Der Auftrag klingt zunächst wenig spektakulär: Eine Katze aus Holz soll vergoldet werden. Täglich erhalten verschiedenste Holzfiguren ein „Goldmäntelchen“ – man denke nur an die Heiligenbilder in Kirchen. Doch das Holzkätzchen ist nicht irgendein Staubfänger, der sein Dasein im Wohnzimmerschrank fristen wird, sondern eine waschechte Schiffsstatue, die auf der Pinne (also dem Hebelarm des Steuerruders) befestigt wird. Und schon ist der Auftrag keineswegs mehr gewöhnlich. Denn für die Vergoldung bedeutet das, dass diese nicht nur Wind und Wetter trotzen sollte, sondern auch den einen oder anderen Stoß „wegstecken“ muss. Deshalb soll die Vergoldung abschließend mit einer Schutzlackierung versehen werden. Doch welche Vergoldungstechnik ist in diesem Fall die geeignete?
Vergolden im Außenbereich
Die klassische Vergoldungsvariante, die Polimentvergoldung, fällt von vornherein weg. Sie eignet sich nicht für die Anwendung im Außenbereich, weil das verwendete Material nicht ausreichend resistent gegen Feuchtigkeit ist und „abschmieren“ würde. Daneben ist sie
ohnehin extrem aufwendig und wird deshalb vorrangig vom klassischen
Vergolder ausgeführt. Etwas einfacher sind die Vergoldung mit Ölmixtion oder das Vergolden mit dem Kölner Instacoll-System, bei dem ein Klebelack auf Acrylbasis eingesetzt wird. Und – Bingo! – beide Varianten eignen sich für die Vergoldung im Außenbereich.
Bei der „Schiffskatze“ fällt die Entscheidung zugunsten der Vergoldung mit Ölmixtion, da sie über eine geringere Schichtdicke des Klebemittels verfügt und nach dem Durchtrocknen unproblematischer mit einem harten Schutzlack überzogen werden kann. Allerdings kann die mit Öl gebundene Goldoberfläche nicht mit dem Achatpolierstein poliert werden, weshalb ein Hochglanz wie bei einer Polimentvergoldung nicht möglich ist. Man spricht im Zusammenhang mit der Ölvergoldung deshalb auch häufig von einer Mattvergoldung.
Die Vergoldung mit Ölmixtion
Erhältlich sind drei Sorten von Öl-
mixtion: eine 3-Stunden-, eine 12 Stunden- und eine 24-Stunden-Mixtion. Die Stundenangabe bezieht sich auf die Trockenzeit des Klebemittels. Die Trockenzeit gibt an, wie lange man nach dem Auftrag der Mixtion warten muss, bevor man mit dem Anschießen des Goldes beginnen kann. Für Außenvergoldungen empfiehlt es sich, eine 3-Stunden-Mix-
tion zu verwenden. Doch Vorsicht: Je stärker der Untergrund saugt und je höher die Temperatur ist, desto schneller zieht die Mixtion an – das heißt, die Zeitspanne, in der mit der Vergoldung begonnen werden sollte, verkürzt sich. Um den richtigen Zeitpunkt herauszufinden, eignet sich der sogenannte „Quietschtest“ (auch als „Pfeifprobe“ bekannt): Mit dem Fingerrücken (nicht mit der Fingerkuppe, denn diese ist fettig und kann an der Probestelle die Klebekraft verringern!) wird über die mit Mixtion bestrichene Fläche gestrichen – quietscht die Oberfläche dabei, ist der Zeitpunkt für die Vergoldung erreicht.
Jetzt wird „angeschossen“
Die zu vergoldende Oberfläche und das Vergoldermesser sollten fettfrei sein, also dementsprechend im Vorfeld gereinigt werden. Bei stark gewölbten Flächen mit Vertiefungen ist das Arbeiten mit losem Blattgold effektiver und geht mit etwas Übung auch schneller als das Arbeiten mit Transfergold. Letzteres ist generell einfacher in der Anwendung, da das Blattgold auf ein Seidenpapier gepresst ist. Das erleichtert das Anlegen und ermöglicht z. B. den Zuschnitt mit einer Schere. Der Verbrauch fällt beim Transfergold aber meist etwas höher aus – zumindest, wenn man keine ebene Fläche hat, weil Transfergold nicht so exakt wie loses Blattgold „angeschossen“ werden kann. Im Folgenden wird die Vergoldung mit losem Blattgold beschrieben.
Die Ölmixtion wird gleichmäßig und so dünn wie möglich auf die Oberfläche aufgetragen – überschüssiges Material kann mit einem fusselfreien Lappen abgewischt werden. Nach ca 2,5 Stunden kann man den ersten Quietschtest machen. Ist ein Quietschen zu vernehmen, beginnt man, das Gold „anzuschießen“, also aufzulegen. Der „Anschießer“ ist ein mit Fehhaar bestückter Pinsel, der das Gold statisch anzieht. Um die Anziehungskraft zu verstärken, wird der Pinsel vor jedem Arbeitsgang über die gefettete Wange oder den Handrücken gestrichen – dadurch erhöht sich die Anziehungskraft der Haare. Man kann das Gold mit dem Anschießer direkt aus dem Vergolderheft holen und auf die zu vergoldende Fläche legen. Für das Belegen kleiner Partien hebt man das Gold mithilfe des Vergoldermessers auf das lederne Vergolderkissen und teilt es auf die gewünschte Größe. Wichtig beim Vergolden ist, dass die Goldblättchen immer etwas überlappt werden, um keine Fehlstellen zu bekommen. Ist der Vorgang abgeschlossen, wird ganz zum Schluss mit dem Vergolderpinsel das Gold gefestigt und überschüssiges Gold abgefegt. Nach dem Trocknen kann man die Fläche mit Watte polieren.
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Das Objekt wird gleichmäßig dünn mit Ölmixtion eingestrichen. Mithilfe der „Pfeifprobe“ kann der richtige Zeitpunkt für das Anschießen des Blattgoldes herausgefunden werden.
Mit dem Vergoldermesser wird das lose Blattgold aus dem Heft gehoben und auf das Vergolderkissen gelegt. Das Vergoldermesser muss fettfrei sein, damit das Gold nicht anklebt und zerbricht.
Nachdem das Gold durch langsames Abrollen auf das Vergolderkissen gelegt wurde, kann man es dort mit dem Vergoldermesser in Stücke in der gewünschten Größe zerteilen.
Mit dem auf der Haut angefetteten Anschießer (einem Pinsel mit feinen, langen Fehhaaren) wird das Gol dblättchen aufgenommen und an die gewünschte Stelle gelegt.
Ist das Objekt komplett mit Blattgold belegt, wird mit dem sogenannten Vergolder- oder Einkehrpinsel überschüssiges Gold abgekehrt. Nach dem Trocknen kann man die Fläche mit Watte polieren.
Die Schiffskatze erstrahlt nun in edlem Goldglanz. Die Ölvergoldung trotz Wind und Wetter, der Schutzlacküberzug macht sie unempfindlich gegen leichtere Stöße.