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Reif durch die Insel

Betrieb & Markt
Reif durch die Insel

Sprachbarrieren, Bewährungsproben, kreative Lösungen: Drei junge Malermeister erzählen von ihren Arbeitsjahren am Mallorca-Standort von Heinrich Schmid.

David Krenz

Man kennt das aus dem amerikanischen Profisport: Erstligamannschaften halten sich Ausbildungsvereine, die in tieferen Klassen spielen. In diesen Farmteams sollen die jungen Talente Erfahrungen sammeln und fit für die große Karriere werden.
Ähnlich funktioniert – aufs Malerhandwerk übertragen – der Heinrich-Schmid-Standort in Santa Ponsa auf Mallorca. Gut, das Unternehmen hätte wohl einige Einwände gegen diesen Vergleich. Schließlich sind die jungen Mitarbeiter, die auf Mallorca starten, bereits Meister und die Anforderungen auf der Insel keinesfalls kleiner als in Deutschland. Im Gegenteil: Viele der Objekte zählen zur Luxusklasse, entsprechend hoch ist der Qualitätsanspruch.
Trotzdem: Auf der Baleareninsel reiften bereits viele HS-Mitarbeiter zu Führungskräften. Meisterschüler der Stuttgarter Fachschule für Farbe und Gestaltung können zunächst ein Schnupperpraktikum absolvieren und sich anschließend für einen längeren Aufenthalt entscheiden. Während dieser Zeit sollen sie das System Heinrich Schmid kennenlernen und in ihre Führungsrolle hineinwachsen, um später an einem der 100 Standorte Verantwortung zu übernehmen.
In der Ausgabe 11/2011 hat das Malerblatt bereits über die Jungmeister von Mallorca berichtet. HS-Geschäftsbe-reichsleiter Sven Koch, der das Projekt ins Leben gerufen hat, sagte damals: „Der Standort ist ein richtiges Karrieresprungbrett. Bei uns kann jeder eigenständig arbeiten, seine Stärken einbringen und sich weiterentwickeln.“ Der Text trug den Titel: „Chance ergreifen!“
Vier Jahre später wollen wir wissen: Chance genutzt? Drei junge Führungskräfte berichten von ihrer Mallorcazeit.
Lasse Harbaum: „Bin belastbarer geworden.“
Lasse Harbaum sitzt auf gepackten Kisten. Nach zweieinhalb Jahren Mallorca wechselt er zum Standort nach Köln.
Harbaum hat bei HS in Reutlingen gelernt und ging 2010 an die Stuttgarter Meisterschule. Dann die Entscheidung für Mallorca. Dort lief einiges anders: „Hier arbeiten wir überwiegend im hochwertigsten Sektor. Jede kleine Delle gleicht einem Weltuntergang“, sagt er. „Vor der Übergabe haben wir oft noch das letzte Staubkorn weggesaugt.“
Gerade dieser Anspruch habe ihn gereizt. „Manche Spachteltechniken, die sehr zeitintensiv und handwerklich schwer auszuführen sind, kosten 300 Euro pro Quadratmeter. Er erzählt von Tadelakt, einer marokkanischen Kalkspachteltechnik, „da poliert man die komplette Fläche mit einem winzigen Stein“.
In Köln warten andere Aufgaben, viele Kunden stammen aus der Industrie. „Die Arbeit in einer Nobelvilla oder in einer Werkshalle – das sind zwei Welten. Und ich freue mich jetzt, die andere Welt kennenzulernen.“
Der Standort Köln will wachsen und braucht dafür Führungskräfte. Genau die richtige Herausforderung: „Ich bin 24 Jahre, vor zweieinhalb Jahren von der Meisterschule gekommen und darf jetzt in Deutschland als Teamleiter einstiegen – eine tolle Entwicklung!“ Die Inseljahre – für ihn eine prägende Zeit. „Ich bin vom Jungmeister zu jemandem geworden, der belastbar ist, keine Angst vor neuen Lösungen hat. Das Team auf Mallorca ist sehr jung, es gibt kaum alte Hasen, die man bei Problemen auf der Baustelle einfach fragen kann. Hier müssen wir selbst kreativ sein.“ Klingt danach, als würde Lasse Harbaum neben seinen Umzugskartons auch jede Menge Erfahrungen aus Mallorca mitnehmen.
Engin Caglar, 26, kann sich gut an seine Gedanken vor dem Mallorcapraktikum erinnern: „Für mich war eigentlich klar, dass ich in einem Großunternehmen nicht anfangen werde. Ich hatte in einem solchen gelernt und wollte als Meister lieber zu einem kleineren Betrieb gehen, nicht nur eine Nummer sein.“ Die Woche in Santa Ponsa wischte seine Vorurteile weg. „Es lief einfach sehr familiär ab zwischen den Kollegen. Nach der Arbeit haben wir gegrillt, sind zusammen ausgegangen.“
Als er im September 2012 fest anfing, musste er sich auf der Baustelle mit Händen und Füßen verständigen, „wir hatten drei Mal die Woche Sprachschule, sodass es bald besser lief.“
Die schwer zu verarbeitenden Spezialfarben, die kniffligen Techniken, die extrem hohen Kundenansprüche – das kannte er so aus Deutschland nicht, sagt er. „Es war aber eine Herausforderung, die ich annehmen wollte. Ich wollte mich ja weiterentwickeln in meinem Beruf.“ Aus dem geplanten Jahr Aufenthalt wurden schnell zwei. „Ich wollte dann aber meinen Arbeitsschwerpunkt von der Baustelle ins Büro verlagern, was bei Heinrich Schmid noch einige Jahre gedauert hätte“, sagt er. Ein Bekannter vermittelte ihm den Kontakt zur Firma Farbtex, „da habe ich die Gunst der Stunde genutzt.“ Seit Februar ist er im Stuttgarter Büro des Großhändlers für Malerbedarf. „Jetzt arbeite ich immer noch in meinem Handwerk, aber nicht mehr auf der ausführenden Seite“, erzählt er. Stattdessen berät und betreut er Kunden, erstellt Farbkonzepte für sie. Die Erfahrungen von der Insel helfen ihm dabei. „Dem Kunden gegenüber stets geduldig zu sein, immer ein offenes Ohr zu haben – all das habe ich auf Mallorca gelernt. Die Zeit war eine riesige Bereicherung!“ Heinrich Schmid bleibt er im neuen Job verbunden. „Sie sind einer unser größten Kunden“, sagt er.
Wenn es Sommer wird auf Mallorca, beginnt für Christina Storz die stressige Zeit. Zehn Baustellen betreut die 27-Jährige aktuell. „Wir haben richtig gut zu tun“, sagt sie. „Unsere Kunden kommen jetzt wieder auf die Insel, um hier zu leben. Da muss in den Häusern einiges renoviert werden.“
Die vielen Gestaltungsarbeiten sind genau das, was ihr liegt. Nach ihrer Malerausbildung wollte sie ursprünglich Innenarchitektur studieren. „Aber in den zwei Lehrjahren hatte mich das Handwerk so gefangen, dass das Studium raus war aus dem Kopf. Der Wunsch zu gestalten ließ sie aber nicht los. Im Internet stieß sie auf die Stuttgarter Meisterschule. „Diese Kombi aus Meister und Fachrichtung Gestalter, das geht in Richtung Innenarchitektur, dachte ich mir.“ In der Fachschulzeit erfuhr sie vom Mallorcapraktikum. „Ich kannte das Unternehmen vom Hörensagen und was ich hörte, war eher negativ. Ich wollte mir mein eigenes Urteil über HS bilden – und die Insel kennenlernen!“ Sie wurde nicht enttäuscht: „Die Praktikumswoche war wirklich genial! Schöne Insel, super Team, auch die spanischen Kollegen waren total nett, obwohl ich kein Wort Spanisch konnte“, sagt sie. Der enge Kontakt zu den Kunden und die anspruchsvollen Stuck- und Tapezierarbeiten in den Villen begeisterten Storz.
Trotz der guten Eindrücke: Die Entscheidung, fest nach Mallorca zu wechseln, fiel ihr schwer. „Ich bin ein Familienmensch, habe nie davon geträumt, im Ausland zu arbeiten.“ Weil sich aber die Chance ergab, wagte sie im Sommer 2011 den Schritt schließlich doch. Das ist knapp vier Jahre her. Mittlerweile leitet sie ein Team von acht Mitarbeitern, spricht fließend Spanisch, hat auf der Insel ihre Liebe und neue Freunde gefunden. Am Standort sah sie viele Jungmeister kommen und wieder gehen. „Die Abschiede tun schon weh“, sagt sie, „aber so ist das Konzept. Und wie die Zahlen zeigen, funktioniert es“, sagt sie. Drei der Junioren arbeiten inzwischen an HS-Standorten in Deutschland. Einer kam kürzlich zu Besuch. „Er berichtete, wie gut es für ihn läuft. Ich denke, daran habe ich einen kleinen Anteil. Das macht mich stolz.“
In einer Geschichte über Mallorca darf Stephan Schönfelder nicht fehlen. Er leitet den Standort seit elf Jahren. „Es ist schön zu wissen, dass wir unsere Mitarbeiter durch diese Weiterbildungsmöglichkeiten fördern können und sie so ihren Platz im Unternehmen finden“, sagt er. Der Umgang mit den vielen Wechseln sei nicht immer leicht, aber letztlich profitiere auch der Standort. „Jeder Jungmeister bringt neue Ideen und Sichtweisen hierher.“ Vor drei Jahren wollte Stephan Schönfelder eigentlich wieder nach Deutschland gehen. Er blieb. „Durch die jungen Führungskräfte entstehen immer wieder neue Herausforderungen. Und denen stelle ich mich einfach gern.“
Lasse Harbaum: Ich bin belastbarer geworden.
Engin Caglar: Eine Heraus-forderung, die ich annehmen wollte.
Christina Storz: Das Konzept funktioniert.
Stephan Schönfelder: Durch die jungen Führungskräfte entstehen immer wieder neue Herausforderungen.

praxisplus

Ansprechpartner bei Heinrich Schmid für den Standort Mallorca:
Sven Koch
Malerwerkstätten Heinrich Schmid
Am Wammesknopf 39
70439 Stuttgart
Tel.: (0711) 8090-149
Heinrich Schmid España
Islas Baleares, 36
E-07180 Santa Ponsa
Mallorca
Tel.: (+34971) 699739
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