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Fachgerechte Sockelausbildung

WDVS
Fachgerechte Sockelausbildung

Wer hat diese Situation nicht auch schon erlebt? Auf den ersten Blick ist die Fassade schön.
Doch schweift der Blick von der schön gestalteten Fläche nach unten Richtung Gebäudesockel, fallen häufig schon kurze Zeit nach der Erstellung unschöne Wasserränder, Farb- und Putzabplatzungen ins Auge. Die Ursache liegt in den meisten Fällen in einer nicht fachgerechten Sockelausbildung und dadurch bedingter Feuchtigkeitseinwirkung auf das Putzsystem.

Beleuchtet man diesen Teil der Fassadendämmung etwas genauer, stellt man schnell fest, dass dieser Bereich der Wärmedämmung spezielle Fachkenntnisse und eine sorgfältige Planung und Abstimmung voraussetzt.
Grundsätzlich treffen im Sockelbereich die unterschiedlichsten Gewerke von Rohbau und Bauwerksabdichtung über Wärmedämmung mit Außenputz bis zum Landschaftsbau aufeinander. Jedes dieser Gewerke hat spezifische Anforderungen zu erfüllen und die Schnittstellen sind aufeinander abzustimmen.
Die Planung und Ausführung von Sockel- und Spritzwasserbereichen wird in verschiedenen technischen Regelwerken beschrieben. In den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen/ allgemeinen Bauartgenehmigungen für WDVS wird zu diesen Themen wie folgt Stellung genommen:
„Die Anwendung im Spritzwasserbereich (H ca. 300 mm) bedarf besonderer Maßnahmen, die nicht Gegenstand dieses Bescheides sind.“
Daraus resultierend ist die Ausführung des Sockelbereichs nicht Bestandteil der zugrundeliegenden Zulassung/Bauartgenehmigung eines WDVS und Bedarf einer individuellen Betrachtung und Berücksichtigung einschlägiger Regelwerke. Erläuterungen zum Spritzwasserbereich am Wandsockel unter dem Aspekt der Bauwerksabdichtung finden sich in DIN 18533-1, welche den Bereich von etwa 20 cm unter GOK bis ca. 30 cm über GOK der Wassereinwirkungsklasse W4-E zuordnet.

Bauwerksabdichtung

Perimeterdämmungen übernehmen im erdberührenden Bereich keine Abdichtungsfunktion. Eine Bauwerksabdichtung sollte immer auf allen erdreichberührten Gebäudeflächen nach DIN 18533-1 direkt auf dem Bauwerk und bis ca. 30 Zentimeter über Geländeoberkante (GOK) erfolgen. Im Endzustand sollte dieser Wert 15 Zentimeter nicht unterschreiten. Gemäß DIN 18533-1 darf die vertikale Bauwerksabdichtung oberhalb des Geländes entfallen, wenn hier ausreichend wasserabweisende Stoffe eingesetzt werden und die Abdichtungsschicht nicht hinterlaufen werden kann. Die Bauwerksabdichtung sollte bei Wandsockeln mit Bekleidungen wie z. B. verputzten Wärmedämmstoffen dennoch immer vor dem Anbringen der Wärmedämmung erfolgen. Die Bekleidungen sind dabei so zu verankern, dass die Abdichtung im wassereinwirkenden Bereich nicht perforiert wird. Ist eine Perforation unvermeidlich, sind die Verankerungen abzudichten.

Wärmeschutz

Im Zuge der strengen energetischen Anforderungen an Gebäude ist es bei Neu- und Altbauten fast unumgänglich, dass Sockel- und Perimeterbereich gedämmt werden. In der DIN 4108-2 „Wärmeschutz und Energieeinsparung an Gebäuden“ wird dargestellt, dass die Kellergeschoßdecke bei unbeheizten Kellerräumen mindestens 50 Zentimeter mit der außenseitigen Dämmung überdeckt werden soll, um Wärmebrücken zu reduzieren. Werden die Kellerräume auch als Aufenthaltsräume genutzt, sollte die Perimeterdämmung bis auf die Fundamentplatte erfolgen. Diese Dämmschicht kann dann gleichermaßen als Schutzschicht für die vorhandene Gebäudeabdichtung dienen.

Im Sockel- und erdberührenden Perimeterbereich dürfen keine „normalen“ Fassadendämmplatten auf z. B. Basis EPS- oder Mineralwolle-Dämmplatten verwendet werden. Die Anforderungen an Sockeldämmplatten des Anwendungstyps WAS und Perimeterdämmplatten des Typs PW werden heute in DIN 4108-10 definiert. Daneben können im Anwendungsbereich PW und WAS dafür speziell bauaufsichtlich zugelassene Dämmplatten zum Einsatz kommen.
Zum Kleben der Dämmplatten im Perimeterbereich sollten nur entsprechend auf die Bauwerksabdichtung abgestimmte Materialien eingesetzt werden, damit ein dauerhafter Haftverbund zum Untergrund gewährleistet ist. Hier hat sich z. B. die Capatect Klebe- und Dichtungsmasse 114 seit Jahren bewährt. Ein ebenfalls bewährtes Universalprodukt für den Sockelbereich, dass zum Kleben, Armieren und als Feuchteschutzanstrich auf der Putzbeschichtung eingesetzt werden kann, ist Capatect SockelFlex Carbon.

Das Verkleben der Perimeterdämmplatten erfolgt in Abhängigkeit des anliegenden Lastfalls nach DIN 18533-1 entweder Punktweise oder in vollflächiger Verklebung. Wird die Sockeldämmung nicht bis zum Fundament oder im direkten Übergang zu einer Perimeterdämmung angebracht, sondern nur einige Zentimeter unterhalb der Geländeoberkante geführt, sollte die untere Kante der Dämmplatte abgeschrägt werden. Das verhindert beim Anschütten des Erdreichs eine Hohlraumbildung unter der Dämmplatte.
Zudem wird empfohlen, die Sockeldämmplatten im sichtbaren Sockelbereich zusätzlich mit Dübeln zu befestigen – beginnend bzw. im Abstand von mindestens 15 Zentimetern über der Geländeoberkante. Damit wird verhindert, dass die Dämmplatten beim späteren Anfüllen und Verdichten des Erdreichs über den Anpressdruck nach unten gezogen werden.

Sockelausbildung und Putzbeschichtung

Vor Beginn der Arbeiten müssen Sockelverlauf bzw. Sockelkante klar definiert werden, wobei eine klare Trennung zwischen Fassaden- und Sockelbereich sinnvoll ist und in vielerlei Hinsicht Vorteile bietet. So kann zum Beispiel ein verschmutzter oder beschädigter Sockel nach einigen Jahren ohne optische Beeinträchtigung zur übrigen Fassadenfläche renoviert und überarbeitet werden.
Die Putzbeschichtung wird aus Armierungsschicht und Oberputz erstellt, wobei verschiedene Systemaufbauten möglich sind. Zur Erhöhung der Stoßbelastung kommen hauptsächlich folgende Armierungsschichten bzw. Systeme zum Einsatz:
• zusätzliche bzw. doppelte Armierungsschicht
• zusätzliche Einlage eines Panzergewebes
• keramische Beläge oder aufgeklebter Naturwerkstein
• carbonfaserverstärkte Armierungsmassen wie Capatect CarboNit.
Es ist vorab zu klären, welche Deckbeschichtung gewählt werden soll. Sie sollte einerseits in Abstimmung zur gewählten Armierungsschicht erfolgen, andererseits ist zu beachten, dass die Spritzwasserzone wohl den kritischsten Punkt an einer Fassadenfläche darstellt und die Belastung sowie Einwirkung höchst unterschiedlich sein kann. Folgende Einflussfaktoren sind zu bedenken:
• Ist Gefälle vorhanden?
• Ist eine Kiesfilterschicht vorhanden?
• Ist der Pflasterbelag oder das Erdreich direkt am Sockel, wodurch eine deutlich erhöhte Feuchtebelastung durch Stauwasser entstehen kann?
• Findet eine verzögerte Austrocknung des Putzes bzw. des Erdreichs durch Schattenwirkung (Sträucher, Pflanzenbewuchs o. ä.) statt?
• Erhöhte Feuchtebelastung durch angehäuften Schnee!
• Schnee, der mit Streusalz belastet ist, führt zur Zerstörung von Putzen, unabhängig von deren Art und Qualität!
• Urin-Belastung durch Tiere!

Deckbeschichtung

Wie eingangs dargestellt ist der Sockelbereich nicht durch die Zulassung/Bauartgenehmigung eines WDVS geregelt, folglich obliegt es den Planern, den Systemaufbau unter Berücksichtigung der zu erwartenden objektbezogenen Anforderungen auszuwählen, wobei hier die Empfehlungen der Systemhersteller und die „allgemeinen anerkannten Regeln der Technik“ heranzuziehen sind.

Im Allgemeinen sollten Produkte zum Einsatz kommen, die den erhöhten Anforderungen gewachsen sind. Für Sockelflächen sind in Abhängigkeit des Putzgrundes mind. Putze der Klasse CS II mit einer Mindestdruckfestigkeit von 2,5 N/mm² und Typ W2 nach DIN EN 998-1 anzuwenden. Ein speziell für die erhöhten Anforderungen des Sockels entwickeltes Produkt ist der Capatect Sockelmulti 777, der als Kleber, Armierungsschicht, Renoviermörtel und Oberputz im Sockelbereich eingesetzt werden kann. In Abhängigkeit des Gesamtputzdicke des Systems ist im einbindenden Sockelbereich kein zusätzlicher Feuchteschutzanstrich notwendig.
Mineralische Putzsysteme im Spritzwasserbereich sollten mit einem zusätzlichen wasserabweisenden Anstrich geschützt werden. Beim Einsatz von Kunstharz- oder Siliconharzputzen als Schlussbeschichtung kann dieser zusätzliche Anstrich im Normalfall entfallen. Zum Reduzieren der Feuchtigkeits- und Spritzwasserbelastung im Sockelbereich sind zusätzliche Präventivmaßnahmen zu empfehlen:
• mind. 2% Gefälle vom Gebäude weg
• führt das Gefälle zum Gebäude hin, können Entwässerungsrinnen Stauwasser vor der Fassade verhindern
• Kiesschüttung mit einer Mindestbreite von 30 cm
• Pflastersteine und andere Oberflächenbefestigungen nie bis an die Sockelfläche direkt heranführen, sondern immer eine Trennung mittels Noppenfolie vornehmen.

Abdichtung der Putzbeschichtung

Um im Sockelbereich einen sauberen und optisch ansprechenden Abschluss zu gewährleisten, werden Armierungsschicht und Oberputz normalerweise zehn bis 20 Zentimeter ins Erdreich hineingeführt. Klassische Putzsysteme sind in diesem Bereich bis ca. fünf Zentimeter über Geländeoberkante mit einem zusätzlichen Feuchteschutzanstrich zu versehen, der eine Durchfeuchtung und dadurch bedingte kapillar aufsteigende Feuchtigkeit verhindern soll. Wird dieser Feuchteschutz der Putzbeschichtung nicht ordnungsgemäß ausgeführt, sind Putzschäden im Sockelbereich vorprogrammiert. Zum Einsatz kommen für diesen Anwendungsfall meistens zementgebundene Dichtschlämmen wie das Capatect SockelFlex Carbon. Diese Produkte haben im Vergleich zu bitumenhaltigen Abdichtungsanstrichen den Vorteil, dass sie überstreich- und überputzbar sind.
Abschließend ist die Sockelfläche durch eine Noppenfolie zu schützen, damit beim Anschütten des Erdreichs keine Beschädigungen entstehen.

Fazit

Wenn die einzelnen Gewerke und Arbeitsschritte bei der Planung und Ausführung des Sockelbereichs sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, die richtigen Produkte zum Einsatz kommen und die technischen Vorgaben bzw. die anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden, wird man für viele Jahre einen schadenfreien Sockel erhalten.

 

Hardy Rüdiger, technischer Leiter Services, Profi-Marken DE
 

Aufsteigende Feuchtigkeit und Putzschäden.

Die Kellergeschoßdecke ist nach DIN 4108 mindestens 50 Zentimeter mit Dämmung zu überdecken.

Unterkante der Sockeldämmung abgeschrägt, damit Hohlräume vermieden werden.

Technisch sauber gelöste Sockelausbildung.
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