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VOC-Richtlinie 2010

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VOC-Richtlinie 2010

Am 1. Januar tritt die VOC-Richtlinie 2010 in Kraft. Teilweise arbeitet der Maler schon mit den 2010-Qualitäten, ohne es zu ahnen.

So auch bei den Produkten der Marken Delta und CWS von CD-Color. Das Malerblatt sprach mit Elfriede Gartz, Leiterin der Entwicklung bei CD-Color, über die neuen Produkte.

Als die Grenzwerte der VOC-Richtlinie 2010 Ende 2004 feststanden, haben viele schon das Ende der klassischen Lackqualitäten eingeläutet.

Die Vorzeichen schienen damals wirklich nicht günstig. Ein Grenzwert von 300 Gramm Lösemittel pro Liter lösemittelbasierendem Lack der Kategorie d, das war ein Wert, den man erstmal verdauen musste. Denn er bedeutet deutlich höhere Schichtdicken durch die Erhöhung des Festkörperanteils, was sich natürlich nachteilig auf das Trocknungsverhalten und die Glanzentwicklung eines Lackes auswirkt. Ein deutlicher Qualitätsabfall schien also vorprogrammiert.

Wie sind Sie angesichts dieser schwierigen Rahmenbedingungen diese Aufgabenstellung angegangen?

Auf der einen Seite haben wir uns um das Thema wasserverdünnbare Profilacke gekümmert. Da wir jedoch wussten, welche Vorbehalte der Profi-Verarbeiter gegenüber Acryllacken hat, haben wir eine völlig neue Lacktechnologie auf die Beine gestellt, die die herausragenden Verarbeitungseigenschaften eines Alkydharzlackes mit den Vorteilen eines Acrylats verbindet. Also z.B. guter Verlauf und lange Offenzeiten sowie hoher Glanz und geringe Vergilbungsneigung. Lucite LacTec ist seit 2004 auf dem Markt und hat inzwischen viele Maler überzeugt – vor allem bei sensiblen Objekten, wo der Einsatz von lösemittelhaltigen Anstrichstoffen nicht in Frage kommt.

Dennoch gibt es Objekte, bei denen der Profi-Maler auch in Zukunft nicht auf den Einsatz von hochwertigen lösemittelhaltigen Lacken verzichten kann oder will.

Und aus diesem Grund haben wir das Thema Alkydharzlacke natürlich keineswegs „abgeschrieben“. Im Gegenteil: Als anerkannter Lackspezialist mit fast 150 Jahren Tradition fühlten wir uns geradezu aufgerufen, diese Herausforderung anzunehmen. Unsere Zielsetzung war dabei klar definiert: Wir wollten ein neues Lacksystem, das die Grenzwerte der VOC-Richtlinie sicher erfüllt, das unsere gesamte bisherige Produktpalette abbildet und das in den Verarbeitungseigenschaften und in der Performance vergleichbar oder besser ist als das traditionelle Alkydharzsystem. Und wir haben sogar noch einen draufgesetzt: Wir wollten es uneingeschränkt mixfähig.

Wieso bedeutet das Kriterium „Mixfähigkeit“ ein zusätzliches Problem?

Die wesentlichen Eigenschaften eines Lackes werden vom Basis-System bestimmt. Die Pigment-Pasten zum Abtönen des Lackes dagegen sind eigentlich „Störfaktoren“, die wichtige Eigenschaften wie das Trocknungsverhalten oder den Glanzgrad entscheidend beeinflussen können. Wenn man diese Pasten auf dem Markt zukauft, muss man mit diesen Begleiterscheinungen leben. Denn man kann den Rohstoff-Lieferanten wohl kaum veranlassen, an seiner Rezeptur etwas zu ändern. Also muss man am eigenen System „drehen“ und verändert damit schon wieder die Eigenschaften des neu zu entwickelnden Lackes. Damit wird der Entwicklungs-Prozess praktisch fremdbestimmt und auf den Kopf gestellt.

Man kann sich vorstellen, dass dies die Qualität des Endproduktes durchaus negativ beeinflussen kann.

Wir waren in der komfortablen Situation, alle am Entwicklungsprozess Beteiligten gleich von Anfang an mit einzubinden. Mit dem Schwester-Unternehmen Protec Systempasten GmbH verfügen wir in der Unternehmensgruppe über einen anerkannten Spezialisten im Hause. Auf der anderen Seite des Entwicklungsstranges stand die ATCOAT GmbH in Düren, mit der es eine durch die Unternehmensge-schichte bedingte lange und bewährte Partnerschaft gibt und die ihr Know-how in Sachen Bindemittel-Entwicklung einbringen konnte. So konnten wir den Entwicklungsprozess integriert vornehmen.

 


 

Wie hat man sich einen solchen integrierten Entwicklungsprozess vorzustellen?

Nehmen wir mal ein Beispiel: Am Anfang jeder Lackentwicklung steht die Suche nach dem geeigneten Bindemittel. Dabei muss man jedoch auch immer an das Ende der Kette, die Mixfähigkeit denken. Denn es gibt Kunstharze, die eine herausragende technische Performance bieten, doch erst später stellt sich heraus: Sie lassen sich nicht abtönen, da sie sich mit den Pasten einfach nicht vertragen. So etwas von Anfang an „mitdenken“ zu können, beeinflusst die Qualität des Endproduktes natürlich entscheidend. Ähnliches gilt für die Abtönpasten. Auch hier konnten wir die Abstimmungsprobleme sofort im direkten Austausch zwischen Basen- und Pastenhersteller kommunizieren und in aller Regel über das Feintuning der Pasten regeln. Wer aber auf maßgeschneiderte Pasten zurückgreifen kann, hat weniger Qualitätsverluste, da die Verträglichkeit auch über die Paste gesteuert werden kann. Am Basissystem muss dann meist weniger geändert werden. Die entscheidenden Eigenschaften bleiben erhalten.

Ein frühzeitiger und kontinuierlicher reger Austausch zwischen Bindemittel-, Lack- und Pastenhersteller also, der in einem gemeinsamen Entwicklungsergebnis mündet. Das klingt wie eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten.

So könnte man es formulieren. CD-Color entwickelte für seine Alkydharz-Qualitäten CWS und Delta ein Basissystem mit hoher Er-giebigkeit, hohem Festkörperanteil und demzufolge extrem gutem Deckvermögen, hoher Trockenschichtdicke, hohem Glanz und besserer Glanzhaltung. Und das Ganze bei unverändert guter Verarbeitung, Gebrauchs- und Baustellentauglichkeit und Lagerstabilität. Auf der Protec-Seite entstand ein dafür maßgeschneidertes Pigmentpasten-System, das ein breites Produktspektrum abdeckt und dabei die Eigenschaften des Basismaterials – was Trocknung, Glanz und Verlauf anbelangt – nur geringfügig verändert. Die hohe Qualität wird dabei auch durch eine anspruchsvolle Maschinen- und Dosiertechnik möglich, so dass hochkonzentrierte und somit weniger „störende“ Pasten eingesetzt werden können. Protec konnte zudem direkten Einblick in den Entwicklungs- und Entscheidungsprozess eines Lackherstellers nehmen, wo das Unternehmen sonst als Zulieferer nur außen vorsteht. Gleichzeitig wurden die Pasten von einem erfahrenen Lackhersteller bei der Abprüfung der Erstmuster im Labor, der Erstellung von Eichreihen und in der Anwendungstechnik in allen Belangen auf Herz und Nieren getestet. Eine dreifache Sicherheit also. Das neue Pastensystem DecoTint classic kann also getrost von sich behaupten, alle entscheidenden Klippen schon einmal gemeistert zu haben und ist damit auch außerhalb dieser Kooperation uneingeschränkt marktfähig.

Und von all diesen Anstrengungen hinter den Kulissen hat der Profi- Verarbeiter nichts mitbekommen.

Das ist für einen Entwickler natürlich ziemlich frustrierend, war aber unser Hauptanliegen. Als Farben- und Lackhersteller ist es unsere Aufgabe, dem Verarbeiter Produkte an die Hand zu geben, mit denen er ein hochwertiges Beschichtungsergebnis abliefern und natürlich auch Geld verdienen kann. Ganz gleich, wie die Rahmenbedingungen für die Entwicklung aussehen. Das ist uns gelungen: Der Maler kann weiter seine gewohnte Delta-, Lucite- oder CWS-Qualität verarbeiten – und dabei ist er schon längst im Jahr 2010 angekommen. Die Gebinde sind die vertrauten, kein technisches Merkblatt musste verändert werden. Viele Eigenschaften wie Deckvermögen, Glanz, Glanzhaltung und Ergiebigkeit konnten sogar noch verbessert werden. Das ist das Einzige, was dem Verarbeiter aufgefallen sein könnte.

Frau Gartz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: Malerblatt 12/2009

Entwicklungsziel war ein neues Lacksystem, das in den Verarbeitungseigenschaften und in der Performance vergleichbar oder besser ist als das traditionelle Alkydharzsystem. Im Endergebnis konnten viele Eigenschaften – wie z.B. das Deckvermögen – sogar noch verbessert werden.Fotos: CD-Color

 

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