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Eine Ausbildungsberatung kann den Ausbildungsabbruch verhindern

Eine Ausbildungsberatung der Handwerkskammern kann den Ausbildungsabbruch vermeiden.
Ausbildungsberatung: Wie lässt sich ein Ausbildungsabbruch verhindern?

Der Start ins Berufsleben bringt viel Neues mit sich. Manche Berufsanfänger sind den Herausforderungen nicht von vornherein gewachsen. Konflikte mit Ausbildern und Kollegen, Überforderung an der Berufsschule oder andere Probleme können zum Ausbildungsabbruch führen. Vertane Zeit für alle Beteiligten: Viele Abbrecher bleiben ohne Berufsabschluss, für die Firmen hat es negative Auswirkung aufs Betriebsklima, die Abläufe, verursacht zusätzlich Kosten. Erfolgreiche Auszubildende tragen hingegen zur Zukunftsfähigkeit des Betriebs bei.

Um einen Ausbildungsabbruch zu verhindern, wird von verschiedenen Seiten Ausbildungsberatung angeboten. Bundesweit bietet die „Initiative Vera“ mit ihren Senior Experten Begleitung an. Eine weitere Möglichkeit ist, einen Ausbildungsbegleiter von einer Handwerkskammer zu Rate zu ziehen. Matthias Deckert von der Handwerkskammer Region Stuttgart sprach mit dem Malerblatt über seine Erfahrungen und Ziele.

Herr Deckert, die HWK Stuttgart bietet eine Ausbildungsbegleitung an, die den Ausbildungsabbruch verhindern soll. Wie oft waren Sie gerfragt?
Ich habe circa 40 Fälle pro Jahr. Das klingt vielleicht nicht nach besonders viel, aber wir benötigen viel Zeit, um mit allen Beteiligten zu sprechen. Zuerst muss die Ursache geklärt werden. Es bedarf manchmal mehrerer Sitzungen, bis man das Problem wirklich erkennt. Hat das Problem nicht mit dem Betrieb zu tun, gilt natürlich der Schutz der Privatsphäre für den Auszubildenden. Wir versuchen die Situation zu ändern und haben dafür viele Möglichkeiten und die Kontakte zu Beratungsstellen. Sobald es Betrieb und Azubi betrifft, werden alle Beteiligten an einen Tisch gebeten. Dann entwickelt man gemeinsam Vereinbarungen, die in regelmäßigen Abständen nochmals besprochen werden.
Was sind die häufigsten Ursachen für einen Ausbildungsabbruch?
Mal sind es falsche Vorstellungen vom Beruf, Probleme mit dem Chef und dem was er verlangt und/oder den Kollegen am Ausbildungsplatz. Häufig sind es Schwierigkeiten in der Berufsschule, aber auch persönliche Angelegenheiten blockieren und behindern den Azubi in der Ausbildung. Beziehungsthemen, mangelnde Konfliktfähigkeit, Identitätskrisen schaffen falsche Abhängigkeiten, Schulden, psychische Krisen, Drogen- und Alkoholprobleme. Genau an diesem Punkt setzt unsere Ausbildungsbegleitung an: Wir möchten Auszubildende und Handwerksunternehmen dabei unterstützen, schwierige Situationen im Betrieb, an der Berufsschule und auch außerhalb zu meistern – und dazu beitragen, dass mehr Auszubildende ihren Berufsabschluss erreichen.
Auf welche Anzeichen sollte geachtet werden, um Konflikte rechtzeitig zu erkennen?
Nachlassende Pünktlichkeit, häufige Krankmeldungen, Probleme in der Teamarbeit. Oft sind es auch Kleinigkeiten, an denen sich die Probleme hochschaukeln.
Wie sollten sich Ausbilder verhalten, wenn Probleme auftreten?
Reden, reden, reden, und das nicht zwischen Tür und Angel. Es kann unheimlich wertvoll sein, alle vier Wochen 15 Minuten Redezeit zu investieren. Am besten immer zu einem festen Termin. Dann kann geklärt werden: Was ist gut/was ist schlecht? Wie geht es dir? Häufig höre ich von den Jugendlichen den Vorwurf: „Mein Chef hat kein Ohr und keine Wertschätzung für mich“.
Welche Tipps geben Sie Auszubildenden in Konfliktsituationen?
Sofort und allein auf den Ausbilder zu zugehen. Er sollte ihm direkt sagen: Damit habe ich ein Problem. Außerdem hilft es, sich im Vorfeld schon einmal zu überlegen: Welche Änderungswünsche und Ideen habe ich eigentlich? Damit signalisiert er dem Ausbilder: Ich habe mir bereits Gedanken gemacht.
Wann sollte man sich an Sie wenden?
Ab dem Moment, in dem der Betrieb darüber nachdenkt, „War es richtig, diesen Auszubildenden zu nehmen?“. Oder umgekehrt der Azubi denkt: „Ist dieser Betrieb immer noch der richtige für mich?“
Welche Tipps geben Sie den Ausbildern um eine Ausbildungsabbruch zu vermeiden?
Jeder Chef kennt seine Pflichten gemäß der Ausbildungsordnung auszubilden sowie die anderen Pflichten aus dem Berufsausbildungsverhältnis. Ein Auszubildender muss seine Pflichten neben der Lernpflicht im Rahmen seiner Berufsausbildung erst kennenlernen und sich entsprechend aneignen. Oft wäre es hilfreich, würden gleich zu Beginn der Ausbildungszeit Regeln festgelegt. Dazu gehören Arbeitszeiten, Pausen, Antworten auf die Frage: „Was mache ich, wenn ich krank bin?“ Das wird häufig erst geregelt, wenn der Konflikt schon da ist. Den Schulabgängern sind diese Dinge oft nicht klar.
Bei Kritik ist es wichtig, Verständnis zu zeigen, selbst wenn diese unberechtigt ist und die jungen Leute an die Hand zu nehmen, um den Sachverhalt zu klären. Häufig bekomme ich z.B. zu hören: „Ich werde nicht richtig ausgebildet.“ Bei einem gemeinsamen Blick in die Ausbildungsverordnung lässt sich klären, ob tatsächlich Defizite da sind. Häufig erkennt der Lehrling dann aber, dass er schon viel gelernt hat. Für den Azubi ist es wichtig zu wissen: Mache ich meine Sache gut? Deshalb sollte immer gelobt werden, was gut war. Das hilft, auf die Zukunft gesehen, dem Azubi und dem Chef.
Das Interview führte Susanne Wierse.

praxisplus
Läuft während der Lehre einiges schief, kann dies zur vorzeitigen Auflösung des Ausbildungsvertrags führen. In der Region Stuttgart wurden im vergangenen Jahr über 10.000 junge Menschen im Handwerk ausgebildet. 521 Ausbildungsverhältnisse wurden während der dreimonatigen Probezeit abgebrochen, 849 Verträge mussten außerhalb der Probezeit gelöst werden. Damit es nicht so weit kommt, bietet die Handwerkskammer Region Stuttgart die sogenannte Ausbildungsbegleitung an. Bei ihrer Arbeit können Ausbildungsbegleiter auf ein enges Netzwerk an Kooperationspartnern und Beratungsstellen zurückgreifen. Matthias Deckert arbeitet eng mit den Lehrkräften an Berufsschulen, der Agentur für Arbeit, den Kommunen, der Jugendhilfe sowie der zentralen Koordinierungsstelle zusammen. Das Projekt „Erfolgreich ausgebildet – Ausbildungsqualität sichern“ wird vom Ministerium für Finanzen, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert. Für die Ausbildungsbegleitung entstehen dem Ausbildungsbetrieb keine Kosten, Unternehmer und Azubis können sich direkt beim Ausbildungsbegleiter melden.
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