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Wie werde ich nachhaltig?

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Wie werde ich nachhaltig?

Wie werde ich nachhaltig?
Dr. Thomas Henningsen Foto:
Dr. Thomas Henningsen ist bei der HPM Die Handwerksgruppe mitverantwortlich für die Umweltstrategie und in diesem Zusammenhang verantwortlich für strategische Partnerschaften, Ökobilanzierung und umweltfreundliche Mobilität. Mit ihm sprachen wir darüber, wie man Betriebe Schritt für Schritt nachhaltiger aufstellen kann.

Autor: Martin Mansel | Foto: HPM

Dr. Henningsen, Sie sind bei HPM verantwortlich dafür, dass der ökologische Fußabdruck der Unternehmensgruppe möglichst klein wird. Wie nähert man sich als Malerbetrieb dem Thema Nachhaltigkeit?

Dr. Thomas Henningsen: Der erste Schritt findet im Kopf statt. Man sollte verinnerlichen, dass Umweltschutz keine Bürde ist, keine Aufgabe, die man noch zusätzlich erledigen muss. Es ist eine Aufgabe, die man machen will, weil man Verantwortung trägt. Verantwortung trägt man natürlich für die eigene Firma, aber auch für die zukünftige Generation, für eine sinnvolle Resourcennutzung. Wir alle wollen ja in einer guten und sauberen Umwelt leben. Ein zweiter Schritt sollte sein, ein Leitbild für Klima- und Umwelt abzustimmen und dann konkrete Ziele zu setzen, die auf der einen Seite realistisch sind, aber auch so ambitioniert, dass man damit etwas erreichen kann. Zum Beispiel, seinen Müll um die Hälfte zu verringern oder den CO2 Ausstoß durch Verbesserungen in der Energienutzung ebenso auf die Hälfte (oder mehr) zu reduzieren, Plastiknutzung abbauen, das Mobilitätsverhalten unter die Lupe nehmen oder über die Produkte nachdenken, die ich verarbeite. Aber auch mit kleinen Schritten anfangen – Recyclingpapier einsetzen, umweltfreundliche Reinigungsmittel… es gibt so viele Möglichkeiten – wichtig ist anzufangen und das mit Überzeugung.

Womit sind Sie bei HPM gestartet? Können Sie uns Beispiele aus dem Unternehmensalltag nennen?

Dr. Thomas Henningsen: Wir haben mit der Ökobilanzierung angefangen, um zu sehen, wo wir stehen und dann zu überlegen, wo wir hinwollen. Wenn man das selber machen möchte, kann man sich das im Internet anlesen oder auch einen kompetenten Berater zur Unterstützung hinzuziehen. Wenn man den Status Quo festgestellt hat, kann man sich Ziele setzen, z. B. seinen ökologischen Fußabdruck in den nächsten 5 Jahren um 30 oder 50 Prozent zu verringern oder sogar anstreben sich klimaneutral aufzustellen.

Die HPM ist eine große, familiengeführte Unternehmensgruppe mit 143 Betrieben und Sie sind ja in Ihrer Position die Schnittstelle zu ganz vielen Kollegen. Wie reagieren die auf das Thema?

 Dr. Thomas Henningsen: Ich glaube, mittlerweile ist jedem bewusst, dass man in Bezug auf die Umwelt etwas unternehmen muss, wenn man sich anschaut, was draußen auf der Welt passiert. Das Wetter verändert sich, das Klima verändert sich. Wir haben in Bezug auf fast alle Umwelt- und Klimafaktoren negative Rekordstände. Das arktische Eis schmilzt schneller als je zuvor, wir erleben größere Stürme als je zuvor. Wir erleben Niedrigstwasserstände im Bereich des Grundwassers. Wir erleben Hitzeperioden und Waldbrände. Allen ist bewusst, wir müssen etwas tun.

Mit welchen Stellschrauben lassen sich im mittelständischen Handwerksbetrieb schnell Ergebnisse erzielen?

Dr. Thomas Henningsen: Wir fangen mit der Energie an. Jeder ist in der Lage, sauberen Strom zu beziehen. Das ist oft nur ein Telefonanruf. Wichtig ist, dass man keinen Ökostromtarif wählt, sondern einen guten Ökostromanbieter und damit schon einmal die eigene Energiebilanz massiv zu verbessern. Dann kann ich mir meine Büroausstattung anschauen, die ganzen Verbrauchsartikel. Das beginnt beim Papier und beim Kaffee, den ich bestelle. Müll reduzieren ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Ich kann überprüfen, wie zum Beispiel Wegwerfprodukte vermieden werden können. Ich nehme ja auch keinen Hammer, schlage ein paar Nagel in die Wand und werfe den Hammer dann weg? Bei ganz vielen anderen Produkten wird das aber so gemacht. Warum kann man nicht Pinsel kreieren, bei denen man nur den Kopf austauscht. Warum nicht Eimer und Folien so gestalten, dass man sie wiederverwerten kann. Das geht doch und das müssen wir in Zukunft von den Produzenten auch einfordern und unser eigenes Verhalten anpassen. Und wenn Produkte wirklich nicht mehr wiederverwendbar sind, dann müssen diese zu 100 Prozent recyclingfähig sein. Denn wir müssen Ressourcen schonen, um die Umwelt zu schonen und das gelingt nur mit einer Entwicklung hin zu einer Kreislaufwirtschaft.

Das bedeutet für Betriebsinhaber auch, ihre Mitarbeiter immer wieder entsprechend zu instruieren.

Dr. Thomas Henningsen: Absolut. Man muss die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen. Auch hier gilt, es ihnen nicht einfach aufzuerlegen, sondern deutlich zu machen: Es ist genauso wichtig, den Müll gut zu trennen, wie die Wände gut zu beschichten. Die Bereitschaft für so ein Verhalten steigt ja. Das ist das Positive, dass wir heute beobachten. Es gibt ganz viele Stellschrauben und an (fast) allen können wir drehen und somit Teil der Lösung werden.

Die meisten Malerbetriebe sind ja eher klein, nicht jeder kann hier eine Stelle für das Thema Nachhaltigkeit schaffen. Aber so wie Sie es beschreiben, kann doch eigentlich jeder Chef in seinem Betrieb daran arbeiten, seine Umweltbilanz zu verbessern, oder?

Dr. Thomas Henningsen: Ich glaube, wir müssen alle daran arbeiten. Wir können nicht mit dem Finger auf andere zeigen, nach dem Motto, sollen doch die in China oder in den USA das machen. In Deutschland können wir, glaube ich, sehr viel mehr und sehr viel schneller agieren als in vielen anderen Ländern. Wir sehen ja auch, dass die Politik in der Vergangenheit nicht wirklich etwas bewegt hat. Deshalb sind die Firmen und auch die Kunden diejenigen, die das Thema vorantreiben. Wir hören doch von den Verbrauchern, dass sie saubere gesunde Produkte wollen. Das gilt auch bei den Malern. Wenn man hier vorangeht und entsprechende Angebote macht, werden die auch angenommen und damit kann eine gewisse Vorzeigefunktion innerhalb der Branche eingenommen werden. Meiner Einschätzung nach wird der Druck durch die Kunden in nächster Zeit stärker werden. Wir sehen doch, die Jugend geht auf die Straße und protestiert für ihre Zukunft.

 Die Hersteller haben sich ja in puncto Logistik weiterentwickelt. Im Bereich Farben, Stichwort wasserbasierte Lacke, hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Wie würden Sie das beurteilen, gibt es schon genügend nachhaltige Produkte auf dem Markt?

 Dr. Thomas Henningsen: Ich teile Ihren Optimismus nicht ganz. Ich glaube, die Produzenten und Lieferanten haben es erkannt, sind aber noch nicht alle auf einem guten Weg. Viele von ihnen beginnen erst, über solche Dinge nachzudenken. Druck von Seiten der Malerbetriebe kann helfen, dass die Hersteller aktiver werden. Strategische Partnerschaften mit den Herstellern sind angesagt, in denen wir zurückspiegeln können, was wir erwarten und was wir selbst ändern wollen.

 Sie meinen, jeder Maler sollte von den Lieferanten Verbesserungen einfordern?

Dr. Thomas Henningsen: Genau, und es gibt ja auch die Innungen und die Verbände. All die Möglichkeiten, aufeinander zuzugehen. Es geht nicht darum irgendwas nur knallhart zu fordern, sondern Partnerschaften aufzubauen, diese aber mit klaren Zielen und klaren Zeitvorgaben. Wir als HPM bleiben da auf jeden Fall dran.

Wie nutzen Sie das Thema Nachhaltigkeit in der Kommunikation? Wie ist die Reaktion der Kunden?

Dr. Thomas Henningsen: Wenn man was Gutes tut, sollte man auch darüber reden. Die Architektinnen und Architekten beginnen auch, immer mehr ökologische Aspekte anzufragen. Schon bei der Angebotserstellung können wir meist auch ein Alternativangebot gleich mit erstellen und verdeutlichen: Schau, lieber Kunde, hier bei dem Auftrag könnte ich eine umweltschonendere Lösung anbieten. Das ist eine Alternative, die ist im ersten Blick vielleicht etwas teurer, aber nachhaltiger. Im direkten Gespräch kann man dann die Vorteile herausarbeiten. Die Produkte, mit denen wir arbeiten, müssen so ausgezeichnet sein, dass der Umweltaspekt für jeden erkennbar ist. Das ist nicht nur die Aufgabe des Malerbetriebes, sondern auch der Produzenten.

Ich bin auf der einen Seite nach wie vor sehr geschockt, wenn ich sehe, was auf der Welt mit unserer Umwelt passiert, auf der anderen Seite aber auch positiv gestimmt, dass wir gemeinsam viel bewegen können!

Weitere Informationen:
www.handwerksgruppe.de


PraxisPlus

Hintergrund

Als familiengeführte Unternehmensgruppe und als einer der Marktführer im Ausbauhandwerk will HPM Die Handwerksgruppe etwas bewirken und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. So arbeitet die HPM mit ihren 143 Betrieben, an 74 Standorten in Deutschland und Österreich und mit über 3.600 Mitarbeiter*innen, den Geschäftspartnern und Kunden an innovativen Konzepten und konkreten Lösungen, um die Umwelt zu schützen und den Energie- und Ressourcenverbrauch deutlich zu reduzieren.

Was ist das Ziel?

Die HPM möchte eine Reduzierung des eigenen ökologischen Fußabdrucks in allen umweltrelevanten Bereichen bewirken und sich als Vorbild für andere Unternehmen in der Branche etablieren. Die Maßnahmen sollen zudem einen wichtigen Beitrag zu den globalen Zielen für Nachhaltige Entwicklungen (Sustainable Development Goals – SDGs) der Vereinten Nationen leisten.


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