Startseite » Aus- & Weiterbildung »

Professionell Tapezieren mit den richtigen Werkzeugen

Folge 4
Tapezier-Tipps: Werkzeug und Hilfsmittel

Um professionell zu Tapezieren, sind das passende Klebemittel und das richtige Werkzeug entscheidend. Erfahren Sie im vierten Teil der Tapezier-Serie, wie Sie die Tapete korrekt zuschneiden und auftragen.

Lothar Steinbrecher

Das Gelingen einer Tapezierung ist maßgeblich von der Beschaffenheit und der fachgerechten Vorbereitung des Untergrundes abhängig. Die verschiedenen Untergrundprüfverfahren und Vorbereitungsmaßnahmen haben wir in der letzten Folge vorgestellt.
Bei allen hochwertigen Tapeten und bei solchen, die beim Trocknen an der Wand größere Spannungen verursachen, ist eine Tapetenunterlage aus Rohpapier (Rollenmakulatur) aufzubringen. Die Tapetenunterlage schafft einen gleichmäßig hellen und saugfähigen Untergrund, der bei allen durchscheinenden Tapeten, z.B. bei dünnen Gras-, Seiden-, Vinyl- und Textiltapeten erforderlich ist. Außerdem gleicht eine Rollenmakulatur die Trocknungsspannungen beim Tapezieren von stärkeren Tapetenpapieren und Raufaser aus. Geklebt wird Rollenmakulatur mit einfachem Tapetenkleister oder Tapeziergerätekleister, plus Zugabe von ca. 10 bis 20 Prozent Dispersionskleber.
Die spaltbare Makulatur ist durch ihren Aufbau, bestehend aus zwei Papierschichten, im Grammgewicht pro Quadratmeter schwerer und stärker als die normale Rollenmakulatur. Spaltbare Rollenmakulaturpapiere eignen sich als Untergrundvorbehandlung bei Tapeten oder Wandbelägen, die mit reinem Dispersionsklebstoff verklebt werden und in der Renovierung schlecht entfernbar sind. Werden solche Wandbeläge mit Dispersionsklebstoffen auf die spaltbare Makulatur tapeziert, lassen sie sich beim späteren Renovieren mit der oberen Makulaturschicht mühelos trocken abziehen. Spaltbare Rollenmakulatur wird mit Spezialkleister unter Zusatz von 20 Prozent ungefülltem Dispersionskleber verklebt.
Zur Vorbereitung rauer, ungleichmäßig oder nicht saugender Untergründe, wie z.B. alten Glasgewebeflächen, rauen Altputzen, Beton- oder Kunststoffuntergründen, empfiehlt sich die Verklebung eines glatten Vlieses. Diese Vliese sind in verschiedenen Rollenabmessungen und in verschiedenen Grammgewichten pro Quadratmeter erhältlich. Muss auf einem glatten Untergrund lediglich eine Haftbrücke oder eine gleichmäßige Saugfähigkeit geschaffen werden, genügt ein dünneres Vlies. Bei rauen Untergründen sollte eine schwerere Vliesqualität eingesetzt werden. Zur Verklebung von Vliesen sollten, je nach Untergrund, die entsprechenden Klebemittel verwendet werden.
Sämtliche Vliese und Rollenmakulaturpapiere werden auf Stoß geklebt und können in der Regel am nachfolgenden Tag übertapeziert werden.
Prüfen der Tapetenrollen
Der Tapetenbedarf richtet sich zunächst nach der zu tapezierenden Gesamtfläche. Der Bedarf der Tapetenrollen richtet sich aber auch nach der Rollenlänge, dem Rapport, der Rollenbreite und der Höhe der zu tapezierenden Wand. Außerdem sollte man bei Rapporttapeten den Verschnitt einkalkulieren. Vor allem bei großen Muster-Rapporten werden aus einer normalen Rolle bei durchschnittlicher Raumhöhe drei Bahnen geschnitten. Die anfallenden Restrollen können über den Fenstern und Türen verklebt werden.
Vor Beginn des Tapezierens ist zu prüfen:
  • Wurde die Tapete in der bestellten Rollenzahl geliefert?
  • Sind alle Anfertigungsnummern identisch?
Erst jetzt darf die Verpackung geöffnet werden. Während des Zuschneidens und beim Tapezieren ist auf die Fehlerfreiheit der Tapete zu achten. Restrollen und Reststücke sowie die Begleitzettel mit der Anfertigungskennzeichnug sollte man aufbewahren, bis die Tapezierung trocken ist. Eventuelle Beanstandungen sind schriftlich an den Lieferanten zu richten. Fehlerhafte Rollen gibt man mit dem Beipackzettel an diesen zurück.
Professionell Tapezieren mit den richtigen Werkzeugen
Gutes und sauberes Werkzeug erleichtert die Arbeit ganz erheblich und trägt damit zum Gelingen der Tapezierung bei. Ein sauberer, stabiler Tapeziertisch ist ebenfalls eine Voraussetzung dafür. Neue Tische, die höher sind als die herkömmlichen, erlauben ein angenehmeres Bearbeiten der Tapeten. Mit einem Kleistergerät lassen sich die Tapetenbahnen schnell, gleichmäßig und sauber einkleistern. Ein sauberes, schnelles Abschneiden der Tapetenbahnen an Decken, Fußleiste, Borten usw. erreicht man mit einer speziellen Beschneideschiene. Bei Strukturtapeten und anderen Wandbelägen mit ansatzfreier Musterung lassen sich überlappende Nähte an Außen- und Innenecken mit dem Gleitfußmesser exakt im Doppelnahtschnitt beschneiden. Der Untergrund wird dabei nicht angeschnitten.
Das passende Klebemittel
Normalkleister auf Methylzellulose-Basis ist für alle Papiertapeten geeignet. Spezialkleister enthält einen zusätzlichen Kunstharzanteil, ist wasserarm und besitzt eine höhrere Feuchtfestigkeit. Er wird deshalb für schwere Tapeten, wie Struktur-, Vinyl- oder Raufasertapeten sowie spaltbares Makulaturpapier eingesetzt. Als nützliche Spezialitäten seien außerdem die Instant-Kleister wegen ihrer schnellen Löslichkeit und die Tapeziergeräte-Kleister genannt. Es gibt daneben noch pulverförmige Kleber mit besonders hoher Klebkraft für schwere Wandbekleidungen, wie beispielsweise Glasgewebe.
Das Verhältnis von Wasser zu Kleister, also der Ansatz, ist abhängig von der jeweiligen Tapetenart und der Saugfähigkeit des Untergrundes. Die Hersteller geben auf den Kleisterpackungen die genauen Ansatzverhältnisse an. Für das Ansetzen des Kleisters gilt folgende Grundregel: je schwerer und saugfähiger die Tapete, desto wasserärmer der Kleister.
Angerührt wird stets mit kaltem, sauberem Wasser und in einem sauberen, nicht rostenden Gefäß. Das Wasser wird mit dem Rührstock in kreisende Bewegungen gebracht, der Kleister zügig eingeschüttet und untergerührt. Nach 20 bis 30 Minuten schlägt man ihn nochmals kräftig durch. Dann ist der Kleister gebrauchsfertig. Moderne Instant-Kleister sind bereits nach etwa drei Minuten gebrauchsfertig.
Der Tapetenzuschnitt
Zum Zuschneiden wird die Tapete mit dem Muster nach oben auf dem Tapeziertisch aufgerollt. Inklusive Verschnittzugabe sollten die Bahnen ca. sieben bis zehn Zentimeter länger sein als der Raum hoch ist. Bei markanten Mustern sollten die Bahnen oben mit einem unzerschnittenen Musterelement beginnen. Bei ansatzfreien Tapeten können die Bahnen, ohne Rücksicht auf Rapport und Muster, fortlaufend zugeschnitten werden.
Die Ansatzsymbole mit Rapporthöhenangabe, also der Musterwiederholung in Zentimeter, sind auf dem Beipackzettel angegeben. Bei geradem Ansatz sind alle Bahnen identisch. Zum Zuschneiden der einzelnen Bahnen wird Musterfigur auf Musterfigur gelegt. Durch den versetzten Ansatz verschiebt sich das Muster dagegen bei jeder zweiten Bahn um einen halben Muster-Rapport. Durch Anlegen der versetzten Bahn an der anstoßenden Seite kann der Rapport kontrolliert werden. Die 1., 3. und 5. Bahn sind also identisch, ebenso die 2., 4. und 6. Bahn.
Zum Zuschneiden von leichten bzw. Papiertapeten eignet sich ein Haumesser. Ideal für das Ablängen ist außerdem der Tapetenabreißer mit seiner gezahnten Kante. Schwere Tapeten, z.B. Profiltapeten, werden mit der Tapezierschere oder mit dem Cuttermesser abgeschnitten.
Eine Hilfe für die Auswahl von Makulaturpapieren und Vliesen für die Untergrundvorbereitung gibt ein Übersichtsblatt der Marburger Tapetenfabrik. Dieses kann, zusammen mit einem kleinen Musterheft, kostenlos dort angefordert werden. Marburger Tapetenfabrik, Postfach 1320, 35269 Kirchhain, Tel.: (06422) 81-0/Fax: -223 contact@marburg.com
Teil 1 der Serie:
Teil 2 der Serie:
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de