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Wie ein Vorhang

Scheinfassade
Wie ein Vorhang

Die Idee der Scheinfassade ist nicht neu, aber die niederländischen Architekten MVRDV legen sie wie einen Vorhang über die Bauvolumen. Dort, wo es hineingeht, wird der Vorhang leicht angehoben – und die Fassade verformt.

Autor: Armin Scharf | Fotos: Ossip van Duivenbode

Geht es um die harmonische Verknüpfung alter und neuer Gebäude, dann greifen die Planer gerne auf die benachbarten Proportionen, Materialien, Gliederungen oder Farben zurück. Das global agierende niederländische Architekturbüro MVRDV nimmt in Südkorea hingegen das bewährte Prinzip der Scheinfassade auf – allerdings mit neuartiger, dreidimensionaler Verfremdung.

Scheinfassade: Verbindung zur Umgebung

Paradise City ist ein Komplex aus sechs, vornehmlich der Verlustierung gewidmeten Gebäuden. Eine Art Freizeitpark also, wobei sich die Atraktionen stets im Inneren befinden und kein Tageslicht benötigen. So kommen auch die beiden MVRDV-Gebäude, „The Imprint“ genannt, ganz ohne Fenster aus, könnten also banale Kuben sein. Die Idee war aber eine andere: So sollten die Neubauten sichtbar Verbindung zur Umgebung aufnehmen, wo durchaus Fenster geläufig sind. Diese Strukturen griffen die Planer auf, in Form von Reliefmodulen aus glasfaserverstärktem Beton, 3869 an der Zahl und jedes individuell geformt. Eigentlich ist das keine sonderlich neue Sache, allerdings ist es die Art, wie diese Fassade über die Bauvolumen gelegt wurde: Wie ein echter Vorhang. Das wird besonders deutlich dort, wo sich die Eingänge zum Nachtclub im einen und zum Indoor-Park im anderen Gebäude befinden. Hier wird die Fassade wie ein Tuch angehoben, alles, was sich über den Zugängen befindet, wird entsprechend verformt, wirft Falten, verändert seine Struktur. Und aus dem Inneren tritt lockend farbiges Licht, das einen lebhaften Kontrast zu den weiß beschichteten Fassaden bildet. Aber nicht alle Fassaden tragen einen weißen, die Schattenwirkung unterstützenden Anstrich. Der Bau des Nachclubs wurde in schimmerndes Gold getaucht – nicht komplett, sondern nur der Bereich, der platzartig den Zugang zur Paradise City bildet. Dafür geht das Gold eindrucksvoll von der Fassade auf die Stufen und den ganzen Platz davor über. Von oben betrachtet, bildet die goldene Fläche einen großen Kreis, einen werbenden Spot. Das mag der fußgehende Besucher nicht erkennen, wohl aber jene, die sich im Anflug auf den nahen, riesigen Incheon Airport befinden.


PraxisPlus

Objekt: The Imprint, Seoul

Architektur: MVRDV, Rottrdam

Fassadenplanung: VS-A Group Ltd

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