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Arbeitsschutz: Möglichkeiten zur Staubabsaugung im Malerhandwerk

Teil 1: Die Staubabsaugung ist eine wichtige Maßnahme für den Arbeitsschutz
Staubarm arbeiten: Die Möglichkeiten der Staubabsaugung

Seit dem ersten Januar 2019 gelten neue Arbeitsplatzgrenzwerte für Feinstaub. Um sie zu erreichen muss eine Staubabsaugung bei der Arbeit mit Maschinen, aber auch bei der Reinigung von Baustelle oder am Arbeitsplatz erfolgen.

 zu Teil 2

Autoren: Walter Gunreben, Dr. Oliver Nicolai | Fotos: Walter Gunreben

Vor einigen Jahren erfolgte eine Absenkung des Arbeitsplatzgrenzwertes für Feinstaub von 3 mg/m³ auf 1,25 mg/m³. Mit der Absenkung war eine Übergangsfrist bis Ende des Jahres 2018 verbunden , wonach Gewerke und Betriebe, die gewisse Voraussetzungen erfüllten, den alten Grenzwert übergangsweise „weiterverwenden“ durften. Weiterhin erfolgte im Jahr 2015 die Bekanntgabe eines „Beurteilungsmaßstabes“ für Quarzfeinstaub von 0,05 mg/m³ der bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen heranzuziehen ist. Die Einhaltung beider Werte stellt eine Herausforderung für die meisten Baugewerke dar.

Die Verbände und die BG BAU haben auf die Herausforderung reagiert, Probleme in den einzelnen Gewerken analysiert und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Für das Maler- und Lackiererhandwerk entstand die Handlungsanleitung „Staubarm arbeiten im Maler- und Lackiererhandwerk“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Farbe Gestaltung und Bautenschutz. Dies wird auch von anderen Verbänden und der IG BAU mitgetragen. Kernpunkt ist eine Auflistung verschiedener Tätigkeiten im Maler- und Lackiererhandwerk mit Gegenüberstellung der „guten “ beziehungsweise der „schlechten Praxis“.

Tätigkeiten guter Praxis sind gekennzeichnet durch die Verwendung gekapselter Systeme (z. B. die Nutzung von Einwegkartons statt Sackware) oder der Nutzung von Staubabsaugungen mit dem Ziel, die Staubexposition des Bedieners möglichst niedrig zu halten. Für Mitgliedsbetriebe der BG BAU gibt es Zuschüsse für viele Maßnahmen, was einigen Betrieben noch unbekannt ist.

Staubabsaugung an Maschinen

Lässt sich die Staubfreisetzung nicht vermeiden, sollen Stäube erfasst und abgeführt werden – möglichst bevor sie in den Atembereich der Beschäftigten gelangen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die abgesaugten Maschinen wie Schwingschleifer, Rotationsschleifer, Trennschleifer, Putzfräsen, Bohrmaschinen, Kombihämmer, Stemmhämmer etc., aber auch Tätigkeiten mit Handwerkzeugen wie Handschleifklötzen.

Im Maler- und Lackiererhandwerk wurden mit staubarmen Handmaschinen bereits Verfahren zur Bearbeitung bleihaltiger Fensterfarben entwickelt, bei deren Anwendung auf Atemschutz oder kleinteilige Einhausungen auf Baustellen verzichtet werden kann (Mehr dazu:bit.ly/2DhOOZc).

Wichtig bei der Anwendung solcher Maschinen ist die Verwendung einer Absaugung. Sie sollte über den gesamten Arbeitszeitraum einen möglichst hohen Absaugvolumenstrom bereitstellen. Bei den hierzu verwendeten Bau-Entstaubern (Staubsauger mit aktiver Warneinrichtung zur Absaugung von Maschinen, siehe DGUV – 209-084) hat sich in den letzten 20 Jahren mit der Einführung automatischer Filterabreinigungssysteme und der steten Verbesserung der Filterelemente viel getan. Heute stehen z. B. Kunststofffilterelemente zur Verfügung, die bei der Einwirkung feuchter Stäube nicht mehr quellen. Die Filter gibt es häufig auch in PTFE-beschichteter Oberflächenqualität mit besonders glatter Oberfläche, um die Effektivität der Filterabreinigung weiter zu erhöhen. Für die Bauwirtschaft ist die Staubklasse M die „Standardklasse“. Schließlich ist bereits der Umgang mit quarzhaltigen Stäuben (z. B. beim Staubsaugen, bei Bohrungen in Mauerwerk/Beton) auf Baustellen fast unvermeidbar.

Dennoch können Bau-Entstauber an ihre Grenzen kommen, insbesondere bei faserhaltigen- oder klebrigen Stäuben. Anwender, die Filterelemente manuell abreinigen, sollten über die relativ günstige Anschaffung eines Vorabscheiders als Ergänzung zu ihrem Bau-Entstauber nachdenken. Alternativ ist bei Geräten, die von höherer Saugleistung profitieren (z. B. Einsatz von Putzfräsen auf unebenen Untergrund oder großen Trennschleifern) die Anschaffung eines Entstaubers mit hohem Absaugvolumina zu überlegen.

Bypass-Adapter

Zur Regulierung der Saugleistung bieten viele Hersteller (Festool, Bosch, Flex, Kärcher etc.) Anschlussadapter mit einer Bypass-Öffnung. Bevor am Bau-Entstauber die Saugleistung über den Drehregler nach unten justiert wird, sollte versucht werden, mit einem solchen Bypass-Adapter zurechtzukommen.

Vorteil: Nahe an der Emissionsquelle, wird zusätzlich verstaubte Luft abgesaugt. Eine relativ einfache Maßnahme zur Expositionsminderung, wenn an der Maschine noch Staub entweichen sollte.

Staubabsaugung durch Vorabscheider

In Vorabscheidern wird mittels eines Zyklons durch die Zentrifugalkraft und die Schwerkraft ein großer Teil des Staubes von der Luft getrennt, die dann vom Bau-Entstauber angesaugt wird. Insofern kommt nur noch ein kleiner Teil des Staubes im Entstauber an. Somit sind diese eine günstige Nachrüstmöglichkeit für ältere Entstauber ohne Filterabreinigung: Sie lassen sich mit Vorabscheider und dem Einsatz von Vliesfilterbeuteln über einen längeren Zeitraum wirtschaftlich nutzen, ohne ständig Filterelemente abreinigen zu müssen. Bei der Absaugung von Parkettschleifmaschinen konnte so die Standzeit des Bau-Entstaubers von circa einer halben Stunde auf über drei Stunden ausgedehnt werden. Hierbei wurden Abscheidequoten des Vorabscheiders über 99 Prozent erreicht. Je nach Anwendungsfall und Staubart empfiehlt es sich beim Hersteller bezüglich der Abscheideleistung nachzufragen.

Staubabsaugung bei Reinigungsarbeiten

Zur Reinigung größerer Flächen auf Baustellen wird in der Handlungsanleitung „Staubarm arbeiten im Maler- und Lackiererhandwerk“ auf die Verwendung von Entstaubern mit höherem Absaugvolumina verwiesen. Das Saugen auf größeren Flächen stellt häufig für Entstauber eine Herausforderung dar, insbesondere wenn mit Faserstäuben oder sehr viel Staub gerechnet werden muss. Insofern sind diese Geräte meist zum längeren Betrieb mit Handmaschinen gut geeignet. Den Nachteil des höheren Gewichtes machen sie häufig dadurch wett, da sie sich mit herkömlichen Müllbeuteln betreiben lassen (ggfs. mit zwei kleinen Schlitzen zum Unterdruckausgleich versehen). Zur Entleerung wird der Staubsammelbehälter abgesenkt , eine Demontage des Saugschlauches ist nicht nötig.

Sauggarnituren

Nach dem Zusammenschieben des gröberen Schmutzes und von Verpackungsresten verbleiben häufig gröbere Bestandteile. Dann sollten grobschmutztauglichere Sauggarnituren verwendet werden. Bei feinerem Schmutz können auch Sauggarnituren größerer Breite mit schmaleren (ca. 20 mm breiten) Saugschlitzen verwendet werden.

Bei der Auswahl der Sauggarnituren für größere Flächen, ganzen Räumen oder mehreren Räumen spielt die Breite der Bodendüse eine Rolle. Selbst mit einmotorigen Bau-Entstaubern können bei der Verwendung etwas dickerer Saugschläuche und größerer Saugrohre Bodendüsen mit 360 mm Breite gut verwendet werden. Häufig ist es sinnvoll neben dem meist sehr dünnen Maschinenanschlussschlauch (häufig nicht mehr als 32 mm Innendurchmesser) ein komplettes Saugset größerer Dimension mitzunehmen. Mit den kleinen Saugschläuchen lassen sich im Regelfall nur 300 mm breite Saugdüsen bedienen, ohne die Möglichkeit, durch ein dickeres Saugrohr bei abgezogener Bodendüse gröbere Stückchen direkt einzusaugen. Es kann nicht unbedingt erwartet werden, dass sich der Beschäftigte freut, wenn man ihm seinen üblicherweise 400 mm breiten Baustellenbesen wegnimmt und ihm eine Sauggarnitur im Format eines Küchenbesens zur Verfügung stellt.

Bei kleineren Flächen zur Reinigung eines kleinen Arbeitsbereiches oder in einer vollgestellten Werkstatt mag die häufig serienmäßig mitgelieferte 300 mm Breite Sauggarnitur geeignet sein. Für größere Flächen, sollte die Sauggarnitur adäquat sein.

Abreinigung

Lässt beim Saugen mit Bau-Entstaubern mit Filterabreinigung (durch Luftumkehrspülung des Filters) die Saugleistung nach, wird das Saugrohr zugehalten, ein bis zwei Abreinigungszyklen abgewartet, und die Saugleistung ist wieder da. Insbesondere vor dem Abstellen am Ende des Arbeitstages sollte dies immer praktiziert werden. Die Filterabreinigung benötigt „als Antrieb“ den Unterdruck, der sich im Staubsammelbehälter befindet. Werden groß dimensionierte Sauggarnituren verwendet, entsteht im Staubsammelbehälter wenig Unterdruck und die Abreinigung des Filters erfolgt unzureichend. Der für die effektive Filterabreinigung benötigte Unterdruck im Staubsammelbehälter ist auch der Grund, wieso zum Maschinenanschluss häufig Saugschläuche mit kleinem Schlauchdurchmesser mitgeliefert werden. Eine Alternative sind Bau-Entstauber mit mechanischer Abreinigung des Filterelementes, bei denen ein Elektromagnet die Filterelemente abrüttelt (z. B. Starmix, BTI, Eibenstock, Mafell etc.). Auch für das Staubsaugen ist die Verwendung von Vorabscheidern eine sinnvolle Ergänzung.

Welche Maßnahmen bei „Über-Kopf-Arbeiten“ wichtig sind, beleuchtet der zweite Teil des Beitrags in einer der kommenden Ausgaben.

Handlungsanleitung zum Download: https://bit.ly/2tgG6WN

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