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Querfeldein

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Querfeldein

Querfeldein
Werner Schledt

Töpfe, aus denen sich die energetische Modernisierung finanzieren lässt, gibt es genug. Aber vor allem viele Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern sind bei den anhaltenden, kontroversen Diskussionen um das Für und Wider, insbesondere der Wärmedämmung, verunsichert, ob sie die vollen Töpfe überhaupt in Anspruch nehmen sollen, um die Kosten zu deckeln. Stattdessen lieber Bäder modernisieren, empfehlen die Einen, Immobilien altersgerecht herrichten – dafür wurden jetzt die Zuschüsse erhöht – die Andern.
Schnee von gestern
Zu den Argumenten contra Wärmedämmung – viele davon werden auch durch permanente Wiederholung nicht besser oder sind Schnee von gestern – kommt neuerdings ein weiteres: Die globale Erd-erwärmung. Wozu dämmen, wenn’s von alleine wärmer wird? Die Erderwärmung beschäftigt sogar schon den Sport, und der aussichtsreichste Kandidat für das Internationale Olympische Komitee hat jetzt vorgeschlagen bei den Winterspielen Querfeldeinläufe einzuführen, weil an den Austragungsorten von weißen Winterlandschaften nicht länger zuverlässig ausgegangen werden könne. Da wäre es gut, wenn auch zu den guten Argumenten pro Wärmedämmverbundsysteme weitere dazukämen, wie zum Beispiel in unserer letzten Ausgabe vorgeschlagener Zusatznutzen. Für die Idee, die beileibe nicht neu ist, gibt es Beispiele. Die graffitientfernungsfreundlich – schreckliches Wort – gestaltete oder ausgerüstete Fassade ist eines davon. Anregendes gibt es auch anderwärts: Wenn man bei „Tom-Shoes“ ein Paar Schuhe kauft, bekommt gleichzeitig ein Mensch aus der Dritten Welt, der sich das nicht leisten kann, ein Paar geschenkt. Eine gute Tat als ideeller Zusatznutzen – warum nicht?
Große Konzerne sammeln und analysieren Daten von Kunden schon so, dass sie denen genau die Produkte anbieten, für die sich diese interessieren. Weil wir vielen unserer Kunden näher sind und viel über sie wissen, ließe sich daraus sogar sehr individueller Zusatznutzen entwickeln. Kommt Ihnen alles zu fantastisch vor? Das ist gewollt.
Der Lenz ist da
„Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen.“ heißt es schon bei Erich Kästner. Jetzt läuft das Fassadengeschäft an. Seit geraumer Zeit schon fällt auf, dass die Farbgebung, insbesondere bei Eigentumsanlagen und Mietblocks von Wohnbaugesellschaften deutlich besser geworden, teilweise sogar sehr gut ist. Oft liefern dabei die Farbstudios der Hersteller ausgezeichnete Entwürfe. Schade nur, dass die Lebensdauer farbig angemessener und ins Straßen- oder Stadtbild einfühlsam integrierter Fassaden und Ensembles meist nicht länger ist als ein Renovierungszyklus. „Mal was anderes“ heißt es dann. Der durchdachte Befund wird ignoriert und oft gräulich drüber renoviert. Auch für gute Farbgestaltung sollte es Bestandsschutz geben.
Farbige Bonbons
Farbige Bonbons für die Bahnhofsgegend. So könnte man die Objekte bezeichnen, die Tobias Rehberger in die triste Bahnhofsgegend von Münster in Westfalen verstreut hat. Aus grauen, verdreckten Schaltkästen und anderen notwendigen Installationen wurden mittels Farbe fröhliche Skulpturen, die man teils auch wie Stühle oder Bänke benutzen kann – und darf. Die gute Idee kam von Hausbesitzern und Geschäftsleuten. Hoffentlich verfolgen die Sprayer sie nicht weiter.
Nebenwirkungen
Einige Politiker halten die gesetzlichen Mindestlohnregelungen für unvollkommen und geben zu bedenken, dass Unternehmer die eine oder andere Bestimmung unterlaufen könnten. Sie beschreiben diese Unterstellungen oft so detailliert, dass sie damit geradezu Rezepte für Unredliche ausstellen. Ob diese Nebenwirkungen bedacht sind?
Noch ein Schäufele drauf
Das Handwerk braucht qualifizierten Nachwuchs und würde gerne auch junge Flüchtlinge ausbilden. Darauf hat Handwerkspräsident Wollseifer kürzlich hingewiesen und unter anderem ein begrenztes Bleiberecht für ausbildungswillige Flüchtlinge gefordert. Viele davon, zum Beispiel aus dem Irak und Syrien, seien nicht nur handwerklich geschickt, sondern hätten auch eine gute Schulbildung. Finanzminister Schäuble legte noch ein Schäufele drauf und hob die Bedeutung der Zuwanderung für Deutschland hervor. Bleibt zu hoffen, dass die Ausbildung von jungen Flüchtlingen nicht nur ein flüchtiges Engagement ist.
Haustiercomputer
Unser „Haustiercomputer“ ist längst noch nicht überzüchtet. Forscher prognostizieren, dass schon in zwei Jahrzehnten Computer fast die Hälfte aller Arbeiten in den USA übernehmen werden. Nur solche, für deren Erledigung es soziale Kontakte und persönlichen Service braucht, würden dann noch von Menschen verrichtet. Spitzenphysiker befürchten, dass weiterentwickelte Rechner sogar absehbar Macht über die Menschheit übernehmen könnten. (Über viele hat sie das „Schoßhündchen“ Tablet heute schon.) Wer jetzt geboren wird, werde vielleicht erleben, dass nicht mehr die Menschen, sondern die Maschinen am intelligentesten sind. Die Laptops liegen dann längst auf dem Tierfriedhof.
Noch lange nicht Schluss
Die Diskussionen um den Rentenbeginn reißen nicht ab. Auch der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, hat jetzt Klartext geredet und gefordert auch etwas für die zu tun, die so gerne arbeiten, dass sie gar nicht in den Ruhestand gehen wollen. Das ist nachdenkenswert. Schließlich hat sich die Dauer des Rentenbezugs seit 1960 fast verdoppelt und beträgt im Durchschnitt bald schon 20 Jahre. Wie hat der unvergessene Udo Jürgens schon um die Jahrtausendwende gesungen: „Mit 66 ist noch lange nicht Schluss.“ Er hat’s gewusst.
Aufgeklaubt
Themen sind wie Früchte. Sobald sie reif sind, greifen alle danach oder klauben sie auf. Wirtschaft und Schule ist so ein Beispiel. So hat dieser Tage eine junge Frau via Facebook Politiker und Lehrerverbände, sogar die Bundesbildungsministerin, mit dieser Kurznachricht aufgescheucht: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete und Versicherungen. Aber ich kann ‘ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“ „Wirtschaftsbildung ist Allgemeinbildung“ war jetzt im Leitartikel einer überregionalen Zeitung zu lesen. Auch, dass für Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Schule „auf Augenhöhe“ Lehrer benötigt werden, die selbst wirtschaftliches Know-how haben und Partner aus der Wirtschaft zielkonform briefen können, damit der Einsatz von Wirtschaftsleuten nicht primär Eigenwerbung, Lobbyinteressen oder Sponsoring zum Ziel hat. Da fehlt’s wohl noch.
Entweder oder
Zum Schluss noch in „Colore“, dem Architektenmagazin von Brillux, gefunden: „Ob du denkst, du kannst es oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“ Henry Ford.
Töpfe, aus denen sich die energetische Modernisierung finanzieren lässt, gibt es genug.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Tel.: (06109) 34208
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