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Skurril in den April

Betrieb & Markt
Skurril in den April

Skurril in den April
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Ist der Traum vom Häuschen im Grünen bald ausgeträumt? Anton Hofreiter hat mit seinen Aussagen in einem Interview jedenfalls eine breite Debatte über das Für und Wider entfacht. Wirtschaftsexperten verweisen auf die im internationalen Vergleich sehr geringe Eigentumsquote und kritisieren auch, dass es nicht zusammenpasse, einerseits Recht auf Homeoffice zu fordern und gleichzeitig gegen das Häuschen im Grünen zu argumentieren, in dem sich die Heimarbeit weit besser als in einer engen städtischen Mietwohnung organisieren lasse. Andere appellieren an das Umweltbewusstsein, weisen nicht nur auf den Landschaftsschwund durch die Zersiedelung hin, sondern auch darauf, dass zum Beispiel beim Bau von Passivhäusern ein Vielfaches an Energie verbraucht werde gegenüber dem Heizen. Rudi Scheuermann, Architekt und Mitkurator der jetzt im Deutschen Architekturmuseum gezeigten Schau „Einfach Grün – Greening the City“, lässt zunächst wissen, dass es für die Natur am besten wäre, wenn man gar nicht baute – natürlich. Er votiert für eine intelligente begrünte Architektur und begründet dies auch. Nicht nur von ihm werden jetzt auch die bekannten Bedenken gegen die Dämmung wieder vorgebracht. Scheuer nennt sie eine katastrophale Dämmorgie. Dem erklärten Ziel des Klimaschutzplanes, bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, dass zum Bauen keine neuen Flächen mehr verbraucht werden, kommen wohl die Empfehlungen am nächsten, die Modifizierungen, Sanierung und auch Ersatz von Altbauten vorschlagen und freistehende Häuser erweitern wollen, unter anderem durch Dachgeschossausbauten. Dazu ergänzend auch die Forderung nach Abschaffung übertriebener Vorschriften und der Vorschlag, eine zentrale Ausstellung ins Leben zu rufen, die beispielhaft vermittelt, wie man Ortskerne verdichtet und Baubestand sinnvoll modernisiert. Damit fürs Wohnen im Grünen nicht nur die Hofreite bleibt. Gute Ansichten – und gute Aussichten für unseren Beruf.

Mit der Stimme des Bundeskanzlers

Als vor Jahren die Holz- und Bautenschützer auf unseren Markt drängten, wollten die Maler klarstellen, dass diese Tätigkeiten längst Teil ihres Berufsbildes sind. Also schrieb ich einen entsprechenden Spot für eine flächendeckende Rundfunkwerbung. Zur Regie und den Dreharbeiten fuhr ich nach Mannheim, wo mich ein Mitarbeiter des Produktionsteams am Bahnhof abholte. Auf dem Weg zum Tonstudio kamen wir ins Plaudern und er erzählte mir, dass er aktuell die Stimme eines bekannten Schlagersängers sei, der also gar nicht singen könne. Außerdem imitiere er Prominente, insbesondere Norbert Blüm und Helmut Kohl -und er gab mir von des Kanzlers Stimme gleich eine Kostprobe, so täuschend ähnlich, dass ich noch auf der Straße mein Drehbuch zerriss. Im Studio ließen wir dann den Kanzler vor der Geräuschkulisse und unter großem Beifall des hohen Hauses erklären, dass natürlich die die Maler und Lackierer die besten Holz- und hohen Bautenschützer seien. Der Spot wurde ein Hit und war ein klassisches Beispiel für Guerilla-Marketing, bei dem man mit kleinem Geld große Wirkung erzielen kann, überraschend und unkonventionell, aber im Handwerk leider selten. Aus vorangegangenen Erfahrungen mit dieser forschen Strategie wusste ich, dass wir von Helmut Kohl nichts, aber viele unsere Werbung hören würden.

Auf der schwarzen Liste

„Nach Feierabend schwarzarbeiten geht gar nicht.“ Fast 60 Prozent der von EMNID repräsentativ Befragten meinen das inzwischen. Lediglich „während der Pandemie groß Geburtstag feiern“ wurde als No-Go noch häufiger genannt, dagegen „10 km/h schneller fahren als erlaubt“ weit weniger kritisiert. Das Vergehen Schwarzarbeit ist wohl bald Vergangenheit.

Sitzenbleiber werden bestraft

Weil wegen der Abstandsregeln auch in italienischen Restaurants weniger Tische stehen, wird bei einigen Restaurants für Gäste, die das Dinner nicht unnötig in die Länge ziehen, die Rechnung gestuft gekürzt. Wer länger sitzen bleibt zahlt den vollen Preis. Corona macht kreativ. Auch uns? Ein Berliner Kollege hat allen Kunden eine malerlike gestaltete Karte geschickt, mit ein paar aufmunternden Gedanken, damit man sich in der kontaktarmen Zeit nicht aus den Augen verliert. Schreiben Sie mal, wenn Not auch Sie erfinderisch gemacht und zu einer Goodwill-Aktion inspiriert hat. Apropos: Sitzen bleiben, den Hintern nicht hochkriegen, anstatt im richtigen Moment aufzubrechen, hat auch an anderen Stellen seinen Preis. Nehmen wir unseren Mangel an Fachkräften: Schon vor Corona konnte jeder vierte Ausbildungsplatz nicht mehr besetzt werden und 15 Prozent der Lehrverträge wurden vorzeitig beendet. Am Bau war jeder vierte Vertrag betroffen. Viele Betriebe, so neueste Daten, wollen jetzt weniger oder gar keine Plätze anbieten. Deshalb sollen die „Corona-Sonderprämien“ für Ausbildungsbetriebe deutlich erweitert werden. Also: Kräftig zulangen – und weniger bezahlen! Aber: Nur jeder zweite anspruchsberechtigte Betrieb kennt dieses Angebot.

Influencer statt Influenza

Unter diesem Titel steht eine Kampagne des Maler- und Lackiererhandwerks zur Nachwuchsgewinnung. Dafür wurden die Spitzenreiter unter den Influencern, Toni Kroos mit 21,6 sowie Pia Wurtzbach mit 11,8 Millionen Followern gewonnen. Deren Honorare für diese erfolgversprechende Kampagne werden durch einen von den Ausbildungsbetrieben aufzubringenden Sonderfond bestritten. Die im Handwerk bislang einmalige Aktion ist am 1. April angelaufen.


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Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

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Rainer Maria Rilke

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

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