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Sich selbst coachen

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Sich selbst coachen

In unserer modernen, von rascher Veränderung geprägten Welt, benötigen wir zunehmend die Kompetenz, uns selbst zu coachen. Davon ist die Wiener Coach-Ausbilderin und Buchautorin Sabine Prohaska überzeugt.

Sie schreiben, dass wir – zumindest gefühlt – immer häufiger in Situationen geraten, in denen wir uns entscheiden oder die Weichen neu stellen müssen. Was sind das für Situationen?

Sabine Prohaska: Da sind zum einen berufliche Situationen – zum Beispiel, wenn sich in unserem Arbeitsumfeld etwas Gravierendes ändert. Dann stehen wir stets vor der Entscheidung „Love it”, „Change it” oder „Leave it”. Also, arrangiere ich mich damit, verändere ich es oder suche ich mir etwas Neues? Ebenso verhält es sich in unserem privaten Umfeld. Auch hier gilt es immer wieder, grundlegende Entscheidungen zu treffen wie: Bleibe ich hier wohnen oder ziehe ich um? Wie wichtig ist es mir viel Zeit für meine Hobbies? Hinzu kommen die vielen kleinen Entscheidungen im Alltag, die jedoch unser Leben prägen – etwa: Wie ernähre ich mich?

Warum häufen sich solche Entscheidungssituationen?

Prohaska: Vor allem, weil wir mehr Optionen, also Wahlmöglichkeiten haben. Noch vor ein, zwei Generationen war das Leben der meisten Menschen weitgehend vorbestimmt. Heute müssen wir unseren Platz im Leben selbst finden und regelmäßig neu bestimmen. Unter anderem, weil sich die Rahmenbedingungen unseres Lebens rasch ändern. Alles ist heute im Fluss. Deshalb müssen wir regelmäßig neu entscheiden, wie wir leben möchten. Das können wir nur, wenn wir wissen, was uns wichtig ist.

Woran erkennen wir, dass uns eine Situation überfordert?

Prohaska: Ein typisches Anzeichen hierfür ist ein länger anhaltendes Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit; also das Gefühl, einer Situation ausgeliefert zu sein und nicht mehr die Mittel, Fähigkeiten und Ressourcen zu haben, um sie zu meistern. Das stresst uns, und dies artikuliert sich wiederum zum Beispiel in einem körperlichen Unbehagen, einem Angespannt-Sein und Schlafstörungen.

Gerate ich in eine Krise, etwa aufgrund einer Kündigung, macht es dann einen Unterschied, ob dies ohne mein Zutun geschah?

Prohaska: Am Anfang ja, da ich einen externen Schuldigen habe: meinen Ex-Arbeitgeber, mein Schicksal. Letztlich ist das Erleben einer Krise immer gleich: Wir fühlen uns – zumindest vorübergehend – ohnmächtig und hilflos.

Wie gehe ich mit dem Gefühl um, die Krise selbst ausgelöst zu haben?

Prohaska: Wichtig ist es, den Blick in Richtung Zukunft zu wenden und sich ohne Selbstanklagen beispielsweise zu fragen „Was hätte ich anders machen können?“und hieraus die nötigen Schlüsse zu ziehen.

Wie gelingt ein Selbst-Coaching in einer Krise am besten?

Prohaska: Die erste Voraussetzung ist, sich gerade in Krisensituationen bewusst zu machen, wie viel man im Leben schon gemeistert hat. Das ist stets mehr als gedacht: zum Beispiel das Abitur, die Jobsuche, den Wohnortwechsel und, und, und … Das reduziert oft schon das Gefühl der Ohnmacht. Eine weitere ist, sich bewusst zu machen, dass es nicht den einen richtigen Lebensweg gibt, der uns bis ans Lebensende glücklich macht. Zudem bedarf es einer gewissen Selbstdisziplin, um unsere Ziele zu erreichen – eventuell auch auf Umwegen. Deshalb empfiehlt es sich, viele Etappenziele auf dem Weg zu unserem großen Ziel zu formulieren, damit wir regelmäßig kleine Erfolge feiern können. Sonst haben wir schnell das Gefühl: Ich trete auf der Stelle. Wir sollten mental auch auf Rückschläge vorbereitet sein, denn herausfordernde Ziele erreicht man oft nicht auf dem geraden Weg, sondern auf Schlangenwegen. Deshalb sollten Menschen bei Rückschlägen und Schwächen nicht zu streng mit sich sein. Zudem sollten sie ihr Selbstvertrauen nicht verlieren.

Was ist der erste Schritt beim Selbst-coachen?

Prohaska: Sich in aller Ruhe überlegen, in welchem Bereich meines Lebens möchte ich vorrangig eine Veränderung vornehmen, um dann konkrete Ziele zu formulieren – wie: „Ich will zwei Karrierestufen weiter aufsteigen“ oder „… einen Lebenspartner finden“.

Was kommt danach?

Prohaska: Sich überlegen, was nötig ist, um dieses Ziel zu erreichen; außerdem, welche Ressourcen einem hierfür zur Verfügung stehen. Das ist auch wichtig, um zu checken, ob das Ziel mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erreichbar ist. Danach gilt es, einen Aktionsplan zu entwerfen – mit konkreten Teilzielen. Dabei sollten Sie sich jedoch bewusst sein, was Sie für das Erreichen Ihres großen Ziels aufgeben.

Woran merke ich, dass es eventuell besser wäre, mir eine professionelle Unterstützung zu engagieren?

Prohaska: Wenn sich Ihre Gedanken permanent im Kreis drehen. Oder wenn Ihre Energietanks so leer sind, dass Sie allein nicht die ersten Schritte schaffen. Hierfür bedarf es einer gewissen Achtsamkeit für sich selbst, damit wir es rechtzeitig erkennen, wenn wir Hilfe brauchen. Auch das ist eine Kompetenz, die wir heute verstärkt benötigen. Der Versuch, uns selbst zu coachen, darf uns nie so stark unter den Druck „Ich schaffe das alleine“ setzen, dass wir im Bedarfsfall Hilfe ablehnen. Oft zeigt sich unsere Selbst-Coaching-Kompetenz gerade darin, dass wir akzeptieren „Ja, ich brauche eine punktuelle, zeitliche Unterstützung“.

Woran erkenne ich, ob die gefundene Lösung die richtige für mich ist?

Prohaska: Ihre Frage enthält bereits einen Teil der Antwort: „für mich richtig“. Die Lösung muss sich für sie zum jetzigen Zeitpunkt richtig anfühlen.

Weitere Informationen:
bit.ly/30MCE5H


PraxisPlus

Zur Person

Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien, das unter anderem Coaches ausbildet 2016 erschien ihr Buch „Lösungsorientiertes Selbstcoaching: Ihren Zielen näherkommen – Schritt für Schritt“.

www.seminarconsult.at

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