohendem Fachkräftemangel und dessen Folgen gewarnt. Bei der Suche und Pflege von Mitarbeitern sind viele Firmen inzwischen schon sehr kreativ. Mussten sich früher die Beschäftigten nach dem Betrieb richten, bestimmen jetzt zunehmend die Mitarbeiter, unter welchen Bedingungen sie bereit sind zu kommen und zu bleiben. Verwöhnprogramme, wie kostenlose Müsli-Riegel, Obst und sogar Wellnesstage gelten da und dort schon als selbstverständlich. Und weil es viele Jüngere mit der Pünktlichkeit nicht so haben, sind Prämien für die en vogue, die schon bei Arbeitsbeginn da sind. Zuletzt ist man noch auf den Hund gekommen: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Anfragen, ob man seinen Hund mit zur Arbeit bringen dürfe, gegenüber 2014 um fast 300 Prozent gestiegen. Und einen „Bundesverband Bürohund“ gibt es inzwischen auch. Nur ein großer Arbeitgeber, so habe ich gelesen, verfolgt eine andere Strategie: Die katholische Kirche. Sie hat auf Nachfrage gesagt, dass sie ihre Gebete um Nachwuchs in den letzten Jahren verstärkt habe – bislang unerhört.

Zahlen bitte!

Verbraucherschützer können bisweilen nervig sein. Jetzt haben sie kritisiert, dass Inkassounternehmen oft Forderungen eintreiben, ohne dass die Schuldner gemahnt seien. Der Inkassoverband hält dagegen: Wer uns beauftragt, hat die Mahnung längst verschickt – oft mehrmals. Die Debatte ließe sich schnell beenden. Die säumigen Kunden müssten einfach direkt zahlen. Sie haben doch eine Rechnung gekriegt.

Farblos statt fundiert

Jammerschade, dass hochkarätige Farbleitpläne für Siedlungen, Straßenzüge oder Ensembles oft nicht nachhaltig sind. Sie sollen ja eigentlich dazu dienen, historisch und gestalterisch begründete Vorgaben dauerhaft im Orts- oder Stadtbild zu etablieren, aber werden oft schon bei der ersten anstehenden Renovierung ignoriert. Hier in der Nähe hat sich jetzt die Denkmalpflege über einen Farbleitplan hinweggesetzt, an dem sie vor Jahren selbst maßgeblich beteiligt war – farblos und ängstlich. Jetzt sieht die fertige Fassade aus, als müsse sie bald mal renoviert werden.

Mit Reklamationen Reklame machen

Wieder mal in „Sekunden-Seminare“, einer früheren Broschüre vom Malerblatt geblättert und das gefunden: „Reklamationen sind auch kostenlose Betriebsberatungen. Sie zeigen Schwachstellen auf, die wir ausmerzen können. Deshalb bedanken wir uns für jede Beschwerde mit einem kleinen Geschenk. Das ist ein preiswertes Beraterhonorar.“


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Fangt schon mal an! – Die teuerste Art der Arbeitsvorbereitung

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