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Stampflehmwände

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Stampflehmwände

Stampflehm liegt im Trend. In Kombination mit moderner Architektur ergeben sich spannende Kontraste.

Raumgestalter schätzen die gestalterische Ausdruckskraft. Neben der monolithischen Schönheit der Elemente spielt der Einsatz von Lehmbaustoffen zur Klimatisierung des Raumes eine große Rolle, gerade in Verbindung mit den Baustoffen Stahl und Glas. Stampflehm hat eine enorme Kapazität als Wärmespeicher. Kombiniert mit großen Glasflächen wirkt er kühlend im Sommer sowie wärmend im Winter, und ist hervorragend zur Regulierung der Raumluftfeuchte geeignet. Mehr und mehr werden Lehmbaustoffe beispielsweise in Museumsgebäuden genutzt, weil dadurch eine aufwendige technische Raumklimatisierung reduziert werden kann und damit sinken die Folgekosten. Die Luftqualität in den Räumen verbessert sich deutlich, was jeder Besucher zu schätzen weiß.

Tragend

„Auch heute können Gebäude mit bis zu zwei Vollgeschossen ohne aufwendige Zustimmung im Einzelfall tragend in Stampflehm errichtet werden,” betont Professor Dr.-Ing. Christopf Ziegert, Inhaber des auf Lehmbau spezialisierten Planungsbüros ZRS und Obmann des DIN-Ausschusses Lehmbau. Ob tragend oder nicht, Stampflehmelemente werden heute immer raumgestaltend eingesetzt. Ein interessantes Beispiel findet man unweit von Berlin. Dort wurde Stampflehm für den Neubau eines Wohnhauses verwendet, das eine bestehende, landwirtschaftliche Hofanlage ergänzt. Das Erdgeschoss wird aus tragenden Stampflehmwänden auf einer Gründung aus Stahlbeton gebildet.

Handarbeit

Ob als tragendes Element, ob als Vorsatzschale oder als Monolith frei im Raum: Stampflehmwände sind ein exklusives Zentrum der Raumgestaltung. Diese Elemente schämen sich nicht zu zeigen, dass ihre Errichtung Schicht für Schicht Handarbeit ist. Das Fundament muss die massiven Wände tragen können und vor kapillar aufsteigender Feuchtigkeit schützen. Geschalt wird vor Ort mit handelsüblichen Schalungssystemen. Diese müssen auf 60 kN/m2 ausgelegt sein. Gestampft wird meist mit pneumatischen oder elektrischen Stampfern. Natürlich ist auch das rein manuelle Stampfen möglich. Ein präziser Entwurf und Akkuratesse bei der Arbeit sind Grundvoraussetzung für ein gelungenes Ergebnis. Jeder Arbeitsschritt (Schalen, Einfüllen, Verdichten) ist an der späteren Oberfläche ablesbar und kann nach dem Ausschalen nicht mehr korrigiert werden. Zusätzlich zum Gewicht des gestampften Materials wirken immense Kräfte beim Verdichten auf den Baukörper und die verhältnismäßig langen Trocknungszeiten sind in den Bauablauf einzuplanen. All dies zusammen lässt sich nicht auf jeder Baustelle ohne Weiteres realisieren. Schon in der Vergangenheit wurden kleinere Elemente wie zum Beispiel Theken für eine exklusive Ladenausstattung extern gefertigt und im Raum aufgestellt.

Als Ergänzung zu einer handwerklichen Lösung vor Ort bieten sich vorgefertigte Stampflehmteile mit festen Preisen und Lieferterminen an (siehe Kasten). Sie erlauben die exakte Planung der Kosten, Bauzeiten und Bauabläufe. Bauzeitverzögerungen durch Trockenzeiten entfallen, ebenso Lärm- und Stampfdruckbelastung auf der Baustelle. Heizungsrohre, Öffnungen und andere Sonder- details sind gut integrierbar.

Für die Farbgebung der Stampflehmwand stehen traditionell fünf natürliche Stampflehmfarben zur Verfügung. Schicht für Schicht wird die Wand in der Schalung gestampft und jede Schicht wird sichtbar, auch wenn nur mir einer Farbe gearbeitet wird. In den meisten Fällen werden jedoch Akzente gesetzt oder besser gesagt gestampft, indem in einer anderen Farbe horizontale Streifen realisiert werden, die in der Tiefe den gesamten Wandscheibenquerschnitt umfassen. Zusätzlich kann Lebendigkeit durch schmale bis circa zwei Zentimeter breite Adern entstehen, die mit den feinen Lehm-Designputzmörteln eingearbeitet werden. Hier stehen zusätzlich zu den fünf farbigen Stampflehmen 138 Farben aus sieben Farbräumen für eine umfangreiche Gestaltungsvielfalt zur Verfügung. Ob als handwerkliche oder Manufakturlösung, der gestaltete Raum gewinnt Charakter, der Lehm trägt zu einer großen Verbesserung des Raumklimas bei. Dem Menschen war der Baustoff Lehm stets nah und vertraut. Die Evolution vom Einzeller bis zum heutigen Menschen geschah in Tuchfühlung mit dem Naturprodukt. Mit der Rückkehr des Stampflehms ist der älteste Baustoff der Menschheit in seiner wohl bisher schönsten kulturellen Form in der modernen Architektur angekommen.

Dr. Michael Willhardt, OE@alt0140.de
Fotos: Claytec
Quelle: MAlerblatt 02/2013
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