War früher die Aufgabenstellung noch relativ offen, sind die Bedingungen für die Wettkampfteilnehmer heute weitgehend vorgegeben. Dazu gehörten:
- eine freie Flächengestaltung durch kreative Oberflächentechnik,
- die maßgenaue und farbtongerechte Umsetzung eines vorgegebenen Motivs inklusive Schrift,
- das Tapezieren einer Fläche, inklusive Muster und Rapport,
- die Umsetzung einer Flächengliederung auf Zeit einschließlich Nachmischen vorgegebener Farbtöne,
- Lackieren einer Tür durch Rollen oder Streichen
So galt es in diesem Jahr, die historische Figur des Hans Hummel, eines Wasserträgers der Hamburger Neustadt, zu gestalten. Jener Hummel gilt als Schöpfer des Hamburger Grußes „Hummel, Hummel – Mors, Mors“ und ist einer der bekanntesten Vertreter alter „Hamburger Originale“.
Schnell und genau
Neu war in diesem Jahr der „Speedwettbewerb,“ für den ein heller und ein dunkler Farbton zu mischen waren. „Diese Farben müssen dann auf Zeit auf die Wand übertragen werden. Für die schnellste Zeit gibt es Punkte, als wichtiger eingestuft wird aber die Genauigkeit und die Deckkraft der Arbeit“, sagt Matthias List, laut eigener Aussage so etwas wie der Jogi Löw des Malernationalteams. Weitere Aufgaben bestanden darin, eine Füllungstüre zu lackieren, ein Logo und eine Stadtsilhouette maßgenau auf eine Fläche zu übertragen. Die Maßtoleranz habe lediglich einen Millimeter betragen, so List.
Zwei Tage Wettkampf
Jeder der jungen Maler kann sich frei einteilen, welche Aufgabe er zu welchem Zeitpunkt angeht. Fakt ist nur, dass nach insgesamt 14,5 Stunden, verteilt auf zwei Wettkampftage, der Schlussgong ertönt. „Anfangs sind alle Teilnehmer sehr nervös und auch in den letzten Minuten steigt wieder der Adrenalinspiegel“, so Nationaltrainer List. Die Aufgabenstellung ist den Nachwuchsmalern drei bis vier Wochen im Voraus bekannt. Ein Grund dafür: Die Teilnehmer bringen vieles an Farbe und Werkzeug selbst mit an den Austragungsort.
Jörges gewinnt
Die Fachjury, bestehend aus Vertretern des Bundesverbandes sowie Fachlehrern und Betriebsinhabern, bewertete die Arbeit der 20-jährigen Jessica Jörges aus dem hessischen Dreieich am besten. „Die Aufgabe war sehr anspruchsvoll und ich hatte zwischendurch ordentlich zu kämpfen, aber es hat am Ende gereicht. Ich freue mich wahnsinnig, ins Nationalteam aufgenommen worden zu sein, und bin gespannt, was jetzt auf mich zukommt“, so Jörges nach ihrem Sieg.
Bemerkenswert ist die Karriere des für Hamburg startenden Mustafa Mohamed Hamdo: Mit Unterstützung seines Bruders, der bereits in Deutschland studierte, und dessen deutscher Gastfamilie kam er 2015 nach Deutschland. Hier lernte er innerhalb kurzer Zeit Deutsch und begann noch im selben Jahr über das Flüchtlingsprogramm der Handwerkskammer Hamburg eine Ausbildung zum Maler und Lackierer bei der Firmengruppe Peters in Reinbek. Aufgrund seiner guten Leistungen konnte der junge Syrer die Ausbildungszeit verkürzen und bestand seine Gesellenprüfung als Jahrgangsbester.
Anfangs hatte Hamdo arg mit seiner Nervosität zu kämpfen. Er hat seiner Meinung nach nicht sauber genug tapeziert, entschließt sich deshalb kurzerhand, die ganze Tapezieraufgabe noch einmal von vorne zu beginnen. Hamdo, dessen Ziel es war, nicht Letzter zu werden, überraschte sich selbst: Er vertritt als Drittplatzierter künftig gemeinsam mit Jessica Jörges und Sarah Kleiner aus Nordrhein-Westfalen die deutschen Maler bei den Worldskills 2020 in Graz.
Fazit
Nationaltrainer List zieht ein positives Fazit des Wettbewerbs bzw. der Gruppe: Selten habe ich unter den Teilnehmern einen solchen Zusammenhalt gespürt wie bei diesem Jahrgang. Sie haben sich sofort gefunden, sich gegenseitig unterstützt, arbeiteten konzentriert und hatten dennoch Spaß.
Weitere Fotos:
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PraxisPlus
Die Teilnehmer
- Marvin Muschkovitz aus Baden-Württemberg,
- Timo Sischka aus Bayern,
- Mustafa Mohamed Hamdo aus Hamburg,
- Jessica Jörges aus Hessen,
- Marvin Lückes aus Niedersachsen, Sarah Kleiner aus Nordrhein-Westfalen,
- Lisa Smith aus Rheinland-Pfalz,
- Kevin Hetzel aus Sachsen
- Sebastian Jünger aus Sachsen-Anhalt.