Die Umsetzung von der portogisischen Azulejo hin zur kreativen Maltechnik begann mit der formalen Entwicklung der Ornamente. Für die grafischen Entwürfe lag mein Fokus ausschließlich auf den Formen. Der Entwicklung ornamentaler Fliesenbilder sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass es insgesamt ein harmonisches Bild ergibt und das Ornament nicht zu überladen wirkt.
Für die Umsetzung der grafischen Entwürfe wurden passende Techniken ausgewählt. Sie sollten zu den erstellten Ornamenten passen und sich gut umsetzen lassen. Ausgeführt wurden die Techniken auf 14 x 14 Zentimeter großen, dünnen Holzplatten, die die Wirkung einer richtigen Fliese haben. Die Holzplatten werden zuerst sauber zugesägt, anschließend die Kanten mehrmals gespachtelt, gebrochen und die Platten abschließend gefüllert.
Azulejos Entwurf “Forca das Flores”
Dieses Ornament greift naturalistische Elemente wie auch geometrische Formen auf. Ich habe es Forca das Flores getauft, weil es die Stärke der Blume darstellen soll. Das Bild der Blume entsteht durch geschwungene, sich gegenüberliegende Linien. Die floralen Formen sollen hier, und auch später in der praktischen Umsetzung, im Vordergrund stehen. Das Gesamtbild ergibt sich erst durch das Aneinanderreihen von mehreren Fliesen gleicher Art. So entsteht die kleinere Blume erst durch das Aneinanderstellen der Ecken.
Für die Patinatechnik wird der Untergrund in zwei unterschiedlichen Farbtönen angelegt und nach der Trocknung wieder durchgeschliffen. So wirkt der Untergrund stark patiniert. Das Muster wurde mithilfe von Pergamentersatz auf die Platte übertragen und anschließend mit einem feinen Pinsel in dünnen lasierenden Schichten aufgetragen, sodass der patinierte Untergrund weiterhin durchscheinen konnte. Dies ist eine Technik, bei der die Umsetzung nicht perfekt sein muss – Azulejos stehen auch heute noch für Handarbeit und diese darf man durchaus auch sehen.
Azulejos Entwurf “Padrau Estrela”
Hier sind ebenfalls geometrische sowie naturalistische Formen zu sehen, wobei die geometrischen Formen stärker ausgeprägt sind. Nur an den Ecken der Fliese befinden sich drei Blütenblätter, die im Gesamtbild eine Art Blütenkreis ergeben. Das Ornament stellt das Sternenleuchten dar.
Bei der praktischen Umsetzung wurde die gesamte Platte mehrfach weiß lackiert und mit einem feinen Pinsel wurden grüne Blütenblätter an den Ecken aufgemalt. Danach wurde die separate Holzplatte mit roter Dispersion und einer feinen Schaumstoffwalze gestrichen. Die Platte wurde nach der Trocknung mit einer schimmernden Dispersion aufgescheibt – so entsteht eine seidig weiche Oberfläche. Auf dieser wurden dann schlussendlich die Sterne aufgemalt.
Azulejos Entwurf “A Praca Ludica”
A Praca Ludica bedeutet das verspielte Quadrat. Diesen Namen habe ich gewählt, da die stark ausgeprägte quadratische Form von den doch sehr verspielten floralen Formen umgeben ist, was dem Ganzen einen lieblichen Charakter verleiht.
Bei der Umsetzung sollte die plastische Wirkung im Vordergrund stehen. Ich habe mich für einen Qualitätskontrast entschieden, bei dem das Ornament mit einem Malball so aufgetragen wurde, dass eine starke plastische Wirkung entstanden ist. Für den Untergrund wurde die Platte zunächst mit einem Schwamm und etwas grüner Farbe betupft. Nach der Trocknung wurde die Platte noch mit einem Klarlack versiegelt.
Azulejos Entwurf “A Praca Floral”
Ähnlich wie A Praca Ludica, aber doch anders: Bei dem „Floralen Quadrat“ liegt der Fokus deutlich auf dem Quadrat. An den Außenecken der Fliese sind drei ovale Kreise so aneinandergereiht, dass eine große Blume entsteht, wenn man mehrere Fliesen dieser Art anlegt. Auch hier ergibt sich durch das Aneinanderreihen ein neues Erscheinungsbild. Es entstehen zwei deutlich unterschiedliche Quadrate, eines grau schattiert mit quadratischer Mitte und das andere weiß mit zentraler floraler Symbolik.
Bei der gewählten Metalloptik-Technik sind die Untergrundvorbereitung sowie die abschließende dekorative Lasur das Interessante. Zur Untergrundvorbereitung wurde Spachtelmasse angerührt und leicht rot eingefärbt. Diese wurde auf die mit einem Haftgrund vorbereitete Platte aufgetragen und glatt abgezogen. Nach der Trocknung von einem Tag konnte man die Platte überschleifen. Durch mehrere Schleifgänge von P100 bis P1000 entstand ein sehr glatter Untergrund in Steinoptik. Anschließend wurde das Muster mithilfe von Pergamentersatz auf die Platte übertragen und mit einem Malball auf die Platte appliziert. Die verwendete Farbe enthält einen Glimmeranteil. Anschließend wurde die Platte mit roter, matter Dispersion überstrichen und die Oberfläche leicht mit einer Gummiwalze und silberner Lasur poliert.
Azulejos haben normalerweise eine starke bunte helle Farbgebung – diese habe ich bei dieser Variante anders interpretiert. Weitere Entwürfe und Interpretationen zeigt die dritte Folge über meine Facharbeit an der Fachschule für Gestaltung in Stuttgart.
Jetzt wir die Fliese mit einem Steinöl imprägniert oder mit einem Klarlack versiegelt.