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Italienisch für Fortgeschrittene

Aus- & Weiterbildung
Italienisch für Fortgeschrittene

Nach drei Jahren Berufsausbildung in Deutschland haben sich sechs junge Malerinnen und Maler bei einem mehrmonatigen Praktikum in der Toskana weitergebildet.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Am aufgeregtesten sei er gewesen, als er seine Rede im Rathaus in Ponsacco auf Italienisch habe halten müssen, sagt Sebastian Eck. Und das kann man nur zu gut verstehen: schließlich saß im Saal alles, was in Ponsacco Rang und Namen hat und als Krönung zeichnete auch noch das italienische Regionalfernsehen auf. Sechs junge Malerinnen und Maler aus Deutschland waren kurzerhand zu italienischen Fernsehstars geworden.
Aber fangen wir am besten vorne an…
Praktikum in Italien
Bereits vor einigen Jahren hatte die Stuttgarter Schule für Farbe und Gestaltung ein Projekt ins Leben gerufen, das es jungen Malerinnen und Malern ermöglicht ein Praktikum in Italien zu absolvieren. Gemeinsam mit der italienischen Gemeinde Ponsacco, einem Zentrum der Möbelindustrie vor den Toren Pisas, entstand die Idee der Gründung eines Zentrums für Kultur und Berufsbildung. Jungen Handwerkern soll dort das Erlernen historischer Restaurierungstechniken ermöglicht werden. Zudem soll der Auslandsaufenthalt die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Teilnehmer fördern.
Die Kraft Malerwerkstätten bieten sogar eine vierjährige Ausbildung zum Teamleiter an, in der neben einem Lehrgang zur Vermittlung von Führungsqualifikationen auch das mehrmonatige Italienpraktikum planmäßig enthalten ist.
Historische Arbeitstechniken
Im Herbst 2005 starteten Christina Anthopoulos, Jasmin Biermann, Sebastian Eck, Jennifer Hanisch , Christian Raschig und Robert Thiele in Richtung Ponsacco. 14 Wochen lang sollten sie in der Toskana vormittags die italienische Sprache erlernen und am Nachmittag bei der Restaurierung des Palazzo Valli, eines internationalen Fortbildungszentrums, in die historischen Arbeitstechniken eingewiesen werden. Bei den praktischen Arbeiten wurden die jungen Maler aus Deutschland von einem italienischen Restaurator unterstützt. Und diese Unterstützung konnten die Jugendlichen gut gebrauchen.
Zunächst sollte nach der ursprünglichen Wandgestaltung im Palazzo gesucht werden. Das bedeutete, dass die Wände freigelegt werden mussten. Dabei kamen allerlei Wandschäden und provisorisch verlegte Leitungen zum Vorschein, die ausgebessert bzw. eingearbeitet werden mussten. Schließlich entdeckte man dann aber doch ein Reststück der originalen Wandmalerei. Gemeinsam mit dem italienischen Restaurator wurde daraufhin ein Konzept entwickelt, mit dem sich die ursprüngliche Gestaltung möglichst realistisch wiederherstellen ließ.
Nach der kompletten Feinspachtelung der maroden Wandflächen, trugen die jungen Malerinnen und Maler schließlich eine gelbe Lasurfarbe auf. An den Fenstern und am Deckenabschluss gliederten sie die gelbe Fläche durch Striche und Bänder, die mit dem Strichzieher hergestellt wurden. Zum Schluss erfolgte die Schablonierung des Ornaments, das einst die Wände geschmückt hatte.
Italienische Kultur
Trotz der umfangreichen Arbeiten am Palazzo blieb den Jugendlichen auch Zeit, die italienische Kultur kennenzulernen. Ausflüge nach Rom, Volterra, Pisa, Florenz, Carrara oder Lucca standen genauso auf dem Programm wie die Mithilfe bei der Wein- oder Olivenernte. Dott. Tiziana Bolondi, die für den Italienischunterricht zuständig war und gleichzeitig als Übersetzerin fungierte, unterstützte die jungen Deutschen auch bereitwillig bei der Organisation ihrer Freizeitgestaltung.
Feierliche Übergabe
Am 10. Dezember 2005 wurden die fertigen Arbeiten in einer Feierstunde schließlich an die Gemeinde Ponsacco übergeben. An der Fassade des Palazzo Valli wurde, wie auch schon in den vergangenen Jahren, eine Gedenktafel mit den Namen der Projektteilnehmer angebracht. Die Gefühle unter den jungen Malerinnen und Malern während der Feierlichkeiten waren gemischt: Zum Stolz, das Projekt zu Ende gebracht zu haben, gesellte sich auch ein bisschen Wehmut, dass die schöne Zeit nun vorüber war und nicht zu letzt war die Aufregung riesengroß. Ihre Reden sollten die Deutschen nämlich auf Italienisch halten – und das bei laufender Fernsehkamera!
Urkunden und Zertifikate
Wie souverän die sechs Jugendlichen auch diese letzte Hürde gemeistert hatten, war bei der Urkundenverleihung, die im März 2006 in der Stuttgarter Schule statt fand, zu sehen. Nach der Verleihung der Urkunden, des Euro-Passes und des Zertifikats „EU-Teamleiter“ bildete der Film des italienischen Senders nämlich den Abschluss des Ponsacco-Projekts 2005/06.
Die EU hat das „Leonardo-da-Vinci-Projekt“ der Stuttgarter Schule in der Kategorie 2 (Junge Arbeitnehmer) als bestes Projekt in Deutschland ausgezeichnet. Weitere Informationen zum Projekt erteilt die Schule für Farbe und Gestaltung Stuttgart Volker Ebendt Tel.: (0711) 89025-216

3+1=Teamleiter
Die Kraft Malerwerkstätten bilden in nur vier Jahren zum Teamleiter im Malerhandwerk aus. Schon während der Ausbildung arbeiten die Auszubildenden als „rechte Hand“ des Projektleiters und werden durch interne und externe Schulungen auf das Berufsleben vorbereitet. Der mehrmonatige Aufenthalt in Ponsacco ist Teil der Ausbildung.
Voraussetzung für diesen attraktiven Ausbildungsgang ist ein Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss mit einem Notendurchschnitt, der besser als 2,5 ist.
Angeboten wird die Ausbildung derzeit an den Kraft-Standorten in Stuttgart-Vaihingen und Ludwigsburg. Sie soll künftig auch an weiteren Standorten von ARTA, einem Verbund selbstständiger Handwerksbetriebe, möglich sein.
Weitere Informationen:
Kraft Malerwerkstätten Ansprechpartner: Michael Tronser
Tel.: (07141) 3033-0/Fax: -77 michael.tronser@kraft-lb.arta.de
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