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„Etwas Sinnvolles machen“

Aus- & Weiterbildung
„Etwas Sinnvolles machen“

Im Frühjahr reisten acht Malergesellen/-innen aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg für zehn Tage nach Ruanda. Es war die vierte Reise des Vereins „Geselle trifft Gazelle e.V.“. Die Teilnehmer Julian Göbel, Robin Scherer, Maren Ottens, Svenja Röttgen, Janik Peil, Patrick Gutmann, Lucas Walter und Evelyn Sigloch haben in diesem Jahr bei drei unterschiedlichen Projekten mit angepackt. Evelyn Sigloch schildert hier ihre Reiseeindrücke.

Evelyn Sigloch

Unser erstes Projekt führt uns in das Zentrum für körperlich behinderte Kinder und Jugendliche nach Gatagara. Dort haben wir fünf Klassenräume gestaltet und in der Mensa das Logo des Vereins angebracht. Auch in der Vergangenheit wurde in verschiedenen Trakten der Anlage gearbeitet. Hier gehen rund 600 Kinder zur Schule, die meisten wohnen auch während ihrer Schulzeit dort.
Das zweite Projekt befand sich in der nahe gelegenen Grundschule in Muyange, wo wir ebenfalls zwei Klassenräume verschönert haben. Das Besondere: Die Eltern der etwa 1.000 Schüler haben dieses Gebäude aus eigener Hand finanziert und gebaut. Umso mehr Freude bereitete es, bei diesen Klassenzimmern unseren Beitrag zu leisten.
Bei diesen Arbeiten unterstützten uns 20 ruandische Berufsschüler aus der Nyanza Technical School und der Schule Gisagara. Sie lernen dort den Beruf „Construction“, auch „Finishing Works“ genannt, welcher „Streichen“ und „Verputzen“ vereint. Da ihre Ausbildung sehr theoretisch ist, hatten sie durch uns die Chance, die praktische Seite kennenzulernen. Obwohl es anfangs chaotisch und unstrukturiert zuging, hatten sie nach kurzer Zeit den Dreh heraus, alle waren mit großer Begeisterung und Motivation bei der Arbeit.
Für uns war es anfangs schwierig, mit einfachsten Mitteln klarzukommen und sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Alles eine Sache der Gewöhnung: Unser Rollenstab war dann eben ein Ast, der erst noch zugeschnitzt werden musste.
Harmonisches Miteinander
Schnell war auch zwischenmenschlich das Eis gebrochen, obwohl es anfangs kleine Kommunikationsprobleme beziehungsweise Hemmungen gab.
Jedem Gesellen wurden ein oder zwei ruandische Berufsschüler zugeteilt, um ihnen die Arbeit näherzubringen. Ich kümmerte mich um Shamimu von der Nyanza Technical School und Steven von der Schule Gisagara. Dadurch konnten wir intensiv auf die Arbeit eingehen und einzelne Arbeitsschritte ganz genau erklären. Aber die Themen fielen schnell auf unsere Unterschiede wie die Kultur, die Lebensweise und es wurden viele Bilder von Deutschland und Ruanda ausgetauscht. Die Neugier war auf beiden Seiten groß. Wir stellten fest, dass wir eigentlich viele Gemeinsamkeiten und die gleichen Interessen haben.
Am Ende der Arbeiten in Gatagara und der Grundschule erhielten die ruandischen Berufsschüler ein Zertifikat, damit sie in Zukunft bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben.
In der Hauptstadt
Unsere dritte Baustelle befand sich in der Hauptstadt Kigali. Dort wurde ein Teil der Fassade und ein Besprechungszimmer im Koordinations- und Partnerschaftsbüro Rheinland-Pfalz-Ruanda gestaltet. Hier wird viel für den Verein organisiert und mögliche Baustellen oder Projekte für die Gesellen herausgesucht. In Kigali besuchten wir außerdem die Farbfabrik Sirwa Color, wo wir die Farbe für unsere Baustellen bestellt hatten und sehen konnten, wie diese produziert wurde.
Natürlich konnten wir neben unserer Arbeit viel vom Land sehen, die Kultur kennenlernen. Zu Beginn der Reise besuchten wir das Genozid-Denkmal, das an den Völkermord vor 22 Jahren erinnert, der einer Million Menschen das Leben kostete. Ein bewegender und historischer Ort, der uns noch einmal ein ganz anderes Licht und Verständnis auf das Land und die Menschen gab.
Am Ostersonntag besuchten wir einen Gottesdienst, in den wir gleich aktiv eingebunden wurden.
Absoluter Höhepunkt der Reise war unser Besuch im Akagera-Nationalpark. Dort konnten wir die schöne Savannenlandschaft und die atemberaubende afrikanische Tierwelt ganz nah bestaunen.
Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, an dieser Reise teilzunehmen und ich kann nur Positives aus diesem Land mitnehmen. Die Menschen waren immer freundlich und herzlich, ich fühlte mich sofort wohl. Auch die Hilfsbereitschaft und Offenheit uns Fremden gegenüber hat mich stark beeindruckt.
Große Dankbarkeit
Was ich für mich entdeckt habe, ist, dass auch einfachste Mittel reichen, um zufrieden zu sein. Eigentlich brauchen wir gar nicht so viel, wie wir glauben. Stattdessen sollten wir Selbstverständlichkeiten wie Strom und Wasser viel mehr zu schätzen wissen. Ich hoffe, ich kann diese Erkenntnisse mit nach Deutschland nehmen, hier für mich umsetzen. Die Arbeit gab uns die Möglichkeit, das Land auch im Alltag kennenzulernen.
Das Schönste für mich persönlich war, dass ich mit meinem in Deutschland erlernten Beruf in Ruanda etwas Sinnvolles machen konnte. Den Berufsschülern brachte ich die praktische Arbeit näher und viele Kinder erhielten ein schönes Klassenzimmer, in dem sie in angenehmer Atmosphäre lernen können. Die Dankbarkeit für unsere geleistete Arbeit haben wir von den Menschen intensiv erfahren.
Ich bedanke mich deshalb bei dem Verein „Geselle trifft Gazelle e.V.“, dass ich Teil der Reise nach Ruanda sein durfte. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen persönlichen Sponsoren, die meine Reise finanziert haben: die Paul-Reichert-Stiftung Stuttgart, Alligator-Vertriebsleitung Süddeutschland, Farben-Sigel Ravensburg, Andreas Prestel, Geschäfstführer Dallmayr, und den privaten Spendern meiner Familie.

praxisplus
Das Projekt „Geselle trifft Gazelle“ wurde 2013 als Kooperation des Fachverbandes Farbe, Gestaltung und Bautenschutz Rheinland-Pfalz mit dem Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz-Ruanda gestartet und ist ein Sozial- und Bildungsprojekt des Fachverbands. Möglich ist dieses Engagement nur durch die Unterstützung der Sponsoren: Malereinkaufgenossenschaft Südwest, Festool, Signal Iduna, IKK Südwest, Hawo, Conpart und Storch.
Norbert de Wolf ist der Ideenträger zu diesem Projekt ist und bekommt viel Unterstützung vom 1. Vorsitzenden des Vereins Heiko Herzog..
2017 geht die Reise in die fünfte Runde mit weiteren abenteuerlustigen und neugierigen Gesellen. Außerdem ist ein weiteres großes Projekt für Ruanda in Planung: „Ruanda 2020-We give Handcraft“. Norbert de Wolf hat die Idee, am 02.02.2020 mit 220 Handwerkern aus allen Gewerken für 220 Stunden nach Ruanda zu fliegen, um ein „Junior House of Handcraft“ zu errichten. Ein Ort für junge Handwerker, wo sie ausgebildet werden und langfristig gesehen eine Perspektive für das ruandische Handwerk aufbauen können. Weitere Informationen:
Fachverband Farbe Gestaltung Bautenschutz Rheinland-Pfalz
Geschäftsführer Norbert de Wolf
Tel.: (06131) 5700917
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