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Putz und Umwelt

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Putz und Umwelt

Putz und Umwelt
Über viele Jahre wurden Hunderte von Proben auf dem Versuchsgelände des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik ausgelagert und das ablaufende Regenwasser analysiert. Foto: VDPM
Noch vor einigen Jahren reichte bei Putzen der Verweis auf unbedenkliche Rohstoffe oder der Hinweis, dass es sich schließlich um genormte und seit Jahrzehnten verwendete Produkte handelt. Das hat sich inzwischen geändert. Der VDPM erläutert die Lage.

Autor: Ludger Egen-Gödde

Sind Putze umweltfreundlich? Das vorgezogene Fazit: Ein klares Ja von Dr. Dieter Schübl, Leiter des VDPM Arbeitskreises Umwelt und Gefahrstoffmanagement. Er erläutert: „Heute werden Nachweise verlangt und Anforderungen gestellt. Da müssen wissenschaftlich belegte Fakten vorgelegt werden. Und zwar sowohl gegenüber den Kunden als auch im Dialog mit den entsprechenden Behörden und den gesetzgebenden Instanzen“. Dr. Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des VDPM ergänzt: „Schon vor mehr als zehn Jahren haben wir gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik und anderen renommierten Institutionen mit der Forschung begonnen. Wenn erst einmal Anforderungen und Grenzwerte im Raum stehen, ist es schwierig, daran noch etwas zu ändern.“

Transparenz und Lerneffekt

Bewährt hat sich das Konzept, die Dinge von Anfang an offen und transparent zu gestalten und nicht im „stillen Kämmerchen“ zu forschen. Damit war, so Riechers, das Risiko verbunden, dass auch unerwartete Ergebnisse publik werden. „Davor haben wir keine Angst. Von verantwortungsbewussten Herstellern wird Transparenz verlangt. Und außerdem lernen wir im Rahmen der Forschung auch dazu und können unsere Produkte ändern, wenn sich herausstellen sollte, dass dies erforderlich ist.“ Wichtig ist es den Initiatoren der Forschung auch, dass die öffentlichen Stellen und Institutionen eingebunden werden, die später über gesetzliche Grenzwerte und Anforderungen entscheiden.

Beregnete Fassaden

Worum geht es bei der Forschung? Verputzte Fassaden sind Wind und Wetter ausgesetzt. Bei Regen werden sie nass und Regenwasser kann die Fassade hinablaufen, trifft auf den Boden und versickert dort oder gelangt in die Kanalisation. „Früher gingen wir davon aus, dass ein Putz quasi inert ist. Aber wir hatten dafür keine Nachweise. Deshalb haben wir aufwendige Freilanduntersuchungen angestellt. Dabei wurden definierte Putzoberflächen über viele Jahre dem Wetter ausgesetzt und nach jedem Regener das herabgelaufene Wasser aufgefangen und analysiert. Ein enormer Auf-wand, wie Riechers feststellt. „Dabei stellte sich heraus, dass auch aus einer Putzfläche Stoffe gelöst und mit dem Regenwasser weitertransportiert werden“, erinnert sich Dr. Schübl. Heute ist das zu einem großen Thema geworden, damals war die Erkenntnis eher neu.

Was hat die Forschung bis jetzt an Erkenntnissen gebracht? „Wir haben eine riesige Datensammlung aus den Messungen der durchgeführten Freilandversuche. Wir wissen, welche Stoffe über die Zeit aus welchen Putzen gelöst werden und in welchen Mengen. Wir haben die Putze nicht nur im Freiland geprüft, sondern auch im Labor und verfügen auch hier über eine große Datensammlung“, so Schübl. „Was wir noch nicht exakt beurteilen können, ist der Weg, den die gelöste Fracht nimmt, wenn sie in die Umwelt gelangt. Wann ist ein Grenzwert überschritten und was bedeutet das für unsere Putze?“, ergänzt Riechers.

Es gibt keine speziellen Grenzwerte für Putze. Herangezogen werden deshalb z.B. die allgemein geltenden Grenzwerte für Grundwasser. Das sind die sogenannten „Geringfügigkeitsschwellen“ – Grenzwerte, die beim Eintritt in das Grundwasser nicht über-schritten werden dürfen. Aber wie gelangt das an der Fassade ablaufende Regenwasser ins Grundwasser? Bevor es dort ankommt, versickert das herablaufende Regenwasser durch die verschiedenen Schichten im Boden und verteilt sich. Im Boden können Stoffe zurückgehalten oder sogar abgebaut werden. Im Grundwasser selbst wird es dann stark verdünnt. Hier muss ein Modell entwickelt werden, mit dem dieses Szenario möglichst realitätsnah beschrieben werden kann. „Erst dann können wir sagen, ob und wann ein Grenzwert ggf. überschritten wird“, erklärt Riechers den Zusammenhang. Noch anders sehe es aus, wenn das Wasser in die Kanalisation eingeleitet wird.

Doktorandenstelle geschaffen

All diese Zusammenhänge werden derzeit im Rahmen einer Dissertation an der TU München beleuchtet. An der Finanzierung beteiligen sich nicht nur die Mitglieder des VDPM, sondern auch weitere Partner. Mit der Professorin Dr. rer. nat. habil. Brigitte Helmreich vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München wurde eine Expertin für dieses Fachgebiet gefunden, die den Doktoranden betreut. Wenn die nächste Generation europäischer Normen an den Start geht, werden darin auch sogenannte „Umweltanforderungen“ stehen. „Ideal wäre es, wenn wir bis dahin unsere Modellentwicklung abgeschlossen haben“, schaut Dr. Riechers in die Zukunft. „Wir könnten dann sagen: Wenn ein Putz im Laborversuch unterhalb bestimmter Werte bleibt, dann ist auch in der Realität keine Gefährdung der Umwelt zu erwarten.“ Da-mit wäre ein großes Ziel erreicht.

Weitere Informationen:
www.vdpm.info

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