Startseite » Gestaltung » Inspiration »

St. Florianskirche München

Inspiration Malerblatt Wissen
St. Florianskirche München

St. Florianskirche München

Ein außergewöhnlicher Ort, eine außergewöhnliche Aufgabe. Die angehenden Vergoldermeister aus München haben erneut ihr enormes Können in einem sehr interessanten Projekt zur Schau gestellt.

Das Gebäude steht am Münchner Platz der Menschenrechte, in unmittelbarer Nähe des Geländes der Neuen Messe. Wer jedoch nicht weiß, was sich hinter der hellen Fassade verbirgt, käme wahrscheinlich auf den ersten Blick nicht darauf, was er dort findet – einen Ort der Stille und des Gebets. Einen sehr modernen noch dazu. Es ist die im Jahr 2005 fertig gestellte und geweihte, römisch-katholische St. Florianskirche. Ein innen wie außen durch zeitlose Materialien und warme Farben geprägtes Bauwerk innerhalb des großräumig angelegten neuen Kirchenzentrums im Stadtteil Riem. Bei einer derart jungen Kirche besteht natürlich auch während der ersten Jahre noch Bedarf daran, die Ausstattung zu komplettieren.
Daher wurde beschlossen, zunächst einmal einen Gestaltungswettbewerb mit dem Thema „Kreuzweg“ für die Glastüren ins Leben zu rufen. In diesem Zusammenhang lud der Kirchenvorstand darüber hinaus die Schüler der städtischen Meisterschule für das Vergolderhandwerk im Rahmen einer Ausschreibung ein, sich an der Ausgestaltung des Gotteshauses zu beteiligen. Die erbetenen Entwürfe für vier entscheidende Punkte im Innenraum der Kirche sollten überwiegend im Oktober 2008 angefertigt werden und den beteiligten Lehrkräften schließlich am zwölften November 2008 zur Vorauswahl vorliegen.


Eine große Aufgabe

Links neben der Eingangstür des Gebäudes und damit gegenüber des Emporenaufzuges befindet sich ein kleiner Opferstock. Darin wird Geld für soziale Aufgaben innerhalb der Pfarrei gesammelt. Ein geeigneter Platz, der jedoch leider bisher nicht richtig zur Geltung kam. Aus diesem Grund war hier eine Neugestaltung gefragt, durch die der Opferstock als solcher aber auch der Geldzweck und gleichzeitig die Eingangssituation in einer Kirche hervorgehoben werden sollten.
Im nördlichen Seitenraum befindet sich ein von den Gläubigen vielbesuchter Andachtsraum. Dort hängt ein Marienbild – eine Fotografie der Ikone der Neokatechumenatsbewegung – vor dem Kerzen entzündet werden können. Für diesen Platz in der Kirche gab die Pfarrei vor, ein weiteres Marienbild zu erstellen. Es sollte das vorhandene als formgebendes Vorbild nutzen.
Der südliche Nebenraum des jungen Gebäudes ist seinem Namensgeber gewidmet – St. Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehr. Durch eine Tür vom eigentlichen Kirchenraum getrennt, soll dort ein Andachts- und Votivraum entstehen. An seiner abschließenden Wand, die durch einen Lichtschacht von oben besonders beleuchtet wird, plant die Gemeinde eine Figur des Kirchenpatrons in moderner Form. Vor dieser sollen später auch kleine Kerzen aufgestellt werden können.
Hinter der Marienverehrung und rechts vom Tabernakel ist ein kleiner Raum angegliedert, der noch als Lager genutzt wird. Er soll in einen begehbaren Beichtstuhl umgewandelt werden. Das bedeutet, dass im Beichtraum eine Wandscheibe später dafür Sorge tragen wird, dass hinter ihr anonym gebeichtet werden kann. Für Beichtgespräche wird hinter dieser Wand ein Tisch zur Verfügung stehen. Aufgrund dieser vorgegebenen Situation muss die Wandgestaltung des gesamtes Raumes so entworfen werden, dass er auf die eintretenden Menschen angenehm, beruhigend und öffnend wirkt. Zudem sollen durch sie auch die Akustik noch weiter verbessert und die Geräusche herab gedämmt werden. Im Allgemeinen wünschte sich die Gemeinde mehr Farbe für ihre Kirche. „Die einzelnen Bereiche rufen förmlich nach interessanter Gestaltung“, fasste Fachlehrerin Margarete Hauser die Herausforderung lächelnd zusammen.

Ein Text der heiligen Elisabeth von Thüringen – in Blindenschrift. Mit ihm möchten die Schüler auf den Opferstock im Eingang hinweisen.Fotos: Simone Heinz/Margarete Hauser


Jede Menge Arbeit

Nach der Auswahl durch die beteiligten Lehrer und die Kirchen-Jury blieben sieben von zehn Entwürfen übrig. Die Schüler begannen damit, diese auf Schau-Platten von einem Quadratmeter Größe auszuführen. Dazu gehörte selbstverständlich das Anlegen einer Arbeits- und Materialbedarfsplanung, das Anfertigen der Platten und das fotografische Dokumentieren (mit Bildern der einzelnen Arbeitsschritte sowie des fertigen Originals im Ganzen und in Detailaufnahmen). Darüber hinaus war es ein Teil der Aufgabe, eine Kostenberechnung zu erstellen (Quadratmeterpreis und Materialkosten). Alle angehenden Meister erarbeiteten zusammen ein Konzept zur Durchführung der Herausforderung. Danach einigten sie sich über die Arbeitsteilung, den Materialeinsatz, die zur Anwendung kommenden Techniken, die Einheitlichkeit der darzustellenden Arbeitsschritte und die Planung der zum Abschluss geplanten Präsentation.

Feuer und Wasser, die Farben zum Schutzpatron der St. Florianskirche, spiegeln sich im Entwurf rechts an der Wand wider.


Die einzelnen Entwürfe

An der Gestaltung des Eingangsbereiches arbeiteten gleich zwei Teams. Das eine hatte sich für die Beschriftung der Wand mit einem speziellen Schriftzug entschieden. Er sollte oberhalb des Opferstockes angebracht werden und damit gleichzeitig gezielt auf ihn hinweisen und die Besucher willkommen heißen. Das zweite Team verfolgte einen ähnlichen Ansatz, stellte jedoch die Nächstenliebe noch weiter in den Vordergrund, indem es einen Text der heiligen Elisabeth von Thüringen in Blindenschrift auf die Wand projizierte. Er beginnt mit den Worten: „Wer aber die Güte dieser Welt hat …“ und bittet damit im Namen der Kirche um Unterstützung für Bedürftige, wie es auch seine Verfasserin zu Lebzeiten tat. Ausgeführt wurde dieser Ansatz auf einer Spachteltechnik als Untergrund. Diese wurde mit aus Gips hergestellten und anschließend versilberten Kreissegmenten in Blindenschrift versehen.
Die Marienkapelle erhielt einen eng an die Vorgaben der Gemeinde angelehnten Entwurf. Eine Schülerin der Meisterklasse malte ein modernes Marienbild, das sich an den zum Kirchenpatron passenden Farben für Feuer und Wasser (rot und blau) orientierte.
Eine weitere Gruppe aus den Reihen der Vergolder entwickelte einen Vorschlag für den neu zu gestaltenden Beichtraum. Sie entwarf eine Möglichkeit, das Vaterunser dort auf die Wand zu bringen und damit ein den Beichtenden vertrautes Element zu integrieren, das ihnen Ruhe und auch Geborgenheit im Gespräch vermitteln soll.
Die meisten ausgewählten Entwürfe, drei an der Zahl, gab es für die St. Florianskapelle. Zwei der Teams richteten sich auch hier nach den Farben, die symbolisch das bedrohliche Feuer und das rettende Wasser darstellen. „Wir wollten nichts Fremdes in diesen Raum mit einbeziehen“, erklärte Judith Fritsch die Idee ihrer Gruppe, rote und blaue Linien nebeneinander anzuordnen und damit diese Elemente darzustellen. Dabei wurde gleichzeitig die lamellenförmige Deckengestaltung der Kirche in die Arbeit mit aufgenommen. Eine weitere der bearbeiteten Platten zeigt rote Flammen aus Gießharz, die ebenfalls Feuer symbolisieren. Der dritte und letzte angefertigte Entwurf zeigt schließlich parallel laufende Schriftbänder an der Wand der St. Florianskapelle.
Viel Arbeit und ein großes Engagement, die am Schluss ihre Würdigung in einer Ausstellung der fertigen Platten im Innenraum der Kirche fanden. Darüber hinaus werden die Objekte auf der Farbe 2010 zu sehen sein.

„Vater unser im Himmel, …“ Das Vaterunser an der Wand des geplanten Beichtraumes soll durch Bekanntes Ruhe und Geborgenheit vermitteln, damit sich die Besucher öffnen können.

Simone Heinz
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de