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Dämmaspekte: Innendämmung als Alternative

Teil 4
Dämmaspekte: Innendämmung als Alternative

Dämmaspekte: Innendämmung als Alternative
Schimmelbildung an der Fensterlaibung.
Die Innendämmung als Alternative zum WDVS und zur Kerndämmung.

Hanne Paschko, Ipeg Institut

Innendämmung ist ein wichtiges Thema bei der nachträglichen Altbausanierung, denn oft ist eine Kern- oder Außendämmung nicht möglich: Die Kerndämmung kommt nur bei zweischaligem Mauerwerk infrage, ein WDVS ist bei Wohnungseigentümergemeinschaften häufig nicht erwünscht und bei denkmalgeschützten Häusern mit massivem Mauerwerk ist die Innendämmung die einzige Möglichkeit zur energetischen Verbesserung der Außenwand. In allen diesen Fällen bietet sich die Innendämmung als Alternative an.
Bei der Durchführung einer Innendämmung ergibt sich eine Reihe von Vorteilen. Die Optik der Fassade bleibt unverändert und bei Wohnungseigentümergemeinschaften ist keine Einigung notwendig. Die Sanierung kann schrittweise im Zuge von Tapezier- und Malerarbeiten erfolgen. Auch können gezielt Einzelflächen zur Wärmebrückenreduktion gedämmt werden. Bei einer richtigen Durchführung werden so Schimmel- und Feuchteschäden vermieden und die Aufheizzeit verringert sich.

Schimmelbildung

Häufig wird die Innendämmung als Ursache für die Schimmelbildung genannt. Wenn die Innendämmung richtig ausgeführt wird, kann sie jedoch diese Probleme vermeiden. Schimmel bildet sich beispielsweise an geometrisch bedingten Wärmebrücken. Diese befinden sich an Stellen, wo die Außenoberfläche sehr viel größer als die Innenoberfläche ist wie an Ecken von zwei Außenwänden.
Vor allem in Gebäudeecken sinkt die Oberflächentemperatur im Vergleich zum Rest der Wand bei ungedämmten Wänden rapide ab. Dadurch ist die Gefahr der Schimmelbildung in diesen Bereichen besonders hoch. Durch eine Dämmung können die Unterschiede der Oberflächentemperatur minimiert werden.
Unter Umständen werden bei einer Innendämmung die Wärmebrücken nicht eliminiert, sondern verlagert. Entstehende Wärmebrücken sind beispielsweise anschließende Decken oder Innenwände oder Lücken in der Dämmung durch mangelhafte Bearbeitung. Die Temperaturabsenkung in diesen neu entstandenen Wärmebrücken trägt zur Entstehung von Feuchtenestern bei. In diesen Fällen sollte erwogen werden, zusätzlich zur Dämmung der Außenwände Dämmkeile einzubauen, um einer Wärmebrücke am Übergang zwischen Innen- und Außenwand vorzubeugen.
Im Gegensatz zu einer Außendämmung wird bei einer Beheizung der Räume nicht das gesamte Mauerwerk mit aufgeheizt. Dies bietet Vor- und Nachteile.
Das Heizvolumen ist geringer, daher wird eine Aufheizung des Gebäudes schneller erreicht. Andererseits kann es bei Dauerfrost dazu kommen, dass durch das Mauerwerk führende Wasser- und Heizungsleitungen einfrieren.
Außerdem ist es möglich, eine Innendämmung im Gegensatz zur Außendämmung schrittweise durchzuführen, wenn die Kosten einer Komplettsanierung abschreckend sind. Beispielsweise können Einzelmaßnahmen wie die Dämmung der Rollladenkästen oder Fensterlaibungen erfolgen, die zu einem geringen Preis eine hohe Wirkung erzielen. Falsch durchgeführt kann eine Innendämmung jedoch auch Probleme wie Schimmel verschärfen.

Dämmstoffeigenschaften

Bei der Wahl des Materials sind einige Aspekte zu bedenken. Dazu gehört die Beschaffenheit der zu dämmenden Fläche, von der die zu wählende Lieferform abhängt. Bei ebenen Flächen können Dämmplatten eingesetzt werden. Wenn die Wände Unebenheiten aufweisen, sollten kapillaraktive Mattendämmstoffe in einem Holz- oder Metallständerwerk mit abschließenden Gipskartonplatten verwendet werden. Hier ist zu beachten, dass das Ständerwerk eine mögliche Wärmebrücke darstellt. Bei starken Unebenheiten können Mattendämmstoffe nicht mehr eingesetzt werden, es sollte auf Einblasdämmstoffe zurückgegriffen werden. Diese werden mithilfe eines Ständerwerkes und Gipskartonplatten in den entstandenen Hohlraum eingebracht.
Von zentraler Bedeutung für die Verhinderung von Schimmel ist das Feuchteverhalten des eingebrachten Dämmstoffes. Man unterscheidet die von außen durch Schlagregen kommende Feuchte und Feuchte aus dem Innenraum. Ausschlaggebend sind dabei die Kapillaraktivität und die Dampfdiffusion eines Dämmstoffes. Es gibt drei Arten von Dämmstoffen wie in der Tabelle beschrieben. Diffusionsoffene und kapillaraktive Dämmstoffe nehmen die Feuchtigkeit temporär auf und geben sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder ab. So wird einerseits der Feuchtigkeitshaushalt im Wohnraum reguliert und andererseits wird die Trocknung der Wand gewährleistet.
Durch die Eigenschaft der Kapillaraktivität wird eventuell entstehendes Tauwasser wieder nach innen befördert, wo es aufgrund der Wärme verdunstet. Dämmstoffe wie Calciumsilikat oder Mineralschaum besitzen neben diesen Eigenschaften einen hohen pH-Wert, der zusätzlich der Vorbeugung von Schimmelbildung dient. Diese Materialien eignen sich sehr gut bei der Dämmung von Fensterlaibungen, die starke Wärmebrücken bilden.
Anders verhält es sich mit diffusionsoffenen, nicht kapillaraktiven Dämmstoffen. Die Feuchtigkeit gelangt aufgrund der Diffusionsoffenheit an die kalte Seite des Dämmstoffes, wo sie sich als Tauwasser niederschlägt. Dieses kann nicht entweichen und es kommt zur Schimmelbildung. Daher können Dämmstoffe wie Mineralwolle als Innendämmung nur verwendet werden, wenn eine innenseitige lückenlose Dampfbremse verlegt wird. Nur so wird verhindert, dass Wasserdampf durch Konvektion in die Konstruktion gelangt und dort kondensiert.
Bei diffusionsdichten Dämmstoffen kann die Feuchtigkeit nicht in die Konstruktion eindringen, weil der Dämmstoff als Dampfbremse fungiert. Jedoch ist darauf zu achten, dass der Dämmstoff lückenlos verlegt wird und Wärmebrücken vermieden werden.
Bei fehlerhaft aufgebrachter Dämmung wird die Schimmelbildung verschlimmert. Bei der Verwendung diffusionsdichter Dämmstoffe kann das Bauteil allerdings nicht mehr nach innen austrocknen. Am besten geeignet für eine Innendämmung sind daher diffusionsoffene kapillaraktive Dämmstoffe wie mineralische oder ökologische Varianten.

Wohnraumverlust

Ein Nachteil bei der Innendämmung ist der nicht zu vermeidende Wohnraumverlust. Dieser ist je nach Dämmeffekt und Material unterschiedlich groß. Die Abbildung oben rechts zeigt den Wohnraumverlust bei der Verwendung verschiedener Dämmstoffe in Abhängigkeit des erreichten U-Wertes.
Wenn der Wohnraum sehr begrenzt ist, müssen eventuell teure Hochleistungsdämmstoffe verwendet werden. Bei Vakuumdämmplatten oder Aerogelmatten ist aufgrund der sehr geringen Wärmeleitfähigkeit der Platzverlust eher gering.
Eine Beeinträchtigung durch eine Innendämmung besteht bei der Montage von Möbeln. Beispielsweise dürfen Vakuumdämmplatten nicht angebohrt werden, da sie so ihre Dämmwirkung verlieren. Bei einer solchen Dämmung ist es nicht mehr möglich, Möbel zu verankern.

Schadstoffemissionen

Bedenken gibt es bei der Innendämmung hinsichtlich der Brandgefährdung und dadurch austretender Schadstoffe. Diese sind bei Kunststoffen oder behandelten Holzprodukten vor allem Kohlenmonoxid und -dioxid sowie Phenol oder Formaldehyd. Die Innendämmung steht anders als andere Dämmsysteme in direktem Kontakt mit dem Wohnraum. Mineralische Produkte wie Calciumsilikat, Mineralschaum oder Aerogel sind auch im Brandfall vollkommen unbedenklich, da sie keine schädlichen Substanzen beinhalten und als nicht brennbar eingestuft sind. Auch bei der Verwendung anderer Dämmstoffe sind keine Untersuchungen oder Schadensfälle bekannt, die als Beweis für gesundheitliche Beeinträchtigungen dienen. Daneben gibt es andere Materialien wie behandelte Holzmöbel oder Matratzen im Wohnraum, die möglicherweise Schadstoffe emittieren.

Fazit

Manchmal stellt die Innendämmung die einzig mögliche Dämmmaßnahme dar. Bei richtiger Planung und Durchführung bietet sie eine Reihe von Vorteilen wie die Schimmelprävention, die Aufheizzeit und die Energie- und Kosteneinsparung. In Bezug auf den Feuchtehaushalt ist jedoch Vorsicht geboten, um keine Schimmelprobleme zu verursachen.
Die weiteren Teile der Serie:
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