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Viele Schritte bis zum Ziel

Aus- & Weiterbildung
Viele Schritte bis zum Ziel

Marmor- und Gesteinsimitationen gewinnen angesichts des Trends zum Luxus wieder an Bedeutung. Das Malerblatt stellt vier Marmormalereien Schritt für Schritt vor. Folge 3: Rosso Carpazi

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Nachdem in den ersten beiden Folgen der Marmormalerei-Serie die einfacheren Gesteinsarten Carrara und Nero Marquina vorgestellt wurden, geht es jetzt langsam ans Eingemachte.
In dieser Folge geht es um die Imitation des Rosso Carpazi, einem roten Marmor aus den Karpaten, der zum einen durch seine schöne rotbraune Farbe, zum anderen durch seine markante, vielfarbige Aderung besticht.
Mischen gehört zum Geschäft
Um die Tiefenwirkung und den typischen Glanz von Marmor zu erzielen, arbeitet man auch beim Rosso Carpazi vorzugsweise mit einer Spachtelmasse, wie sie für Glättetechniken eingesetzt wird. Aus weißer Spachtelmasse mischt man mithilfe von Farbkonzentraten in Ocker, Rotbraun und Schwarz zunächst einen hellen rötlichen Braunton. Generell werden alle Farbtöne, die für die Marmormalerei verwendet werden selbst hergestellt, denn nur so kann die natürliche Farbwirkung erzielt werden. Also zu Beginn ausreichend Becher und Rührhölzer bereitstellen, damit man später reibungslos arbeiten kann.
Den ausgemischten Braunton stempelt man mit dem Naturschwamm richtungslos auf den vorbereiteten Untergrund auf. Marmormalerei-Profi Otto Baumann, der bei Jaeger die Kreativseminare leitet, rät, ruhig auch mal verschiedene Schwammstücke zu verwenden. Denn jeder Naturschwamm hat seine eigene Struktur und so ergeben sich auch ganz unterschiedliche „Steinstrukturen“ beim Stempeln. Und welcher Stein ist schon ganz gleichmäßig strukturiert?
Sobald die aufgestempelte Spachtelmasse getrocknet ist, kann die Fläche mit einem etwas dunkleren Braunton (ja, es muss schon wieder gemischt werden!) vollflächig abgespachtelt werden. Diesen dunklen Farbton gut aufbewahren, er kommt später nochmals zum Einsatz. Und weil das Mischen so viel Spaß macht, wird der erste Braunton nun mit Weiß etwas aufgehellt. Mit dieser hellbraunen Spachtelmasse tupft man einzelne Partien mit dem Naturschwamm ab, um die für den Marmor typischen Einschlüsse zu imitieren.
Ruhiges Händchen gefragt
War bisher alles noch relativ harmlos und einfach zu bewerkstelligen, wird es jetzt etwas schwieriger. Nun müssen nämlich die Adern aufgemalt werden. Also Spitzpinsel zur Hand! Aber bevor es losgehen kann, muss noch die Farbe angerührt werden. Keine Sorge, das große Mischen kann dieses Mal entfallen, denn jetzt kommt der dunkle Braunton noch einmal zum Einsatz, der vorhin zum Abspachteln verwendet wurde. Lediglich etwas verdünnt werden muss er, sonst wirken die Adern nicht transparent genug. Aber Achtung: nicht die gesamte Spachtelmasse, sondern nur etwas davon in einem separaten Gefäß verdünnen; sie wird später nochmals zum Spachteln gebraucht. Dann gibt man noch einen Tropfen schwarzes Farbkonzentrat dazu, um die Lasur etwas abzudunkeln.
Da die Adern ruhig etwas breiter sein sollen, darf für diesen Arbeitsschritt auch ein breiterer Spitzpinsel benützt werden. Der Pinsel wird während des Malens beständig zwischen den Fingerspitzen hin und her gerollt, so dass sich eine unterschiedlich breite und krakelig wirkende Ader ergibt.
Da die lasierend eingestellte Spachtelmasse fix trocknet, bleibt nicht viel Zeit für ein Päuschen. Sofort nach dem Malen der breiten Adern kann ein dunkler, fast schwarzer Farbton angemischt werden. Dieser wird ebenfalls lasierend eingestellt, denn nun werden entlang der breiten Adern sehr feine gemalt. Wer ein ruhiges Händchen hat, ist jetzt klar im Vorteil! Wenn auch die feinen Adern trocken sind, wird die Fläche noch einmal mit der dunkelbraunen Spachtelmasse, die hoffentlich gut aufbewahrt wurde, überzogen.
Weil ein gemalter Marmor nur dann echt wirkt, wenn er glatt und glänzend ist, kommt man natürlich auch um die Schleifarbeit nicht herum. Deshalb ist jetzt ein Zwischenschliff angesagt. Mit einem sehr feinen Schleifpapier (Körnung 1200) wird die gesamte Fläche leicht überarbeitet, ohne dabei durchzuschleifen.
Noch mehr Adern
Nachdem der Schleifstaub gründlich entfernt wurde, zieht man die breiten Adern noch einmal mit dem Pinsel nach. Warum dieser Aufwand? Weil die Adern so vielschichtiger und somit echter wirken. An der Ausführungstechnik ändert sich gegenüber dem ersten Auftrag nichts. Wenn die Adern nicht exakt aufeinander liegen oder die feinen, fast schwarzen Adern überlagern, macht das nichts aus. Im Gegenteil, so wirkt die Malerei noch authentischer. Wer jetzt am liebsten schon den Pinsel in die Ecke werfen will, braucht leider noch ein bisschen Durchhaltevermögen. Denn die Adermalerei ist noch nicht ganz vorbei. Es fehlen noch die einzelnen feinen weißen sich kreuzenden Adern, die für den Rosso Carpazi so charakteristisch sind. Soll heißen: weiße Spachtelmasse verdünnen und nochmals ran an den Pinsel. Wenn genug weiße Adern gemalt sind (Achtung: auch hier nicht zu akkurat arbeiten!), darf der Pinsel dann endlich zur Seite gelegt werden.
Statt dessen nimmt man noch einmal das Schleifpapier in die Hand und überarbeitet die Fläche noch einmal, bis sie schön glatt ist. Danach gründlich entstauben und zum Schluss Spachtelwachs auftragen, das auf den gewünschten Glanzgrad poliert wird. Und dann stolz zurücklehnen und bewundern, was man mithilfe von Spachtelmasse, Pinsel, Schwamm und Spachtel geschaffen hat. Kann sich sehen lassen, nicht wahr?

praxisplus
Die beschriebene Gesteinsimitation wurde in einem Kreativseminar der Firma Jaeger hergestellt. In dem Seminar werden insgesamt vier Marmor-/Gesteinsarten vorgestellt.
Weitere Informationen zu den Techniken und dem Seminar:
Jaeger
Tel.: (07141) 2444-0/Fax: -44

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