Die Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen 1 und 2 der Meisterprüfung im Maler- und Lackiererhandwerk stellt im Handlungsfeld 1 „Technik und Gestaltung“ hohe Anforderungen an die fachliche Kompetenz der Meisterinnen- und Meisteranwärter. Im Kapitel 3 „Objektgestaltung“ wird unter anderem erwartet, dass die Absolventen über die Kompetenz verfügen müssen „Farbvorschläge unter Berücksichtigung der Farbenlehre und lichttechnischer Aspekte zu erarbeiten, zu bewerten und zu korrigieren“.
Die einjährige Ausbildung der Fachschule Farbtechnik Hamburg an der Beruflichen Schule Holz.Farbe.Textil, die ihre Absolventen in enger Kooperation mit der Handwerkskammer Hamburg zu einer Doppelqualifikation führt, geht hier neue Wege: Um die Fachschüler und Fachschülerinnen zum Handeln im Sinne des Meisterprüfungsberufsbildes zu führen, übernehmen sie innerhalb des Unterrichts jetzt einen höheren Grad an Verantwortung für ihr Lernen. Sie entwickeln selbstständig Medien, mit deren Hilfe grundlegende Farb-Lichtphänomene experimentell untersucht und erlebt werden können.
Angeregt durch eine Präsentation auf der internationalen Konferenz „Farbe in der Bildung“ (Deutsches Farbenzentrum e.V. an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, Halle/Saale 2010) wird im Unterricht ein Farb-Lichtstudio entwickelt, das den Fachschülern das nötige Szenario bietet, um die geforderten Kompetenzen auf kreative Art ausbilden zu können. Gedacht als Freiraum für experimentelle Situationen, fordert das Farb-Lichtstudio zur Entdeckungsreise auf und erlaubt den spielerischen Umgang mit Licht und Farbe.
Wichtig ist dabei der lernfeldorientierte Kundenauftrag, der übergreifend in den Fächern Auftragsabwicklung, Planung der Objektgestaltung und Durchführung der Objektgestaltung mit bearbeitet wird. Er fordert die Konstruktion reizvoller Medien ein, die bei Beleuchtung mit LED-Farblicht Phänomene wie Farbtonverschiebung, Metamerie, farbige Schatten, Simultan- und Sukzessivkontraste, geistig und sinnlich erfahrbar machen. Dabei setzen die Schüler bei der Erkenntnis an, dass Farbe nicht ohne Licht wahrgenommen werden kann und die Wirkung von Farben stets auch eine synästhetische Komponente beinhaltet.
Die vom aktuellen Semester erstellten Lösungen zeigen auf ihren unterschiedlich reflektierenden und remittierenden Oberflächen daher auch dreidimensionale Strukturdarstellungen, die die Beziehung von Farbwahrnehmung und Tastsinn thematisieren.
Der Mehrwert des Farb-Licht-Studios geht dabei über die Fachschule hinaus. Es ermöglicht einen interdisziplinären Austausch zwischen der Fachschule, der beruflichen Grundbildung und den Absolventen der Fachoberschule Gestaltung (Raum-Objekt-Bekleidung) an der Gsechs.
Thomas Mönkemeyer
Fachschule Farbtechnik
Richardstrasse 1, 22081 Hamburg
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