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Azubis bringen Farbe ins Spiel

Aus- & Weiterbildung
Azubis bringen Farbe ins Spiel

Vier Maler- und Lackiererlehrlinge gestalteten Mitte Juni einen Teil der Gebäudefassade der Geschäftsstelle des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz im Frankfurter Stadtteil Bockenheim.

Carola Neydenbock

Es ist viel los auf der Lehrlingsbaustelle an diesem warmen Tag Mitte Juni im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Hier gestalten vier Maler- und Lackiererlehrlinge die Fassade des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz, zu einem ganz besonderen Hingucker. Von der antiken Feston-Schablonierung mit Sandsteinimitation bis zum modernen Streifendesign in Lasurtechnik – viele anspruchsvolle Maltechniken sowie alle Farben des Regenbogens sind vertreten. Eingerahmt werden die Techniken mit Motiven aus den Berufen Maler- und Lackierer und des Fahrzeuglackierers: links ein Maler, der mithilfe eines Malstocks das Innungswappen des Bundesverbandes gestaltet, dazu rechts ein Fahrzeuglackierer, der mit einer Farbspritzpistole ein Auto mit leuchtend rotem Lack überzieht. Die farbenfrohe Gestaltung zeigt, was mit Farbe und Kreativität im Malerhandwerk gestalterisch alles möglich ist. Initiiert wurde die Aktion von der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main. Die vier Auszubildenden sind im zweiten Lehrjahr und kommen von der Baudekoration Diemerling GmbH (Frankfurt), der Burkart & Klasser GmbH (Mühlheim), der Firma Geiling (Frankfurt) sowie der Kraft GmbH (Offenbach). Betreut wurden sie bei dem Projekt vom Frankfurter Malermeister Uwe Dittrich, der die Innung seit knapp zwei Jahren als Ausbildungstrainer unterstützt. Dass alle Arbeiten vom Anfang bis zum Ende von den Lehrlingen alleine durchzuführen sind, aber auch die Planung der Baustelle bis hin zur Abnahme, ist ihm besonders wichtig. So lernen die Auszubildenden eigenverantwortliches Arbeiten.

 


Planen – mischen – gestalten
Hier haben die Azubis alles selbst gemacht. Im Interview mit der Malerblatt-Redaktion erläutern Felix Diemerling (Geschäftsführer der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main) und Ausbildungstrainer Uwe Dietrich die Ziele der Aktion Lehrlingsbaustelle.
Malerblatt: Herr Diemerling, welches Ziel hat die Lehrlingsbaustelle?
Felix Diemerling: Grundsätzlich ist die Lehrlingsbaustelle eine Methodik der Ausbildung, die die Malerinnung in die Betriebe tragen will. Es ist sehr wichtig, dass Auszubildende eine Baustelle selber planen und durchführen können, da wir wissen, dass sie dabei erstens besonders viel lernen und zweitens auch motivierter in der Ausbildung sind. Häufig initiiert die Innung diese Lehrlingsbaustellen für soziale Zwecke. Am deutschen Haus des Maler- und Lackiererhandwerks möchten wir zeigen, dass wir unterschiedliche Gestaltungstechniken beherrschen und dass der Maler eben auch ein Gestalter ist. Wir haben häufig den Eindruck, dass das manchmal etwas verloren geht. Und natürlich ist so eine Lehrlingsbaustelle auch immer eine positive Presse für das Maler- und Lackiererhandwerk.
Herr Dittrich, was stellt der Entwurf dar?
Uwe Dittrich: Gezeigt werden Maltechniken aus allen Epochen, von der Antike über ein Renaissance-Motiv bis zur modernen Lasurtechnik. Zum Teil stellten wir die Motive mit verschiedenen aufeinander gelegten Schablonen her. Wichtig war uns auch, dass die Lehrlinge die Farben eigenhändig mischen. Denn nur so bekommen die Auszubildenden ein Gespür für die Farbe. Um die verschiedenen Farbtöne zu erkennen, benötigt das Auge Zeit. Diese Fähigkeit erlernt man nur durch ständiges Üben.
Auffallend ist, dass an der Lehrlingsbaustelle auch einige ältere Lehrlinge (28 und 37 Jahre alt) mitwirken. Wie erklären Sie sich das?
Felix Diemerling: Insgesamt ist es immer noch der Fall, dass jemand mit 16 bis 18 Jahren mit seiner Ausbildung anfängt. Das ist der Normalfall. Aber wir haben auch vermehrt Jugendliche wie beispielsweise Studienabbrecher, die erkennen, dass zum Glücklichwerden nicht zwingend ein abgeschlossenes Hochschulstudium gehört, sondern dass man auch im Handwerk eine tolle Karriere machen kann.
Auch Ausbilder suchen heutzutage vermehrt nach Lehrlingen mit Abitur. Zudem beginnen immer mehr Jugendliche mit einem Studium anstelle einer Ausbildung.
Ich halte das für eine ganz ungesunde Entwicklung. In diesem Jahr hat die Zahl der Studienbeginner die Zahl der Jugendlichen übertroffen, die eine berufliche Ausbildung beginnen. Ich denke, da muss ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden. Dieser Akademisierungswahn, den wir zurzeit haben, muss gedreht werden. Wir brauchen auch Leute, die produktiv tätig sind, wertschöpfend beschäftigt sind. Das ist ja auch das Ziel dieser Lehrlingsbaustelle, das wir zeigen wollen, das Handwerk einen umfassenden Anspruch stellt. Die Kollegen aus München sagen „Handwerk beginnt im Kopf“. Da ist viel Wahres dran.
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