Trends kommen und gehen, sind heute so und übermorgen wieder anders.Vom Zweifel befreit, stimmt das in gewisser Weise:
Trends wandeln sich beständig. Doch dieser Wandel bezieht seine Energie immer aus den Rahmenbedingungen, die unser Sein bestimmen. Trends formieren sich aus der gesellschaftlichen Veränderung und bringen ihrerseits wieder Veränderung in die Welt der Gestaltung, der Produkte, der Architektur, der Farbigkeiten. Außerdem ist der Mensch so angelegt, dass er jene Impulse aufgreift, die ihm neue Möglichkeiten oder bessere Lebensumstände versprechen. Farbpräferenzen verschieben sich unterschiedlich schnell, in der Mode im Halbjahreszyklus, in der Architektur im Dekadenmaßstab, im Interieur wiederum schneller. Zu wissen, welche Farben in den kommenden Jahren aktuell sein werden, ist damit eines der wichtigsten Werkzeuge für Gestalter, die über den Tag hinaus denken. Trendvorhersagen lassen sich nun aber nicht einfach aus dem Bauch heraus erstellen, sondern bedürfen der Analyse, des Scoutings und des Filterns relevanter Veränderungen in unterschiedlichsten Bereichen. Genau das hat Caparol zusammen mit dem „Institut International Trendscouting“, einer Einrichtung der HAWK Hildesheim, nun wieder durchgeführt. Das Ergebnis greift den Zeitraum bis 2013 auf.
Nachhaltigkeit und Sinn
Die Recherchen ergaben eine ganze Reihe von Trends, die letztlich auf vier für die Raumgestaltung relevante Themen eingedampft wurden. Generell gelten Faktoren wie der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit, nach mehr Selbstbestimmung und auch Entschleunigung des Lebens als die großen gesellschaftlichen Themen. Dazu kommen die wirtschaftlichen, politischen und auch ökologischen Unsicherheiten, die derzeit in großer Vehemenz global auftreten.
Geradlinigkeit und naturnah Farben versammeln sich im Trend „authentic life“, kombiniert mit natürlichen Materialien und matten Oberflächen. „authentic life“ vereint Ökologie und Technologie, ist von der Grundstimmung optimistisch. Deutlich polychromer präsentiert sich „re urban“, der vor allem in Großstädten präsent sein wird. Folkloristische Dessins verweisen auf einen experimentellen Stilmix und den individuellen, eigenschöpferischen Anspruch dieses Trends. „sensual delight“ hingegen ist verklärter, sphärischer und löst den Raum in pastelligen Farben poetisch auf. Klassisch-hochwertig, ja luxuriös ist „extraordinary“ angelegt. Hier dominieren tiefe Farbtöne, Ziegelrot etwa, dazu kommen Patina, schimmernde Oberflächen, rustikale Elemente.
Am Boden geht es weiter
Da zur Raumgestaltung mehr gehört als nur Wände, stellt Tretford seine aktuelle Kollektion „Dolce Vita“ dazu. Mit zwölf neuen, fruchtig-frischen und warmen Tönen ergänzen sie die Caparol-Trendfarben geradezu ideal. Interessant ist, dass diese Übereinstimmung nicht auf einer gemeinsamen Analyse basiert, sondern bei Tretford sehr viel mehr von Inspiration geprägt ist – etwa vom Licht der mongolischen Hochebenen, von wo das Kaschmir-Ziegenhaar kommt, aus dem die Tretford-Böden größtenteils bestehen. Diese hellen und klaren Töne sind übrigens erst machbar, seitdem es gelingt, die Naturfasern sehr exakt nach ihrer Vorfärbung zu sortieren. 1955, als Tretford startete, umfasste die Palette ganze zwölf Farben, heute bietet das Unternehmen die Naturfaser-Bodenbeläge in 68 Nuancen an. Das zeigt, dass die Differenzierung über die Farbe ein ungebrochenes Bedürfnis darstellt und immer differenzierter wird – beste Zeiten also für Farbprofis.
Fotos: Caparol/Tretford Autor: Armin Scharf Quelle: Malerblatt 12/2011
