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Klimahaus Bremerhaven - Eine Weltreise an einem Tag

Klimahaus Bremerhaven
Weltreise

An einem Tag von den Tropen in die Antarktis reisen und dabei neun Klimazonen erleben, das können Besucher des Klimahauses in Bremerhaven.

Wolfram Strehlau

Klima ist nicht allein Wärme und Kälte, Regen und Sonnenschein, sondern eine Welt voller Farben und Töne. Das findet der Besucher des „Klimahauses“ in Bremerhaven bestätigt. Das Haus gehört zu den auf historischem Grund zwischen Innenstadt und Weserdeich entstandenen Havenwelten, die – an die maritimen Traditionen der Stadt anknüpfend – mit einer einzigartigen Erlebniswelt aufwarten. Denn im Zuge des globalen Strukturwandels setzt Bremerhaven auf maritime Technologien, Offshore-Windenergie und Tourismus. Dabei ziehen öffentliche Hand und privates Unternehmertum an einem Strang. „Die Stadt Bremerhaven ist auf den Zug der Zeit aufgesprungen und hat im Klimahaus die Elemente, die uns traditionell umgeben, samt Klimawandel auf eine Art thematisiert, die den Besucher interessiert und aktiviert“, fasst Sieghard Franz-Lückehe, Prokurist der STÄWOG, das Anliegen zusammen.
Die Attraktion des Klimahauses ist ohne Zweifel die Reise durch neun Klimazonen entlang dem achten östlichen Längengrad, die von der Weser über die Alpengletscher und Sardinien in die afrikanische Wüste und von dort über den Regenwald mitten hinein in die Eismassen der Antarktis führt und nach Aufenthalten in der üppigen Pflanzenwelt Samoas und der Tundra Alaskas wieder vor der eigenen Haustür endet. Die aufwendigen Inszenierungen legen den Schwerpunkt auf die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur.
Das Klimahaus 8° Ost ist eine konzeptionelle, architektonische und bauliche Meisterleistung, zu der eine Vielzahl von Planern, Künstlern und Dienstleistern beigetragen haben. Mit der Projektleitung wurde vom Bauherrn BEAN Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen die Städtische Wohnungsgesellschaft STÄWOG mbH beauftragt. „Wir betrachten uns dabei als Dienstleister im kommunalen Auftrag“, erläuterte Architekt Franz-Lückehe die Arbeitsteilung, der zusammen mit Geschäftsführer Christian Bruns die Fäden in der Hand hielt. Es gehe dem Wohnungsunternehmen neben Wohnqualität und Bestandspflege auch um den Wirtschaftsstandort Bremerhaven. Der hohe investive Aufwand für die Havenwelten habe nahegelegt, die Kräfte und die Kompetenzen aller städtischen Unternehmen zu bündeln. Für die STÄWOG sprach, dass sie schon zahlreiche Großprojekte wie die Komplettsanierung des Stadttheaters und den Neubau des Zoos für die Stadt übernommen und erfolgreich abgeschlossen hat. Ausgehend vom Ideenentwurf der Petri & Tiemann GmbH setzte sich in dem vom Bauherrn ausgeschriebenen Wettbewerb der Bremer Architekt Thomas Klumpp mit einem nicht alltäglichen Gestaltungsentwurf durch, dessen Anleihen beim Schiffbau – zum Beispiel in Form der Spanten ähnlichen Tragstrukturen – nicht zu übersehen sind. Die planerische Umsetzung wurde der Bremer Niederlassung der agn Niederberghaus & Partner übertragen.
Belange von Mensch und Umwelt berücksichtigt
Das Haus besteht aus zwei voneinander getrennten Baukörpern. Die Außenhülle aus Glas und das Dach mit seiner Trägerkonstruktion aus Aluminium umschließen die Innenkonstruktion aus Beton. Bei einer Länge von 125 Metern und 82 Metern Breite besitzt das Klimahaus ein Volumen von mehr als 160.000 m³. „Auch im Innern verweigert sich die Struktur in weiten Teilen klassischen Architekturbegriffen wie Geschossebene, Wand oder Decke. Stattdessen gibt es ein inneres Raumkontinuum aus versetzten Ebenen, Galerien und Treppen“, beschreibt das Planungsbüro agn die Struktur des Gebäudeinnern. Darin untergebracht sind neben der Reise auf dem achten Längengrad die Themenwelten „Elemente“, „Perspektiven“ und „Chancen“, die auf unterschiedliche Art und Weise grundlegende Informationen zu Klima- und Wetterphänomen vermitteln. Die Verantwortung für die Raumgestaltung und die lebensnahen Inszenierungen lagen in der Hand der Hamburger Kunstraum GfK-mbH, die durch die Vielfalt des Einsatzes der Mittel ein hohes Maß an Authentizität und Glaubwürdigkeit erreichte. Entscheidende Voraussetzungen für ihre kreative Arbeit waren die in hoher Qualität ausgeführten handwerklichen Leistungen. Das Klimahaus ist auch, was den Einsatz alternativer Energien und Umweltschutz betrifft, ein Vorzeigeprojekt. Es ist zum Beispiel auf insgesamt 464 geothermische Klimapfähle gegründet, die bis 25 Meter in die Tiefe reichen. Über ein in Rohrleitungen befördertes Wasser-Glykol-Gemisch liefern sie winters Wärme und sommers Kühle. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach leistet einen Beitrag zur Stromversorgung. Die bauphysikalischen Anforderungen an die beim Bau eingesetzten Materialien orientierten sich am aktuellsten Stand von Brand-, Lärm- und Gesundheitsschutz. Maßstab für den Einsatz von Baumaterialien war in jedem Fall ihre Umweltverträglichkeit. Ein Baubiologe überwachte die Einhaltung der in den Ausschreibungen festgelegten Parameter. Beispielsweise mussten die für die Beschichtung und Farbgebung verwendeten Produkte der Europäischen Lösemittelrichtlinie für Baufarben und Lacke genügen bzw. lösemittel- und emissionsfrei sein.
Bisher größter Auftrag
Den Zuschlag für die Malerarbeiten erhielt die ortsansässige Firma Poly-Kat GmbH, die sich seit dem Beginn der 70er Jahre erfolgreich auf dem regionalen Markt behauptet. Firmenchef Peter Stahl, der den Familienbetrieb zusammen mit seinem Vater in der zweiten Generation leitet und die Söhne nach Beendigung der Lehre auf höhere Aufgaben vorbereitet, betrachtete die Bewerbung um den Auftrag als eine Herausforderung der besonderen Art. „Nach dem Zuschlag wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte“, erinnert er sich. Mit rund 40 000 m² zu bearbeitender Fläche erreichte der Auftrag eine bis dahin nicht gekannte Dimension und war schwer zu kalkulieren. Das Aufeinandertreffen vieler Gewerke auf den Baustellen und die von der ungewöhnlichen architektonischen Form verursachte Kompliziertheit der Transportwege stellten an die Logistik hohe Anforderungen. Die zum Einsatz kommenden Produkte mussten einerseits den baubiologischen Anforderungen wie der Vermeidung von Geruchsbelästigungen Rechnung tragen und andererseits die gewünschten bauphysikalischen Eigenschaften wie Scheuerbeständigkeit besitzen. Bei dem zu erwartenden Termindruck spielte eine entscheidende Rolle, dass sie gut zu verarbeiten waren. Malermeister Stahl hatte mit dem Angebot des renommierten Herstellers Caparol über die Jahre gute Erfahrungen gemacht und beriet sich mit dessen Experten vor Ort Miklos Szöllösi. Die Wahl fiel auf vielfach bewährte Produkte. Auf den Sichtbeton wurde durchweg Akkordspachtel aufgetragen, im Bistro- und Verwaltungsbereich erwies sich Capaver-Glasgewebe als geeignete Lösung. Während an Wand- und Deckenflächen die strapazierfähige Innenfarbe Mattlatex dominiert, erhielt Capatrend mit seiner hohen Deckkraft bei dunklen Farbtönen den Vorzug. Bei der Fußbodenbeschichtung richtete sich die Wahl nach der Beanspruchung. Wo kein Publikumsverkehr zu erwarten war, kam die wasserverdünnbare Epoxidharzbeschichtung Disbopox 447 zum Einsatz, im technischen Bereich das pigmentierte Polyurethanharz Disboxid 436.
Nachdem das Werk vollbracht ist und die Mannen von Poly-Kat ihren Kollegen von Kunstwerk sogar noch aus der Terminnot halfen, hat Peter Stahl seine Gefühle geordnet. Geblieben ist der Stolz darauf, an einem Bauwerk mitgewirkt zu haben, dass weit über die Havenwelten hinaus Furore macht. Diesen Stolz teilt er unter anderem mit der STÄWOG, die der Klimahaus Betriebsgesellschaft mbH ein attraktives und perfekt funktionierendes Haus übergeben konnte.
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