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Wand in Feierlaune: Jubiläumstechnik zu 90 Jahre Malerblatt

Jubiläumstechnik
Gold und Rost für 90. Geburtstag

Jubiläumstechnik: Das Malerblatt wird 90. Diesem runden Ereignis zu Ehren ließ die Malerblatt-Redaktion von Malermeisterin Marion Tichy eine eigene Jubiläumstechnik entwickeln. Putz, Schablone, Farbe, Rost und schließlich goldfarbenes Schlagmetall wurden für das Geburtstags-Wandkleid kombiniert. Das Ergebnis, das auch die Titelseite dieser Ausgabe ziert, kann sich sehen lassen!

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl I Fotos: Marion Tichy

Ein runder Geburtstag ist eine schöne Gelegenheit, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen, aber auch Pläne für die kommenden Jahre zu schmieden. Beides hat die Malerblatt-Redaktion während der letzten Monate ausgiebig getan. Wir hatten in den letzten Dekaden – ja, einige von uns begleiten das Malerblatt tatsächlich schon seit mehreren Jahrzehnten! – wunderbare Erlebnisse – sowohl mit Ihnen, unseren Lesern, als auch mit den Herstellern der Branche. Leider blieben auch einige Schicksalsschläge nicht aus. Doch immer wieder kehrte das Malerblatt auf die Erfolgsspur zurück. Und dort, so hoffen wir, wird es noch viele Jahre bleiben, um Sie stets zuverlässig mit den Neuheiten der Branche zu versorgen!

All diese Gedanken, Erinnerungen und Ausblicke wollten wir in einer – was könnte für eine Malerfachzeitschrift passender sein? – exklusiven Kreativtechnik anschaulich vereinen. Die Frage, wer diese Technik entwickeln könnte, war schnell beantwortet: Malermeisterin Marion Tichy. Die Nürtingerin arbeitet seit vielen Jahren immer wieder mit dem Malerblatt zusammen – sei es als Fotomodel für Arbeitsschritt-Fotos, Produkttesterin, Jurymitglied beim Malerblatt Marketingpreis, als Wandgestalterin der ehemaligen Redaktionsräume oder aber als Autorin. In dieser Funktion gibt Marion Tichy seit vielen Jahren ihre kreativen Ideen und ihre handwerklichen Kenntnisse in zahlreichen Fachartikeln an die Malerblatt-Leser weiter. Als das Malerblatt 2004 sein 75-jähriges Jubiläum feierte, entwickelte die begabte Malermeisterin erstmals eine exklusive Jubiläumstechnik. Nun soll diese Tradition fortgesetzt werden.

Jubiläumstechnik: Tradition trifft Moderne

Auch bei der Jubiläumstechnik zum 90-jährigen Bestehen hat die Malermeisterin wieder ganze Arbeit geleistet. Die von ihr entwickelte Technik, die das Titelblatt dieser Ausgabe ziert, vereint perfekt die Tradition mit der Moderne: An die „etwas angerosteten“ 90 Jahre, auf die das Malerblatt zurückblicken kann, erinnert der Hintergrund in Rosttechnik. Marion Tichy hat sich ganz bewusst für einen Echtrosteffekt entschieden, statt Rost lediglich zu imitieren. Schließlich ist das Malerblatt auch stets um Authentizität bemüht. Zwischen den „angerosteten“ Flächen tritt immer wieder Glanz in den Vordergrund, den das Malerblatt auch heute noch ausstrahlt und der für die (auch künftige) Innovation stehen soll. Die Zahl 90 belegte die kreative Handwerkerin deshalb mit Schlagmetall. Warum „nur“ Schlagmetall und nicht echtes Blattgold, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen. Ganz einfach: Weil das Malerblatt zu keiner Zeit überheblich sein wollte und gerne Bodenhaftung bewies. Die ornamentale Schablonierung schließlich ist eine Hommage an das Malerisch-Handwerkliche des Berufsstandes – und verkörpert stolz, dass Maler weit mehr sind als einfache Anstreicher.

In vielen kleinen Schritten ans Ziel

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Jubiläumstechnik in Arbeitsschritten vor. Derer sind es bei dieser Gestaltung etwas mehr. Doch der Aufwand für eine Jubiläumstechnik darf ruhig etwas aus dem Rahmen fallen, finden wir. Sie servieren Ihren Gästen an einem runden Geburtstag doch auch lieber ein mehrgängiges Menü, als einen Eintopf, oder? Und da eine vergoldete 90 an der Wand nicht bei jedem Auftraggeber blankes Entzücken auslösen dürfte (es sei denn, dieser erreicht dieses biblische Alter), hat Marion Tichy noch eine „alltagstaugliche“ Variante entwickelt und die Zahl 90 gegen ein Ornament ausgetauscht.

Und so wird´s gemacht

Die ausgewählte Wandfläche wird ein- bis zweimal vollflächig mit einem feinkörnigen Haftputz überzogen und geglättet. Nach der Trocknung des Unterputzes kann dieser in einem der Rosteffektfarbe ähnlichen Farbton vorbeschichtet werden.

Nun geht es daran, die Grundlage für den echten Rost zu schaffen. Hierfür wird eine eisenhaltige Grundierung appliziert. Mit der Walze trägt man zwei bis drei gleichmäßige Schichten davon auf. Dabei sollte die Grundfarbe möglichst richtungsfrei gerollt werden. Zwischen jeder Schicht lässt man die Grundierung etwa vier Stunden ablüften.

Bevor die eisenhaltige Grundierung zum Rosten gebracht werden darf, verziert man die Fläche mit dem ausgewählten Ornament. Hierfür wird ultramarinblaue Acrylatfarbe mithilfe eines Ringpinsels auf die trockene Spezialgrundierung aufschabloniert. Bei dem Farbauftrag sollte es sich lediglich um ein ganz leichtes Aufwischen handeln. Alternativ kann man einzelne Ornamentteile stärker oder schwächer betonen, das verstärkt den Antikeffekt. Vermieden werden sollte auf jeden Fall ein gleichmäßiger satter Auftrag sowie ein Unterlaufen der Schablone.

Altern im Zeitraffer

Nun geht es endlich an den Rost! Nach der Trocknung der Schablonenmalerei erfolgt ein vollflächiger dünner Überzug der Wandfläche mit einem Rostaktivator. Dieser bringt die in der Grundfarbe enthaltenen Eisenpartikel zur Oxidation. Den Auftrag des Aktivators führte Marion Tichy mit einem Pinsel aus. Alternativ oder in Kombination kann man den Aktivator auch mit einer Sprühflasche aufsprühen oder mit einem Schwamm auftupfen. Egal, für welche Auftragsweise man sich entscheidet: Die Spuren und Läufer sind später sichtbar und können gezielt als Gestaltungselement eingesetzt werden. Nach ein paar Stunden legt sich allmählich ein Rostschleier über die Fläche. Um den Rosteffekt zu verstärken, kann man den Aktivator mehrmals aufbringen.

Inzwischen druckt man die Ziffer 90 auf Papier und perforiert die Randlinien mit einer Nadel oder einem Pausrädchen aus. Mithilfe eines Pausbeutels wird die Ziffernschablone später auf die Rostwand übertragen. Alternativ kann man das Motiv mithilfe von Kohlepapier übertragen. Klebeschablonen eignen sich für diese Technik nicht.

Für eine bessere Sichtbarkeit sollten die Pausspuren mit einem Bleistift oder Buntstift nachgezogen werden. Wichtig ist, nur die Flächen zu markieren, die außerhalb des Ornaments liegen, denn dieses soll die 90 später „überranken“.

Die aufgezeichneten Flächen werden nun mit einer Reißnadel so ausgekratzt, dass die Rostfarbe entfernt wird und der Putz ein unebenes Kratzmuster erhält. Diese Struktur verleiht der Vergoldung später einen plastischen Charakter. Die ausgekratzten Vertiefungen bestreicht man mithilfe eines Spitzpinsels zwei mal mit Anlegemilch auf Wasserbasis. Nach kurzer Wartezeit ist es soweit! Die Technik bekommt ihren letzten Schliff, indem das Schlagmetall eingelegt und mit einem weichen Pinsel in die Vertiefungen gedrückt wird. Überschüssiges Blattmetall wird abgekehrt.

Jetzt müssen Sie sich nur noch entspannt zurücklehnen und die Korken knallen lassen! Prost!


PraxisPlus

Malermeisterin Marion Tichy unterstützt das Malerblatt zwar noch keine 90 Jahre, aber schon seit über zwei Jahrzehnten. Außer als Jurymitglied für den Malerblatt Marketingpreis, als Produkttesterin oder Fotomodel ist sie vor allem als Autorin nicht wegzudenken. In zahlreichen Folgen präsentierte sie den Malerblatt-Lesern bislang ihre selbst kreierten Gestaltungstechniken in Wort und Bild. Einige der Techniken finden Sie hier:

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