. Graffiti? Der Notdienst kommt!

Der Karlsruher Malermeister Dieter Rottler kümmert sich ehrenamtlich um öffentliche Skulptur und stellt auch sonst in Sachen Kultur einiges auf die Beine.

Wer aus Richtung Süden auf die Karlsruher Innenstadt zusteuert, der bekommt sie zwangsläufig zu sehen – die monumentale Stahl-Skulptur „Ettlinger Tor“. Seit 1998 prägt das von Bildhauer Andreas Helmling gestaltete Kunstwerk diesen ehemals schmucklosen Platz. Auch der Karlsruher Malermeister Dieter Rottler fährt hier regelmäßig vorbei und wirft prüfende Blicke auf das blau lackierte Kunstwerk. Immer wieder passiert es nämlich, dass Graffiti, Aufkleber oder Plakate die Skulptur verschandeln. Doch damit ist jetzt Schluss: Dieter Rottler greift in diesem Fall zu Reinigungswerkzeug, Lackdose und Pinsel und gibt dem „Ettlinger Tor“ sein markantes blaues Gesicht zurück. Hoch erfreut über die ehrenamtliche „Kunstpatenschaft“ ist man im Karlsruher Rathaus: „Als Eigentümer der Skulptur müssten wir für die Instandhaltung aufkommen. Das übernimmt nun der Maler Rottler, wofür wir ihm sehr dankbar sind.“

Ebenfalls kostenlos stellt die Firma „Geholit + Wiemer, Lack- und Kunststoff-Chemie GmbH“ aus Graben-Neudorf den erforderlichen Speziallack zur Verfügung: Gehotex-AC-Hydro im Farbton „ultramarinblau“. Die Farbgebung ist Teil des künstlerischen Gesamtkonzeptes. Exakt dort, wo bis vor gut 130 Jahren das ursprüngliche „Ettlinger Tor“ als südliches Stadttor stand, wurde anlässlich des 150sten Jahrestages der Badischen Revolution 1998 eine Stahl-Plastik errichtet – und zwar in den Maßen der historischen Vorlage. Das Tor ist in der Mitte „zerbrochen“. Eine Hälfte befindet sich in aufgerichteter Position, die andere ist umgestürzt. Strahlen einer Lichtinstallation fügen die auseinander gebrochenen Torhälften effektvoll wieder zusammen. In seiner Zerbrochenheit soll die Skulptur auf die Geschehnisse der Badischen Revolution hinweisen.

Malerhandwerk und Liebe zur Kultur: Das gehört bei Dieter Rottler ganz selbstverständlich zusammen. Zeugnis dafür sind unter anderem seine Malerevents zu ausgewählten Farben – mit Vorträgen, Musik, Kabarett oder Theater. „Vor drei Jahren gab’s das ,Projekt Blau’. Auf die witzigen Plakate mit dem Kopf und dem Blaulicht werde ich noch heute angesprochen“, sagt Dieter Rottler. Die Veranstaltung und die Werbemaßnahmen im Vorfeld waren sogar eine Seite in dem Buch „Meisterhaft verkaufen im Handwerk“ von Dr. Bernd W. Dornach wert. Kunstengagement als werbewirksame PR? „Kundenbindung ist natürlich ein Thema. Trotzdem mache ich das vor allem als Hobby, weil’s mir Spaß macht – so wie mein Beruf.“ Und daher wird die Skulptur am Ettlinger Tor auch weiterhin in makellosem Blau erstrahlen.