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Social-Media öffnet Türen: Interview mit Jessica Jörges und Tobias Haubner

Mit Handwerk auf Social Media erfolgreich werden
Social-Media öffnet Türen

Im Malerhandwerk haben die „Influencer“ immer größeren Einfluss. Zwei bekannte Gesichter sind Tobias Haubner und Jessica Jörges. Wir haben sie zu ihren Anfängen, Followern und ihrem Equipment befragt.

Malermeister Tobias Haubner erreicht mit seinem YouTube-Channel über 20.000 Abonnenten. In seinen Videos präsentiert Haubner als Kreativtobi Technik- und Praxistipps. Wir haben ihn besucht und durften sogar selbst mit anpacken. Jessica Jörges ist im Malerhandwerk ein wahrer Tausendsassa: Innungsbeste Rhein-Main 2018, langjähriges Mitglied der Nationalmannschaft und 5. bei den WorldSkills 2019 in Kazan. Klar, dass man mit dieser Vita auch als Influencerin erfolgreich ist. Jörges hat über 5.500 Follower bei Instagram und betreibt seit Beginn ihrer Ausbildung einen erfolgreichen Blog.

Wie seid ihr dazu gekommen, euren Beruf auf Social Media zu präsentieren?

Tobias Haubner: Im Oktober 2019 habe ich mit der Meisterschule in Regensburg begonnen und im Januar 2020 hat der praktische Teil der Meisterprüfung angefangen. Damals startete ich meinen Instagram-Kanal, um anderen Menschen zu zeigen, wie die Meisterprüfung abläuft. Später habe ich ein Video über Betonoptik aufgenommen und bei YouTube hochgeladen. Ich wollte Menschen mitnehmen auf die „Reise Meisterschule“ und ihnen zeigen, was in der Meisterschule gemacht und welcher Input vermittelt wird. So sind dann immer mehr Videos dazugekommen, ich bekam immer mehr positives Feedback und die Videos wurden sehr oft aufgerufen: Deshalb habe ich dann regelmäßig Videos hochgeladen.

Jessica Jörges: Zu Instagram kam ich eher zufällig: Meine Eltern haben an einem Pilotprojekt teilgenommen, bei dem Handwerksbetriebe auf Internet-Marketinganbieter trafen. Soziale Medien wurden als Vermarktungsplattform dargestellt, dabei wurde auch Instagram angesprochen. Ich war zunächst skeptisch, trotzdem habe ich im Oktober 2016 meinen ersten Post auf Insta gemacht. Seither hat es mich nicht mehr losgelassen. Seit 2016 gibt es meinen Blog. Damals begann meine Ausbildung zur Malerin. Ich war eine der ersten, die über ihre Ausbildung gebloggt hat. Zusätzlich teile ich meinen Berufsalltag auf Instagram, damit interessierte Jugendliche sehen, wie schön das Malerhandwerk ist.

Wie hoch ist euer Arbeitsaufwand für Social Media?

Haubner: Jeden Freitag mache ich einen Büro- und YouTube-Tag. Da kümmere ich mich um Social Media und meine Firma. Die Firma heißt „modernhandwerk“, darüber verkaufe ich Online-Workshops für fugenlose Bäder und kreative Spachteltechniken. Außerdem wickele ich an dem Tag meine Aufträge von Social Media ab, zum Beispiel die Produktplatzierungen. Außerdem drehe ich Videos und schneide diese direkt im Anschluss. Sonntags schalte ich die Videos frei, lade sie hoch und beantworte erste Kommentare. Bei größeren Projekten brauche ich auch mal länger und kann mir einen Tag zusätzlich freinehmen. Unter der Woche beantworte ich meist abends die Kommentare und kümmere mich um meinen Instagram-Kanal. Es ist meist ein sehr knapper Zeitplan von dem Dreh am Freitag bis zum Hochladen am Sonntag.

Jörges: So etwa ein bis zwei Stunden pro Tag. Das umfasst dann das Erstellen der Posts und den Austausch mit den Followern. Gerade diesen Austausch liebe ich. Er nimmt allerdings auch Zeit in Anspruch.

Welches Feedback bekommt ihr von euren Followern?

Haubner: Die meisten Kommentare sind positiv, es gibt aber auch negative. Ist es konstruktive Kritik, gehe ich darauf ein. Man darf sich davon aber auch nicht verrückt machen lassen. Bei dem Video zu meiner Meisterprüfung haben mir sehr viele geschrieben, allen konnte ich leider nicht antworten.

Jörges: Ich bekomme sehr viel positives Feedback und Lob für meine Arbeiten. Natürlich gibt es immer mal wieder negative Kritik, wobei das meist fachliche Streitigkeiten sind, da es sehr viele unterschiedliche Meinungen zu Ausführungen gibt. Ein gutes Beispiel ist das Thema Innendämmung. Es gibt so viele Materialien, jeder hat eine andere Meinung was am besten funktioniert und es gibt Leute die sagen „Nein, Innendämmung funktioniert gar nicht – sollte man lieber ganz weglassen“.

Wie wählt ihr für Social Media geeignete Projekte aus?

Haubner: Ich versuche erstmal die ganzen Grundlagen aufzunehmen. Dadurch erreiche ich eine größere Zielgruppe, zwischendurch mache ich Spezialvideos, zum Beispiel über Rostoptik oder eine nahtlose Tapete. Beim Filmen auf der Baustelle frage ich zuerst den Kunden. Das sind dann meist auch Spezial-Videos. Passen Thema und Gegebenheiten, filme ich auch auf der Baustelle.

Jörges: Eigentlich mache ich Fotos und Videos von allem und schaue, was Gutes dabei herauskommt. Tapeten und fugenlose Bäder eignen sich am besten wegen des Vorher-Nachher-Effektes. Manchmal sind es auch Schnappschüsse, die dann funktionieren.

Erreicht ihr über Social Media auch potenzielle Kunden?

Haubner: Ab und zu kommt das schon vor, dass jemand aus der Umgebung anfragt. Viele wohnen jedoch zu weit weg, sodass die Anfahrt sich nicht lohnt.

Jörges: Direkt über Instagram bekomme ich keine Aufträge, weil ich als Person und nicht als Betrieb poste. Aber durch Instagram bin ich auch ins Fernsehen gekommen, zum Beispiel zum Hessischen Fernsehen. Da wurde ich zu aktuellen Farbtrends befragt. Und darüber bekommt der Betrieb dann wiederum Anfragen.

Braucht es besonderes Equipment?

Haubner: Für Instagram reicht ein Handy und bei Youtube wären eine Kamera und ein passendes Schnittprogramm sinnvoll. Es gibt extra Software-Pakete, die Programme zum Schneiden und zur Bildbearbeitung enthalten.

Jörges: Handy, Fotobearbeitung mit Lightroom fürs Handy oder der Iphone-Funktion. Neu ist ein Dreibein-Stativ. Zusätzlich habe ich auch eine kleine Videokamera. Demnächst will ich mir noch ein Ringlicht holen, für hochwertigere Videos. Die Videos werden von meinem Bruder erstellt, der sich beruflich um Werbevideos für Firmen kümmert.

Welche Tipps habt ihr für Maler, die mit Social Media starten wollen?

Haubner: Grundsätzlich kann das jeder machen. Jeder kann Bilder schießen, einen Text verfassen und hochladen. Mit der Zeit entwickelt man auch ein Gefühl für den Winkel, passende Motive etc.

Öffnet Social Media Türen, die sonst verschlossen bleiben würden?

Jörges: Auf jeden Fall. Ich habe während meiner Ausbildung schon Seminare besuchen dürfen, die manche Meister noch nicht hatten. Das hat mich beruflich wahnsinnig weitergebracht. Über die Workshops ist auch meine Liebe zu den Kreativtechniken entstanden. Außerdem durfte ich Arbeitskleidung ausprobieren, Werkzeuge testen, konnte viele fachliche Kontakte knüpfen.

Wie sehen die nächsten Schritte bei Social Media aus?

Haubner: Ich will das weiter ausbauen. Großartig wäre es, auf YouTube 100.000 Abonnenten zu erreichen. Ich habe demnächst ein neues Projekt, das mir hoffentlich noch etwas Push gibt. Zudem will ich ab 2022 zwei Tage die Woche in meine Social-Media-Kanäle investieren.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website.

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