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H’ugo’s, Stuttgart

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H’ugo’s, Stuttgart

Ein Team von Heinrich Schmid kümmerte sich um die Umsetzung dieser ungewöhnlichen Deckengestaltung.

Wie ein starker Ast überspannt eine Deckenskulptur im Lokal „H’ugo’s“ den weitläufigen Gastraum, kleinere Zweige „sprießen“ in alle Richtungen, münden in stilisierte Blüten. Dass diese von Architekt Steffen Haas entworfene und entwickelte Skulptur nicht nur für eine spannende Raumdramaturgie sorgt, sondern durchaus funktional relevant ist, betonte Herbert Wanner im Rahmen seiner Bewerbung zur 10. Rigips Trophy. Der Standortleiter der Heinrich Schmid GmbH & Co. KG aus Pfullingen und sein Trockenbauteam überzeugten die Experten der Fachjury und wurden zum Gewinner der Wettbewerbskategorie Funktion & Design.

„Wie so oft in unserem Metier standen am Anfang kahle Räume: 420 Quadratmeter Fläche im Erdgeschoss, dazu noch einmal 100 Quadratmeter im Untergeschoss des Stuttgarter Lokals. Eine große Glasfassade, Wände aus Stahlbeton, die Decke aus Massivbeton“, erinnert sich Herbert Wanner. Der Künstler würde sagen: die perfekte Leinwand für ein großes Meisterwerk.


Schallschutz

Zu Beginn der Arbeiten war vor allem Schallschutz-Know-how gefragt, denn um die über den Gastronomieräumen liegende Büroetage vor Lärm aus Bar, Restaurant und Küche zu schützen, wurde eine leistungsstarke, schalldämmende Deckenkonstruktion benötigt. „Hierfür haben wir eine niveaugleiche Unterkonstruktion aus CD-Profilen an Schwinghängern schallentkoppelt circa 100 Millimeter tief abgehängt. Anschließend wurde eine 40 Millimeter starke Mineralwolledämmung aufgelegt und die Unterkonstruktion dann zweilagig mit einer Schallschutzplatte beplankt. Die umlaufenden Wandanschlüsse wurden ebenfalls schallentkoppelt ausgeführt. Zu beachten waren dabei diverse Ausklinkungen in der Beplankung etwa für Brandmeldeanlagen und einige Rohrführungen“, erläutert Wanner. Anschließend wurden die Trockenbauwände inklusive diverser Aussparungen sowie einige freistehende Wandelemente errichtet und sämtlich zweilagig mit „Bauplatten RB“ beplankt. Die Wände zu den angrenzenden Mieteinheiten wurden als F 90-Doppelständerwände mit 2 x 80 Millimeter starker Dämmeinlage ausgeführt. Um einen bestmöglichen Schall- und Brandschutz zu gewährleisten wurde hier mit der für einen erhöhten Brandschutz faserarmierten Variante der Schallschutzplatte beplankt.


Deckenskulptur

Danach machte sich das Team von Heinrich Schmid an die Arbeiten für die Deckenskulptur: „In einem ersten Schritt haben wir die Umrisse der verästelten Skulptur im Maßstab eins zu eins geplottet. Die fertigen Papierschablonen haben wir auf dem Boden ausgelegt, die Flächen an der Decke eingemessen und anschließend den Plott an die Decke getackert. Entlang seiner Umrisse montierte unser Team dann 35/50-L-Winkel als Basis für alle weiteren Maßnahmen. Sie gaben den Verlauf der Deckenskulptur vor und stellten gleichzeitig die Begrenzung sämtlicher darin befindlicher Technikeinbauten dar. Die Skulptur ist nämlich kein ,hohles’ Kunstwerk, sondern erfüllt viele wichtige Funktionen“, so Herbert Wanner.


Schienenläufer

Elektrische Leitungen, Datentechnik, Sprinkler- und Lüftungsleitungen, Lichttechnik, Lautsprecher – sie alle sollten in der verästelten Deckenkonstruktion nahezu unsichtbar untergebracht werden. Ermöglicht wird dies durch eine mehrfach abgewinkelte Stahl-Hilfskonstruktion, die auf der Grundlage einer statischen Berechnung und mithilfe von zehn Millimeter dicken Gewindestangen an der Betonmassivdecke befestigt wurde. Dafür wurden die Gewindestangen durch die Schallschutzdecke hindurchgeführt. Im nächsten Schritt installierte das Team umlaufend Schienenläufer, an denen die Trockenbauprofis dann CD-Profile befestigten. „Diese Stahl-/Profil-Unterkonstruktion bildet eine Art großen Technikkanal, der die notwendigen Leitungen komplett aufnimmt. Die CD-Profile haben wir dann mit individuell angepassten Formteilen mit V-Fräsung einlagig beplankt. Wobei vergleichsweise wenig vorgefertigt wurde, circa 80 Prozent der Formteile wurden vor Ort erstellt. Die Idee dieses Konstruktionsaufbaus haben wir ein wenig an den Flugzeugbau angelehnt. Das erkennt man besonders gut auch an den unterschiedlich großen ,Deckenblüten’ am Endpunkt der einzelnen Äste.“


Technikebene

Auch diese Blüten wurden mithilfe einer Stahlkonstruktion und darauf montierten CD-Profilen so ausgebildet, dass ausreichend große Hohlräume entstanden, um die Sound- und Lichtanlagentechnik aufzunehmen. Letztere spielt eine entscheidende Rolle für die Ästhetik der fertig ausgebauten Räume: Je nach Tageszeit oder passend zu einem Veranstaltungsmotto kann das Farbenspiel der LED-Lichtsysteme variiert werden, wodurch sich im gesamten Raum unterschiedliche Stimmungsbilder schaffen lassen. Die Tiefe und damit das Volumen der stilisierten Äste und der Sound-/Licht-Blüten variieren zwischen 170 Millimeter und 1.100 Millimeter, was die dreidimensionale Anmutung verstärkt. Wie bei einem echten Baum verlaufen die Äste mutmaßlich willkürlich durch den Raum, sind unterschiedlich dick und hängen mal weit, mal näher über den Köpfen der Restaurantgäste.

„Die Installation der gesamten Skulptur erfolgte in nur drei Wochen durch drei besonders erfahrene Mitglieder unseres Teams. Sobald ein Teilstück fertig war, haben zwei Mitarbeiter dieses mit Malervlies und in mehrfachen Spachtelgängen auf Q 4 gebracht. Da gerade das Licht- und Farbenspiel für das Ambiente in den Räumen eine wichtige Rolle spielt, durften die Oberflächen natürlich keinerlei Unebenheiten aufweisen“, so Herbert Wanner.


Bautafel

Bauherr: H’ugo’s Stuttgart GmbH,

Stuttgart


Planung: id_architektur innenraum

corporate design, Stuttgart

Ausbaubetrieb: Heinrich Schmid GmbH & Co. KG, Pfullingen

Fachberater Trockenbausysteme: Dirk Bange, Saint-Gobain Rigips GmbH

Fotos: José Arjona


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