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Farbgestaltung in Arztpraxen

Inspiration
Farbgestaltung in Arztpraxen

Um heute eine erfolgreiche Arztpraxis zu betreiben müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden.

Mal ehrlich: Gehen Sie gerne zum Arzt? So ein anstehender Praxisbesuch ist doch für die meisten von uns eher mit Gefühlen der Unsicherheit, mit Sorgen und im schlimmsten Fall auch mit Schmerzen verbunden. Wenn Sie sich dann noch in Räumlichkeiten wiederfinden, die diese Eindrücke verstärken, kann der Mediziner noch so gut sein – Sie werden sich zweimal überlegen, ob Sie wiederkommen. Neben der bestmöglichen Behandlung sollte es daher also auch Ziel eines jeden Arztes sein, dass sich seine Patienten gut beraten, rundum versorgt und darüber hinaus in seiner Praxis auch wohl fühlen. Neben dieser Fürsorgeverantwortung gegenüber den Menschen, die sich ihm anvertrauen, verpflichten ihn aber auch rein wirtschaftliche Gründe zu solchen Überlegungen. Schließlich möchte er seine Praxis dauerhaft halten und muss daher dafür Sorge tragen, dass seine Patienten möglichst gerne wiederkommen. An erster Stelle steht dabei selbstverständlich die fachliche Kompetenz und das daraus resultierende Vertrauen in den gewählten Mediziner. Daneben sind ein gut geschultes, freundliches Team und eine zeitgemäße, moderne technische Ausstattung aber nicht wegzudenken. Wer jedoch meint, damit hätte er alles Wesentliche bedacht, irrt sich gewaltig, denn auch die Atmosphäre in den gewählten Räumlichkeiten spielt eine wichtige Rolle: Ästhetik, Raumplanung und Orientierung sind ausschlaggebende Faktoren für das Befinden der Patienten sowie des gesamten Praxisteams.

Individuelle Gestaltung

Speziell ausgearbeitete Gestaltungskonzepte berücksichtigen heute die Gegebenheiten des für die Praxis vorgesehenen Gebäudes und gleichzeitig die speziellen Wünsche des Arztes und seiner Angestellten. Auf diese Weise kann sich eine eigene Praxisidentität entwickeln. Gerade Boden-, Wand- und Deckenflächen haben dabei besonders großen Einfluss auf das Erscheinungsbild und die gewünschte Corporate Identity, bilden sie doch die eigentliche Raumhülle. Die ganzheitliche Planung unter Einbeziehung aller Bauelemente, Einrichtungsgegenstände und Materialien ist jedoch eine komplexe und herausfordernde Aufgabe für alle, die sich mit diesem Thema intensiver beschäftigen.

Ein starkes Netzwerk

Unterstützung auf diesem weiten Feld bietet unter anderem die Health & Care Network Group. Als Marktführer für Farben und Lacke und einem umfassenden Angebot an dekorativen Innenwandtechniken ist auch das Unternehmen Caparol Teil des noch jungen Netzwerks. Innerhalb dieser Gemeinschaft wurde auf Basis von wahrnehmungs-psychologischen Grundsätzen eine Strategie entwickelt, die ein patientenfreundliches und gleichzeitig ökonomisch realistisches Gestalten möglich macht. Sie erlaubt allen Beteiligten einer Praxis aus vier komplett verschiedenen Modellen zu wählen, die jeweils auf den Leistungs- beziehungsweise den Gestaltungstypus zugeschnitten sind.

Vier verschiedene Modelle

Die Gestaltungsmodelle orientieren sich an den differenzierten Praxen und deren unterschiedlichen Leistungsangeboten (Allgemeinmediziner/Internisten, Zahn- und Kiefer-Mediziner, Kinderärzte, Frauenärzte, Heilpraktiker/Praxen-Objekte). Daher wurden vier Modellbücher erstellt. Sie zeigen Farbstimmungen mit unterschiedlichsten Originalmustern. Dabei differenzieren sich die vier Praxiswelten „Regenerativ“, „Angstfrei“, „Präventiv“ und „Wohlfühlen“ in ihrer Material- und Farbwahl in drei Funktionsbereiche. Diese umfassen den Empfangs- und Wartebereich, den Arzt- und Diagnoseraum sowie die Räume für Behandlung und Funktion.


Die Präventiv-Praxis

Die gewählten Farben des ersten Modells sind Signale, die noch vor der Betrachtung von Architektur, Lichtgestaltung und Möblierung das thematische Rückgrat der Gestaltung bilden. Insgesamt wird dabei auf Zeitlosigkeit statt auf Mode gesetzt, was die Patienten beruhigen soll. Daher empfiehlt sich, die Farbflächen großzügig – also nicht kleinteilig – in Szene zu setzen. Die verwendeten mitteltonigen Rot- und Rot-Orange-Farben dürfen jedoch keine Kontraste provozieren, sondern sollen komplementäre Akzente zu den grünlich angehauchten Grau- und Beige-Tönen bilden. Ein weiterer Vorschlag ist, jeden einzelnen Raum immer aus zwei bis drei Farbtönen heraus zu gestalten.

Die Wohlfühl-Praxis

Auf der einen Seite sind die Farben dieses Modells hell und warmtonig (Gelb, Orange, Terrakotta und gebrochene Weiß-Töne), zum anderen vermitteln sie einen Stimmungsquerschnitt alters- und geschlechtsspezifischer Gemütlichkeits-Merkmale. Die Gestaltungsebene „Wohlfühl-Praxis” folgt einer Anmutungs-Systematik von Empathie- und Geborgenheitsaspekten. Sie präsentiert sich in ihrer warmtonig- sonnigen aber auch teilweise erdigen und naturhaften Farbigkeit.

Die Angst-/Stressfrei-Praxis

Hier müssen die einzelnen Töne ein wohl abgewogenes Klangbild von Zartheit, Zuwendung, von Kühle und Reduktion aber auch von Wärme und Geborgenheit vermitteln. Die Angst- und Stressfrei-Praxis bedarf sowohl Ablenkungs- als auch Konzentrations-Charakteristika. Sie sollte auf keinen Fall karg und nur auf bloße Beruhigung hin gestaltet sein. Es sind Töne wie Mittel-Blau, Azur und Licht-Grau oder Beige, Ocker und Orange zu verwenden.

Die Regenerativ-Praxis

Das letzte Gestaltungsmodell basiert auf den Grundtönen Grün, Blau und Sand. Nicht mit aller Kraft, sondern mit Maß und unleugbarer Sanftheit produziert die Palette Empfindungen von Wachstum und frischer Naturidylle. Sie besitzt viel Chlorophyll und einen Hauch neblig-wässriger Trübung. Gerade ein/zwei Töne der Akzentfarbreihe sind mitteltief gehalten. Sie sollen bei der Gestaltung nur eine begleitende, akzentuierende und damit eine quantitativ geringe Beteiligung erhalten. Die Ausarbeitung einer regenerativen Umgebung muss ganz eindeutig auf jede Art von Sinneswahrnehmungs-Überreizung verzichten. Es ist darum angesagt, neben weichen Farben, ebensolche Farbübergänge zu schaffen. Genauso gilt, Gestaltungsgrundsätze der Symmetrie und der Balance zu beachten.


Feingefühl und Kompetenz

Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung eines der vier Praxen-Modelle ist die dermatologische und phlebologische Praxis von Dr. Werner in Offenbach, in der auch kosmetische Behandlungen vorgenommen werden. „Nicht zuletzt deshalb sollte der optische Eindruck der neuen Räume besonders überzeugend sein“, weiß Martina Lehmann vom Caparol FarbDesign-Studio. „Schließlich vermitteln eine gute Gestaltung und eine differenziert abgestimmte Farbgebung dem Patienten Feingefühl und Kompetenz.“ Es war der Wunsch des Arztes, eine Praxis mit hohem Designanspruch zu schaffen. Favorisiert wurde ursprünglich eine Schwarz-Weiß-Gestaltung. Von dieser „harten“ Farbrichtung kam das gesamte Team jedoch schnell ab, nachdem andere Gestaltungsmöglichkeiten mit Hilfe der Health & Care-Mappen anschaulich vorgestellt wurden. Die Farbvarianten aus den beiden Mappen „Angstfrei“ und „Regenerativ“ dienten als Anregung und bildeten die Grundlage für die detaillierte Planung. Das Ergebnis, eine sehr feine, zarte, weiche Farbigkeit, kann sich sehen lassen. Boden, Wände, Decken und die Einrichtung ergeben ein harmonisches Gesamtbild, das Leichtigkeit und Transparenz vermittelt. Diese Praxis beweist, dass eine anspruchsvolle Raumgestaltung auch mit technischen Belangen und Hygienevorschriften durchaus in Einklang zu bringen ist, denn auch der OP-Bereich wurde mit einbezogen. Das ganzheitliche Gestaltungskonzept spiegelt die eigene Philosophie des Arztes wider – hier fühlen sich alle Menschen sehr wohl!

Ein farbiges Erscheinungsbild

Die Praxen Dr. Kawohl/Overhage und Dr. Landwehr geben ebenfalls einen Einblick in die unterschiedliche Welt der Praxen-Modelle. Sie befinden sich in einem Ärztehaus in Hamm. In ihnen wurde mit dem Innenarchitekturbüro Thöne planerisch speziell auf die Vorstellungen der Ärzte und die Anforderungen des Praxisablaufs eingegangen. Bestimmte Materialien wie Parkettboden, Möbelfronten und Deckenflächen waren bereits definiert, auch Fensterelemente und Eingangstür standen fest. Im Wandbereich fiel den Beteiligten die Entscheidung allerdings schwer. Deshalb nahmen sie die professionelle Beratung des FarbDesign- Studios in Anspruch. Gewünscht war ein modernes, zeitgemäßes und farbiges Erscheinungsbild. Mit diesen Vorgaben wurden jeweils zwei individuelle Farbkonzepte erstellt, von denen dann der favorisierte Entwurf zur Ausführung kam. Besonders charakteristisch in der internistischen Praxis Dr. Kawohl/Overhage ist der lange Flur, der zu den Untersuchungszimmern führt. In schräger, zackiger Form ragen diese einzelnen Räume in den Flurbereich. Damit ergeben sie durch ihre wechselnde Farbabfolge eine stimmungsvolle und spannende Perspektive. Gleichzeitig unterstützt die differenzierte Farbgebung die Orientierung. Das realisierte Farbkonzept bewegt sich schwerpunktmäßig im kühltonigen Grün/Blaubereich: Farben die gut zum warmen Holzton des Parkettbodens passen. Für die radiologische Praxis Dr. Landwehr sollten eher warme Farbtöne zum Einsatz kommen – aber definitiv kein Grün. Eine markant geschwungene rote Wand betont daher den zentralen Empfangs- und Flurbereich – eine warme, kommunikative Farbe die gut für den öffentlichen Bereich geeignet ist. Interessant sind die einzelnen Umkleidekabinen, die aus den Wandflächen herausragen. Uni-farben gestrichen, setzen sich diese trotz zum Teil geringem Farbkontrast deutlich von den strukturierten, roten Wandflächen ab. Passend zur Radiologie, strahlt und leuchtet das Rot kraftvoll aus dem Kern direkt in die Praxisräume hinein. Dazu bilden die hellblauen Wände und grauen Stühle einen ausgleichenden und gleichzeitig wohltuenden Kontrast fürs Auge.

 

 
Die sägeförmige Flurwand wird mit Licht und Farbe in Szene gesetzt.

 
Der Empfangsbereich der Praxis Dr. Kawohl/Overhage präsentiert sich in frischer, freundlicher Farbigkeit. Die Wandflächen sind mit matter Deco-Lasur auf Vlies gestaltet.

 
Der großzügige Behandlungsraum in der Praxis von Dr. Werner in Offenbach bietet hinter dem grünen Paravent Gelegenheit zum Aus- und Ankleiden

 
Die aus der Wand ragenden Umkleidekabinen in unterschiedlicher Farbigkeit bewirken eine interessante Perspektive. Gleichzeitig vereinfacht die farbliche Differenzierung der Umkleiden die Kommunikation zwischen Praxisteam und Patient.

 
Ein feines Farbspiel zeigt der Blick in den Behandlungsbereich Kosmetik und Allergie. Durch die figuralen, blau illuminierten Öffnungen der Wandscheibe schimmert effektvoll die zartrosa Wand. Fotos: Caparol
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