Startseite » Gestaltung » Inspiration »

Neue Farben für alte Kunst

Inspiration
Neue Farben für alte Kunst

Die Barockabteilung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln zeigt Kunstwerke vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Mit innovativer Farbgestaltung, Beleuchtung und Didaktik unter dem Motto „Mehr Dynamik, Wechsel, Belebung“ möchte dessen Diretor, Andreas Blühm, ein breites Publikum gewinnen und dauerhaft binden.

Dabei handelt es bei der von Blühm initiierten Umgestaltung keineswegs nur um kosmetische Korrekturen, sondern um die grundlegende Neuordnung des gezeigten Museumsbestandes. Ziel ist die Präsentation der Kunstwerke in einem vielschichtigen und kommunikationsstarken Kontext: Weg von reiner Faktenvermittlung, hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung. Die streng chronologische Gliederung der Sammlung wurde um thematische Aspekte erweitert, die einander sinnvoll ergänzen.

Neben kunsthistorischen Zusammenhängen erfahren die Besucher auch gesellschafts- und sozialpolitische Hintergründe der verschiedenen Exponate und werden in direkter Ansprache aufgefordert, die Werke unter verschiedenen Fragestellungen zu betrachten. Dies fördert die Interaktion zwischen Objekt und Betrachter und lädt zu einer längeren Verweildauer vor den Exponaten ein. „Mit dieser problemorientierten Herangehensweise wollen wir unserem Publikum zeigen, wie spannend, kritisch und auch aktuell alte Kunst sein kann!“, erläutert der Museumsdirektor sein Konzept.
Sinn und Sinnlichkeit
Den Anfang machte die Neugestaltung der bei den Besuchern besonders beliebten Abteilung des 19. Jahrhunderts. Das Ergebnis war überzeugend und gab einen ersten Vorgeschmack auf „das Wallraf“ der Zukunft. Darauf folgte die Neupräsentation der Barocketage, die aus neun Ausstellungsräumen und einem eigenen grafischen Kabinett besteht. Neben großartigen Gemälden sind auch zahlreiche drei- dimensionale Exponate wie Fernrohre, Messgeräte, Geschirr und Besteck oder Möbel zu sehen. Im Uhrzeigersinn wird der Besucher auf eine spannend inszenierte Reise durch die Welt des Barock geschickt. Inhaltlich präsentieren sich die Kunstwerke chronologisch, zusätzlich werden konkrete kulturhistorische Aspekte wie Moral, Humor, Dekadenz oder Wissenschaft thematisiert. Wesentliche Aspekte der Neupräsentation sind die Farbgebung und die Lichtgestaltung.
In der Barocketage kam dasselbe Beleuchtungssystem zum Einsatz, das sich bereits in der umgestalteten Impressionistenabteilung bewährt hat. Neuartige Halogenleuchten, in die bestehende Lichtdecke integriert, geben das Tageslichtspektrum mit bisher nicht gekannter Präzision wieder und bringen die Werke optimal zur Geltung. Die farblich neu gefassten Wandflächen verleihen den Bildern räumliche Tiefe und Brillanz und bieten mit ihrer von Raum zu Raum wechselnden Farbgebung zudem eine angenehme Abwechslung für das Auge des Betrachters.
Der junge Kölner Designer Daniel Schäfers wurde beauftragt, für die Ausstellungssäle und das grafische Kabinett der Barockabteilung ein Farbkonzept zu entwickeln. Sein Entwurf bezieht sich primär auf das Design der Wandflächen und soll einerseits für Auflockerung und emotionale Reize sorgen, sich andererseits aber auch nicht in den Vordergrund drängen. Einige Säle wurden nicht nur farbig gefasst, sondern zusätzlich mit barocken Ornamenten verfeinert, was erstaunlich gut mit der sachlichen Architektur des Museums korrespondiert.
Der erste Saal trägt den Titel „Großes Theater“ und begrüßt sein Publikum mit einem kräftigen Rot. Ein barockes Ornamentband in Goldbronze ziert die Wandflächen als oberer Abschluss. Es folgt ein Raum, dessen Thema „Stolz und Moral“ lautet, und der ausgewählte Schätze der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts zeigt. Die Wandgestaltung reduziert sich hier auf die reine Farbwirkung zugunsten einer Hängung, bei die Kunstwerke dicht an dicht über die gesamte Wandfläche platziert sind.
Der dritte Raum wurde in einem satten Braunton monochrom gefasst. Der stoffliche Charakter der Hintergrundflächen verstärkt die Tiefe der präsentierten Landschaften. Saal vier, fünf und sechs sind in unterschiedlichen Grautönen gehalten. Alle Wandflächen zieren ornamentale Muster, die sich an historischen Tapeten und Stoffen orientieren, wie sie zur Ausstattung barocker Bürgerhäuser und damit zum ursprünglichen Kontext der Gemälde gehörten. Daniel Schäfers und sein ausführendes Team trugen das barocke Dekor mit Schablonen in einem gleichmäßigen Raster auf die Wände auf. Es folgen zwei kleinere Räume in monochrom cremeweißer Fassung, die sich ausschließlich der holländischen Malerei von Genrebildern und Stillleben widmen. Mit Malerei der Aufklärung unter dem Motto „Mehr Licht“ in einem in Rokkoko-Blau gestalteten Saal klingt der Rundgang durch das Barock aus. Dies ist gleichermaßen Ende und Ausblick, denn Farbgebung und Thematik verweisen anschaulich auf die ein Stockwerk höher liegende Abteilung des 18. und 19. Jahrhunderts.
Der junge Designer hat sich bei der Ausführung für die Sol-Silikatfarbe Optil aus dem Hause Keim entschieden. „Mich als Künstler begeistert immer wieder die Farbbrillanz Keim’scher Mineralfarben,“ erklärt er seine Wahl. „Das darin enthaltene transparente Wasserglas lässt Lichtstrahlen – anders als bei milchigen Dispersionen – ungehindert auf die Pigmente treffen. Diese Leuchtkraft schafft im Verbund mit der tuchmatten Oberflächenqualität eine besonders faszinierende, natürliche Optik. Gerade für anspruchsvolle Innenraumgestaltung mit besonderen Anforderungen an Farbintensität und Erscheinungsbild und bei schwierigen Lichtverhältnissen hat sich Optil als die ideale Wandfarbe erwiesen.“
Sie überzeugt außerdem durch Lichtbeständigkeit und ihre optimalen bauphysikalischen Eigenschaften, berichtet der Hersteller. Die hohe Durchlässigkeit gegenüber Wasserdampf sorge dafür, dass Luftfeuchte absorbiert und wieder abgegeben werden könne. Dies sei vor allem für Räume wichtig, in denen sich viele Menschen aufhalten und deshalb auch eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht – also beispielsweise in Kirchen oder Museen.
Gute Resonanz
„Man kommt wieder wirklich gern ins Wallraf-Richartz-Museum!“ Besucherbuchkommentare wie dieser zeugen von der positiven Resonanz des Publikums auf die Neupräsentation. „Dieses Haus soll das besucherfreundlichste Kunstmuseum Deutschlands werden“, formulierte Museumsdirektor Blühm bei Amtsantritt seinen Anspruch. „Wenn alles und alle von diesem Gedanken durchdrungen sind, von der Garderobe bis zur Beschriftung, schaffen wir das.“ Zweifellos ist „das Wallraf“ auf einem guten Weg.
Eckdaten:
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
Direktor: Dr. Andreas Blühm
www.wallraf.museum richartz-museum/
Farbgestaltung und Ausführung:
Daniel Schäfers, Köln
Produkte: Keim Optil, Gold- und Silberbronze aus der Keim Optil-Farbpalette, Keim Pigmente
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de