Im Rahmen der BAU 2017 hatten der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und die Konradin Mediengruppe zu einem Handwerker-/Architekten-Stammtisch geladen.
Dabei diskutierten fünf Experten mit den Gästen über die Zukunft der Wärmedämmung. „Dämmen nach Fahrplan?!“ – War das Thema der Diskussionsrunde als Frage oder als Aufforderung gemeint? Mit solchen hypothetischen Betrachtungen hielten sich die fünf Experten nicht lange auf. Schnell herrschte Einigkeit über die grundsätzliche Notwendigkeit der energetischen Sanierung von Gebäuden. Anders ließen sich die ehrgeizigen Klimaziele, die von der Bundesregierung für die Agenda 2050 formuliert wurden, auch gar nicht realisieren. Auch in Sachen Umweltschutz führe an Wärmedämmung kein Weg vorbei. Ulrich Krenn, Sprecher des Qualitätsgedämmt e.V., brachte es auf den Punkt: „Wärme gehört ins Haus, nicht in den Garten.“
Nicht sexy?
Trotzdem ist derzeit die Akzeptanz in der Öffentlichkeit gering. Für Manfred Haisch, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands für Ausbau und Fassade (BAF), ein Unding. „Wärmedämmung ist nicht sexy genug. Wir müssen alles dafür tun, dass sich das ändert. Denn wenn sich niemand auf die Reise machen will, dann brauchen wir hier auch nicht über Fahrpläne zu diskutieren.“ Mehr Emotion und mehr Information ist gefragt. Sowohl Handwerkern als auch Architekten fällt die wichtige Rolle zu, ihre Kunden und damit die Öffentlichkeit für das Thema zu begeistern. Unterstützung hierbei bietet der Fachverband WDVS. Dessen Geschäftsführer Ralf Pasker hatte jede Menge Informationsbroschüren als Anschauungsmaterial mitgebracht. „Damit bleibt beim Kunden keine Frage offen“, versprach er. Solch tatkräftige Unterstützung wünschten sich viele auch von der Politik. Das genaue Gegenteil sei aber leider der Fall. Kaum ein Politiker in Berlin, der sich für das Thema Energetische Sanierung stark mache. Dabei wäre das so wichtig. „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen“, hieß es in München unisono. Denn wenn die Nachfrage zurückgehe, wird die Branche in diesem Segment weniger ausbilden, weniger investieren und die Industrie wird ihre Fertigungskapazitäten nicht ausbauen. „Das lässt sich über Nacht nicht umkehren.“
Prof. Dr.‐Ing. Andreas Holm (r.): „Es gibt enorme Fortschritte bei der Effizienzsteigerung.“Links: Ralf Pasker.
Nicht zum Nulltarif
Der langjährige Energiespar-Experte Werner Eicke Hennig fordert von der Regierung in Berlin ebenfalls mehr Engagement. Man könne nicht ehrgeizige Klimaschutzziele formulieren und erwarten, dass es die zum Nulltarif gäbe. „Gebt Geld, wenn ihr Veränderung wollt.“ Die Technik für diese Veränderungen – Energieverbrauch senken, CO2-Ausstoß reduzieren – sei vorhanden. „Die gute alte Dämmplatte macht schon immer, was von ihr erwartet wird, sie spart Energie ein“, betonte Experte Eicke‐Hennig. „So einfach ist das.“
Prof. Dr.‐Ing. Andreas Holm, geschäftsführender Institutsleiter des Forschungsinstituts für Wärmeschutz, bestätigte das hohe Qualitätsniveau heutiger Dämmsysteme. „Es gibt enorme Fortschritte bei der Effizienzsteigerung. Neue Materialien werden uns künftig Möglichkeiten eröffnen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.“ Auch was das Recycling von Dämmmaterialien betrifft, zeigte Prof. Holm technische Lösungen auf und skizzierte kurz, wohin die Reise diesbezüglich geht. Dass sich die Reise in Sachen Gebäudedämmung insgesamt lohnt, daran hatte am Ende niemand Zweifel.
Autor: Josef Schneider
Bild: Jens Küsters
Quelle: Malerblatt 3/2017
Weitere Informationen
- Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig, Energieinstitut Hessen, Tel. 0179 1264973, eicke-hennig@energiesparaktion.de
- Manfred Haisch, Bundesverband Ausbau + Fassade, haisch@mu-ku.de
- Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm, Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V., Tel. 089 85800-0, info@fiw-muenchen.de
- Dipl.-Journalist Ulrich Krenn, Qualitätsgedämmt e.V., Tel. 089 23069130-1, info@qualitaetsgedaemmt.de
- Dipl.-Kfm. Ralf Pasker, Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V., Tel. 07221 3009890, info@fachverband-wdvs.de