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Formaldehyd einlagern

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Formaldehyd einlagern

Formaldehyd einlagern
Strukturbild eines Zeoliths mit eingelagertem Schadstoffmolekül. Gut erkennbar ist die große innere Oberfläche des Absorbermaterials, das sich gut in Holzwerkstoffe integrieren lässt. Foto: Fraunhofer ISC
Noch immer ist die Raumluft durch Formaldehyd aus Holzwerkstoffen belastet. Sogenannte Zeolithe in Spanplatten könnten den krebserregenden Stoff absorbieren.

Armin Scharf

Seit einiger Zeit ist es etwas stiller um Formaldehyd geworden, das seit den 1950er-Jahren vor allem in Klebern für die Spanplattenherstellung Verwendung findet. Geblieben jedoch ist die Belastung der Raumluft durch den langsam aus den Materialien entweichenden Stoff. Durch veränderte Kleberrezepturen und Zugabe von Formaldehyd-Fängern ließen sich die Emissionen zwar reduzieren, aber nicht beseitigen. Und weil sich formaldehydfreie Bindemittel nicht durchsetzen konnten, werden heute immer noch über 85 Prozent aller Holzwerkstoffe mit Formaldehyd-Klebern produziert.
Das Problem: Formaldehyd gilt nicht nur mitverantwortlich für den Fogging-Effekt, sondern gilt auch offiziell als krebserregend. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt einen Grenzwert von 100 Mikrogramm je Kubikmeter Raumluft als Obergrenze an – die dürfte aber eher überschritten werden.
Einen neuen Ansatz zur Reduzierung der Formaldehyd-Emissionen verfolgt das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC. Die Forscher nutzen sogenannte Zeolithe, um das problematische Lösemittel schon in den Holzwerkstoffen zu absorbieren. Zeolithe gehören zur mineralischen Gruppe der Alumosilicate und bestehen hauptsächlich aus tetraederförmigen Aluminium- und Siliciumoxid-Molekülen, die eine mikroporöse Struktur ausbilden. Synthetisch produzierte Zeolithe mit ihrer großen inneren Oberfläche nutzt man seit Jahrzehnten als Absorber oder Ionentauscher – seit jüngstem sogar in besonders energiesparenden Spülmaschinen. Nun haben die ISC-Forscher einen solchen Zeolith mit Aminogruppen modifiziert und so zu einem höchst effektiven Formaldehyd-Absorber gemacht. Das Lösemittel lagert sich nun in die Poren des Zeolithen ein und ist somit gebunden.
Am Institut für Holzforschung WKI produzierte man daraufhin entsprechende Test-Spanplatten. Die Zugabe von fünf Gewichtsprozenten des Zeolithen reduzierte die Formaldehydemission um 40 Prozent – ohne die Eigenschaften des Werkstoffes negativ zu beeinflussen. Das Verfahren ist inzwischen zum Patent angemeldet und könnte sich auch dazu eignen, neben Formaldehyd auch noch andere Schadstoffe dieser chemischen Familie abzubauen. Auch über die selbstkatalytische Entladung der irgendwann gesättigten Zeolithe wird an den Instituten nachgedacht, Industriepartner sind willkommen.

kompakt
Formaldehyde gehören noch immer zu den Problemstoffen in der Raumluft. Zeolithe in Holzwerkstoffen können das Lösemittel effizient absorbieren, bevor es aus Möbeln usw. austritt. Das System wurde vom Fraunhofer- Institut ISC entwickelt, inzwischen zum Patent angemeldet und steht für die industrielle Nutzung bereit.
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