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Zeit zum Umdenken

Betrieb & Markt
Zeit zum Umdenken

Mit der Kampagne „Zeit zum Umdenken“ will das Handwerk den dramatischen Fachkräftemangel bekämpfen. Höchste Zeit: Derzeit fehlen schon 250.000 und das Loch zwischen Rentnern und neuen Arbeitskräften wird immer größer. Allein in diesem Jahr gehen 300.000 Personen mehr in den Ruhestand als neue Arbeitnehmer dazukommen. Bis zum Jahr 2030 werden 5 Millionen fehlen. Was das für das arbeitsintensive Handwerk bedeutet, kann man sich leicht ausrechnen.

Scharfe Sache

„Ein Loch ist im Eimer“, so könnte man die vertrackte Situation überschreiben. Und vielleicht kann das Stroh, mit dem sich in dem alten Gassenhauer (meine Meisterschüler haben ihn gern gesungen, wenn mal eine Arbeit danebengegangen war) das Loch nicht zumachen lässt, für so manche Werbemaßnahme der Vergangenheit stehen, und die ebenfalls besungene Axt für das, was jetzt notwendig ist, um das Loch zu schließen – damit nicht bald alles im Eimer ist. Unser Bundesverband jedenfalls hat sich eine „Scharfe Sache“, wie man spannendes im Slang der Zielgruppe bisweilen nennt, ausgedacht, die der LIV Hessen gerade realisiert. Dabei fertigen Azubis in allen Innungsbereichen von Hand gestaltete Großflächenplakate an -live und öffentlich. Von der Entstehung der Plakate, Unikate in unterschiedlichen Kreativtechniken werden jeweils Videos gedreht, die auch akustisch und zusätzlich visuell unterlegt sind, u.a. mit PR-Codes, die zum „Making of“ einladen und auch von Betrieben eingesetzt werden können. Den Stein, mit dem wie auch in dem Schlager die Axt erst geschärft werden muss, liefert für diese Aktion die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH: Sie unterstützt das Projekt großzügig, indem sie die Flächen zur Verfügung stellt. Mit der Maßnahme werden junge Menschen lokal und digital auf das Maler- und Lackiererhandwerk aufmerksam gemacht. „Mal was Echtes“ heißt dieses erfolgversprechende Projekt. Ich find’s echt scharf.

Vertauschte Rollen

Die Bundesregierung hat die Rolle der Mindestlohnkommission übernommen und die neue Höhe bestimmt. Gleichzeitig hat sie der Wirtschaft einen Part zugewiesen, den eigentlich nur die Politik spielen kann: Das Lieferkettengesetz. Brüssel setzt noch einen drauf, will die Auszahlung der Boni für Manager von deren Kontrolle der Lieferketten abhängig, und Unternehmen für Verstöße ausländischer Firmen haftbar machen. Gibt die Politik damit nicht eine der Hauptrollen ab, die sie selber zu spielen hätte, der sie aber nicht gewachsen ist?

April, April…?

Thüringen macht es schon und in Bayern soll es auch kommen: Die Übernahme von Reparaturkosten für Wasch- und Spülmaschinen sowie für kaputte Handys durch den Staat. Ebenfalls geplant: Veganer sollen einen „Veggie-Bonus“ erhalten, weil sich durch Verzicht auf Fleisch mit der Zahl der Tiere auch deren umweltschädigender Methansaustoß drastisch reduziert. Wenn sich der Trend zu vegetarischer oder veganer Ernährung fortsetzt, werden, so hat man jetzt prognostiziert, bei uns die Schlachttiere bis 2049 weitgehend ausgerottet und nur noch in artgerechten zoologischen Gärten zu besichtigen sein. Für deren Einrichtung und Unterhaltung sollen in den Haushaltsplänen der nächsten Jahre zweckgebundene Rückstellungen gebildet werden. Ist ein Aprilscherz dabei – oder gar zwei?

Stopp and Go

Nach dem Stopp and Go bei der KfW-Förderung für Gebäudemodernisierung hat jetzt auch das Land Hessen sein Förderprogramm, das Eigentümer für Modernisierung motivieren sollte, mit sofortiger Wirkung auch für bereits gestellte Anträge eingestellt. Wenn weitere Bundesländer sich beim Einsparen der Förderung der Modernisierung des Altbaubestandes mit den Hessen messen, kann man die gesteckten Klimaschutzziele bald vergessen.

Fachhandwerker toppen Fachärzte

Jedenfalls bei den Wartezeiten. Während man für einen Facharzttermin durchschnittlich drei Wochen warten muss, sind es im Ausbaugewerbe schon 11. Zum Frust über die Wartezeiten kommt bei den Kunden noch der über drastisch steigende Materialpreiserhöhungen. Nicht wenige Kollegen gleiten dadurch mit laufenden Aufträgen in die Miesen. Zeit und Gelegenheit, um die etwas in Vergessenheit geratenen Preisgleitklauseln wieder mehr durchzusetzen.

Belastung zur Unzeit

Fast 20 Millionen Pendler, darunter viele Handwerker, können durch die Pendlerpauschale, die wegen gestiegener CO2-Abgaben erst vor Jahresbeginn erhöht wurde und jetzt nochmal gesteigert werden soll, ihre Steuer senken. Klimaschützer dagegen wollen diese bewährte Regelung – laut Bundesumweltamt eine „Klimaschädliche Investition“ – abschaffen. Nicht nur Finanzminister Lindner hält fundiert dagegen und macht sich für die „arbeitende Mitte“ stark: „Es wäre eine Belastung, die zur Unzeit käme, da wir an vielen Stellen mit einer grünen Inflation, einer grünen Preissteigerung umgehen müssen:“ Das Thema wird sich in der Ampelkoalition wohl noch einpendeln.


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Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Alter Gassenhauer

Ein Loch ist im Eimer

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