Meine Adresse hatte der Malerbetrieb irgendwo gekauft, das sah ich gleich. Die Adresse war nämlich falsch geschrieben. Den bemitleidenswert miesen Werbetext hatte er nicht gekauft, das sah ich auch gleich. So einen Mist traut sich keine Textagentur anzubieten. Ich vermute, das hat Malers Mutti am Küchentisch fleißig selbst gestrickt. Der gesamte Text war nicht nur grottenschlecht, sondern dazu auch noch fehlerhaft. Und das Design unsäglich, für das Auge eine blanke Katastrophe. „Verehrter Herr“ – und dann kamen akademische Anreden, dass es peinlich war. „Erlauben Sie mir heute“, so begann der Brief. Mit „ich kann“ und „unsere Firma kann“ und „wir wollen“ ging es weiter. Der Maler redete nur von sich, nicht von mir. Kein Wort davon, was ich (als Kunde) wollen könnte. Kein Wort davon, welchen Nutzen ich davon haben könnte, wenn ich den Mist weiterlese. Kein Wort davon, warum ich das Machwerk überhaupt bis zum Ende lesen sollte. Im vorletzten Absatz allerdings bot der Malermeister mir einen „Kuhpong“ an, mittels dessen Einsendung ich an einem tollen Gewinnspiel teilnehmen könnte. Im letzten Absatz erklärte er mir dann noch, welche juristischen Hindernisse entgegenstehen könnten und dass der Rechtsweg natürlich ausgeschlossen sei. Im allerletzten Satz wurde ich ermahnt, eine Briefmarke auf den „Kuhpong“ zu kleben, ansonsten der „Kuhpong“ nicht teilnehmen werde. Ach was? Wie warmherzig.
www.burkhard-busch.de
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