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Meister in Form und Farbe 2006

Aus- & Weiterbildung
Meister in Form und Farbe 2006

Meister in Form und Farbe – so heißt eine Ausstellung, die alljährlich von Januar bis März in Karlsruhe die besten Prüfungsarbeiten zeigt, die im Vorjahr an den sechs baden-württembergischen Meisterschulen entstanden sind.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Ein Teil der Ausstellung könnte dem einen oder anderen Fachbesucher bekannt vorkommen. Der Messestand, den die Schule für Farbe und Gestaltung für die FARBE 2005 in Köln zum Thema „Farbe erleben“ präsentiert hatte, ist nämlich teilweise auch in Karlsruhe wieder zu sehen. Verschiedene Farbbereiche wurden von den Schülern in Techniken umgesetzt.
Andreas Jungkeit befasste sich mit dem Thema „Grün“ und setzte dieses anhand außergewöhnlicher und gleichzeitig faszinierender Oberflächentechniken anschaulich um. Eine Leimholzschichtplatte etwa flammte er ab, bis sich an der Oberfläche eine verbrannte Holzstruktur bildete. Diese wurde mit farblosem Bindemittel abgesperrt und mit grüner Spachtelmasse überzogen. Damit die markante Holzstruktur erhalten blieb, wusch er die Masse mit einem feuchten Schwamm sofort wieder ab, so dass sie nur in den Vertiefungen stehen blieb. Eine partielle Vergoldung verleiht der Fläche den letzten Schliff.
Kirsten Neifer widmete sich der Farbe Blau. Ein besonderer Hingucker ist eine Lacktechnik, bei der die Malermeisterin auf einen blauen Untergrund verschiedenfarbige Lacke und Anlegemilch in großzügigen Schwüngen aufträufelte. In die Anlegemilch legte sie anschließend Blattsilber ein. Eine unkonventionelle Wandgestaltung entwickelte Kirsten Neifer aus grobkörnigen Streusalzen, die sie in mehreren Blautönen einfärbte und auf die Wand aufbrachte. Die Prüfungsarbeit überzeugte auch die Jury, die eine Auszeichnung dafür vergab.
Das Thema „Rot“ wurde gleich mehrmals interpretiert. Daniel Wendler präsentierte „Red Line“, verschiedene rote Gestaltungen, die linienförmig ausgerichtet sind. Dabei ging er außergewöhnliche Wege; beispielsweise füllte er ein Acrylglasrohr mit verschiedenfarbigen, vorwiegend roten Pigmenten, wodurch ein interessanter Blickfang entstand (diese Technik ziert das Titelbild dieser Malerblatt-Ausgabe). In Matthias Kobers „Red Corner“ waren unter anderem feine Perlen an den Wänden zu finden oder herkömmliche Spachtelmasse, die mit den Fingern strukturiert und zweifarbig gefasst wurde. Melanie Ziegler schließlich zeigte unter dem Thema „Red Variety“ Laub in verschiedenen Rottönen, das in Quadraten aufkaschiert und partiell vergoldet wurde sowie vorwiegend rote Bildreproduktionen, die – ebenfalls quadratisch gerissen– , auf eine rote Glättetechnik aufgeklebt waren.
Gestaltung in der Kirche
Matthias Berberich, ebenfalls von der Stuttgarter Schule, hatte seine Meisterprüfung der Gestaltung eines Kirchenraumes gewidmet. Für die Wandflächen kombinierte er eine zurückhaltende Glättetechnik mit einer frei modellierten Plastik, die an Flammen erinnert. Daneben experimentierte er mit der Oxidation von Eisen und der Gestaltung von Glasflächen. Für seine Arbeit erhielt Matthias Berberich eine Auszeichnung.
Le Corbusier
Das Werk des Schweizer Architekten Le Corbusier diente als Anstoß für die Meisterprüfungsarbeit von Daniel Wechlin (Badische Malerfachschule Lahr). Er kombinierte unter anderem eine Betonimitation mit einer Glasfläche, die in farbige Quadrate unterteilt ist. Der vergoldete Schriftzug „Le Corbusier“ weist noch einmal auf elegante Weise auf das Thema hin. Auch Daniel Wechlins Arbeit wurde von der Jury ausgezeichnet.
Modeboutique
Eine weitere Auszeichnung ging an Tatjana Heil, die in Karlsruhe ihre Prüfung abgelegt hatte. Sie hatte sich mit der Gestaltung einer Modeboutique auseinander gesetzt. Zur Gestaltung der Wände hatte sie beispielsweise Drähte vor diese gespannt, auf die große Perlen und Steine aufgereiht sind. Ein weiteres witziges Detail der Wandgestaltung: die einzelnen Wandplatten, die z.B. als Trennwände dienen könnten, waren an den Stößen mit einer Schnur verbunden, was wie eine Naht aus einer Handarbeit wirkt.
Lichtgestaltung
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Prüfungsarbeit von Katja Sorger. Sie hatte einen Vorschlag für ein Unternehmen ausgearbeitet, das sich mit der Lichtgestaltung befasst. Als Hintergrund für die Exponate hatte sie sich für eine Tapete entschieden, die mit Leuchtelementen kombiniert werden kann. Alle Techniken von Katja Sorger zeigten Vorschläge, wie Licht in die Wandgestaltung des Malers integriert werden kann.
Die Farben Afrikas
Doch nicht nur die von der Jury ausgezeichneten Prüfungsarbeiten zeigten das kreative Potenzial, das in Malerarbeiten steckt. Auch die übrigen Arbeiten dürften bei so manchem Ausstellungsbesucher die Lust auf eine Neugestaltung seiner eigenen vier Wände durch den Maler geweckt bzw. gesteigert haben. Die Arbeit von Aart Izelaar-Buchholz (Stuttgart) etwa entführt den Besucher in die Welt Afrikas, die anhand von brauntonigen, an Erde erinnernden Putzstrukturen mit Ethno-Malereien präsentiert wird. Den Farben Afrikas hatte sich auch Corina Novincs (Stuttgart) gewidmet, die einen Messestand für ein Reisebüro in warmen Brauntönen, feurigem Rot und Naturmaterialien konzipiert hatte.
Tadelakt fürs Badezimmer
Wer von der Renovierung seines Badezimmers träumt, könnte vielleicht durch Philipp Schröder (Stuttgart) inspiriert werden. Das Herzstück seiner Arbeit: ein Waschtisch aus Tadelakt, jenem marokkanischen Kalkputz, der durch Polieren mit einem Stein so verdichtet wird, dass er wasserdicht ist. Zum seidigen Glanz des beigefarbenen Tadelakts kombinierte Philipp Schröder einen leuchtend blau lasierten Streichputz, in den er Goldmosaik als Bordüre eingelegt hatte.
Farbenfroher Surf-Shop
Das Herz eines Surfers dürfte beim Betrachten der Surfbretter von Björn Renner (Reutlingen) einen Sprung gemacht haben. In leuchtenden Farben lackiert, z.B. im Spinnweben-Design, machte er regelrechte Kunstobjekte aus den Brettern.
Lust auf Malerarbeiten machen
Dass Maler auch heute noch wahre Künstler sind und wesentlich mehr können als nur streichen und tapezieren, das kann der Besucher der Ausstellung „Meister in Form und Farbe“ auf jeden Fall mit nach Hause nehmen. Und vielleicht entschließt sich ja der eine oder andere inspirierte Endverbraucher dazu, gemeinsam mit einem Malerbetrieb die Neugestaltung der eigenen vier Wände anzugehen.

Ausstellung und Gestaltungswettbewerb
Meister in Form und Farbe ist ein Gestaltungswettbewerb mit Ausstellung und wird gemeinsam von den Meisterschulen Karlsruhe, Lahr, Mosbach, Reutlingen, Stuttgart und Ulm, dem Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks Baden-Württemberg und dem Regierungspräsidium Karlsruhe ausgerichtet. Ziel der Ausstellung und des damit verbundenen Wettbewerbs ist es, die Gestaltungskompetenz der Branche der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Gleichzeitig soll durch den seit 1996 jährlich stattfindenden Wettbewerb dem Faktor Gestaltung in der Meisterprüfung ein großer Stellenwert eingeräumt werden.
Der Gestaltungswettbewerb ist zweistufig und richtet sich an die rund 250 AbsolventInnen der Meisterprüfungen 2005 in Baden-Württemberg. In der ersten Stufe wählen die Meisterschulen die Arbeiten für die Ausstellung aus. Eine landesweit zusammengesetzte Jury vergibt in einem weiteren Schritt Auszeichnungen und ermittelt so die interessantesten Meisterstücke des Prüfungsjahrgangs in Baden-Württemberg. Gestiftet werden die Preise von der Farbenindustrie und dem Farbenhandel.
Die Ausstellung ist noch bis zum 5. März 2006 dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Ausstellungsort: Regierungspräsidium am Rondellplatz, Karl-Friedrich-Straße 17, Karlsruhe.
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