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Gipsfaser-Platte - Allrounder für den Trockenbau

Gipsfaser-Platte
Härte gezeigt

Vor 50 Jahren produzierte Fermacell die erste Gipsfaser-Platte – heute ist ihr Name zum Synonym für diese Plattenart geworden. Warum die Fermacell-Platte im Trockenbau so beliebt ist, lesen Sie hier.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: James Hardie

Als im Mai 1971 im ersten Fermacell-Werk im niedersächsischen Salzgitter-Heerte die Gipsfaserplattenproduktion aufgenommen wurde, ahnte wohl kaum jemand, dass diese Platte den Trockenbau verändern würde. 50 Jahre später hat die Gipsfaserplatte, die inzwischen häufig schlichtweg als „Fermacell-Platte“ bezeichnet wird, einen festen Platz im trockenen Ausbau eingenommen. Henning Risse, Vertriebsdirektor D-A-CH bei der James Hardie Europe GmbH, in die Fermacell 2019 integriert wurde, fasst die Gründe für den Siegeszug der Gipsfaserplatte so zusammen: „Grundsätzlich sind Gipsfaserplatten stabiler, unempfindlicher gegen Feuchtigkeit und bieten einen höheren Brandschutz als herkömmliche Gipskartonplatten.“ Die Vorteile gegenüber Gipskartonplatten sieht Risse im Herstellprozess der Gipsfaserplatten begründet: „Während bei Gipskartonplatten der Gipskern von einem Papierkarton ummantelt wird, der den Platten ihre Stabilität verleiht, bestehen Gipsfaserplatten aus einem Gemisch aus Gips und Zellulosefasern, die ohne weitere Bindemittel unter Wasserzugabe zu stabilen Platten geformt werden. Die Zellulosefasern wirken dabei wie eine Armierung und sorgen für die hohe Stabilität. Die Plattenrezeptur aus Gips, Papier und Wasser gewährt die Nichtbrennbarkeit der Gipsfaserplatten. Die Platte ist in sich stabiler und benötigt daher keine Kartonummantelung. Im Vergleich zu herkömmlichem Gipskarton ist die Stabilität der Gipsfaserplatten deutlich höher.“

Die Gipsfaser-Platte ist auch für den Holzbau geeignet

Doch Gipsfaserplatten sind nicht nur eine Alternative zur Gipskartonplatte. „Sie finden außerdem Verwendung im Holzbau“, sagt Risse und fährt fort: „Hier können sie im Gegensatz zu Gipskartonplatten statische Funktionen übernehmen, welche die Aussteifung von mehrgeschossigen Gebäuden ermöglichen. Im Gegensatz zu Holz sind sie aber nicht brennbar und werden der Baustoffklasse A2 nach DIN 4102 zugeordnet.“ Bereits einlagige Konstruktionen schneiden bei Schallschutz, Feuerwiderstand und Statik mindestens gleichwertig, häufig sogar besser ab als Konstruktionen mit zweilagiger Beplankung aus Holzwerkstoffplatten und Gipskarton. So sind bereits mit zehn Millimeter dicken Fermacell-Platten Feuerschutzkonstruktionen F 30 bis F 120 möglich. Hinsichtlich des Schallschutzes lässt uns Henning Risse folgendes wissen: „Die hohe Rohdichte der Platten und eine biegeweichere Plattenstruktur wirken sich vorteilhaft auf den Schallschutz aus. Während Montagewände mit Gipsfaserplatten ohne Hohlraumdämmung Schalldämmwerte bis Rw = 62 dB erzielen, lassen sich mit Dämmung Werte bis Rw = 71 dB erreichen.“ Auch die Befestigung schwerer Lasten ist unproblematisch: „Je nach Befestigungsmittel sind Konsollasten bis 50 Kilogramm direkt in der Platte möglich“, freut sich Risse.

In puncto Verarbeitungseigenschaften ähneln Gipsfaserplatten eher Holzwerkstoffplatten: „Durch die Stabilität der Zellulosefasern haben Gipsfaserplatten ähnliche Verarbeitungseigenschaften wie Holz. Man kann sie beispielsweise sägen, fräsen, bohren und schleifen. Ihre Fixierung erfolgt wahlweise mit Schrauben oder Klammern, wobei hier auch im Gegensatz zu herkömmlichen Gipskartonplatten bei mehrlagigen Konstruktionen die Befestigung unterkonstruktionsneutral Platte in Platte möglich ist“, erklärt Henning Risse. Spezielle Werkzeuge oder besondere Kenntnisse sind für die Verarbeitung nicht notwendig. „Spezialwerkzeuge sind nicht erforderlich. Es genügt marktgängiges Werkzeug, wie es üblicherweise bei Trocken- und Holzbauarbeiten eingesetzt wird“, stellt Risse klar.

Allrounder für den Trockenbau

Die Einsatzbereiche der Gipsfaserplatte beim Innenausbau sind breit gefächert. „Aufgrund der Materialzusammensetzung sind Gipsfaserplatten Bau-, Feuerschutz- und Feuchtraumplatten zugleich. Damit können sie grundsätzlich für alle Bereiche eingesetzt werden, für die auch Gipskartonplatten – in diesem Fall allerdings verschiedene Plattentypen – verarbeitet werden“, weiß Henning Risse. Über die Feuchtigkeitsresistenz berichtet der Vertriebsdirektor folgendes: „Fermacell Gipsfaserplatten werden werkseitig mit einem wasserabweisenden Mittel hydrophobiert und sind hervorragend geeignet für häusliche Räume mit wechselnder Luftfeuchtigkeit, wie z. B. Bad und Küche.“

In Sachen Wohngesundheit brauche man sich bei Fermacell-Platten keine Gedanken zu machen. „Die Herstellung erfolgt in einem umweltfreundlichen Verfahren ausschließlich auf der Basis von natürlichen Materialien (recyceltes Papier, Gips und Wasser) und ohne zusätzliche Leime. Fermacell Gipsfaserplatten sind nachgewiesenermaßen praktisch emissionsfrei und enthalten keine gesundheitsgefährdenden Stoffe (bestätigt u. a. vom Institut für Baubiologie/IBR-Prüfsiegel und eco-Institut). Das gilt auch für Formaldehyd“, beruhigt Risse.

Neben den Allroundern, den „normalen“ Gipsfaserplatten, bietet Fermacell weitere Spezialprodukte an. „Es gibt auch Einsatzbereiche, bei denen die Stabilität der Platte besonders gefragt ist wie z.B. im Bodenbereich. Dafür bieten wir unsere Gipsfaser- Estrichelemente an, die es in verschiedenen Ausführungen gibt – je nach Einsatzgebiet mit oder ohne Kaschierungen. Unsere zementgebundene Powerpanel H2O- und HD-Produktfamilie kommt überall dort zum Einsatz, wo Baustoffe einer sehr hohen Beanspruchung – insbesondere durch Wasser oder mechanische Belastungen, ob im Innenausbau, an Außenfassaden oder im industriellen Einsatz – ausgesetzt sind“, zählt Henning Risse auf.

Für die perfekte Oberfläche

Ohne Spachtelarbeiten geht es selbstverständlich auch bei Gipsfaserplatten nicht. Angeboten werden die Platten für drei verschiedene Fugentechniken: einer wirtschaftlichen Klebefugentechnik (vorrangig für Montagewände) und zwei Spachtelfugentechniken – die Spachtelfugentechnik für Platten mit rechtwinkliger Kante und für Gipsfaser-platten mit Trockenbau (TB)-Kante. Letztere wird für Innenwände, Decken und die Bekleidung von Dachschrägen verwendet und dürfte damit für den Maler am interessantesten sein. Außerdem bringt die Trockenbaukante einige Vorteile mit sich. So müssen beispielsweise keine Fugen zwischen den einzelnen Platten vorgesehen werden. Die TB-Kante erlaubt ein leichtes Herstellen planebener Oberflächen. Des Weiteren werden zwei Drittel der Verbindungsmittel in einem Arbeitsgang mit dem Ver spachteln der Fuge geschlossen. Allerdings muss im Bereich der TB-Kante ein Fugenband eingebracht werden. Hierbei wird ein Armierungsband vor dem Verspachteln auf die Trockenbaukante geklebt. Der Fugenspachtel ist mit Druck durch die Maschen des Armierungsbandes in den Fugengrund zu drücken und der abgeflachte Bereich voll auszuspachteln. Alternativ können Papier-Bewehrungsstreifen eingearbeitet werden. Diese sind im ersten Spachtelgang mit in das Spachtelbett einzulegen. Gipsfaser-Platten von Fermacell sind werkseitig beidseitig hydrophobiert. Weitere Vorarbeiten sind deshalb nicht generell notwendig, wie Henning Risse betont: „Zusätzliche Grundierungen bzw. Grundbeschichtungen sind nur dann notwendig, wenn ein Systemgeber dies für Gipsfaser-/Gipsplatten fordert, z. B. bei Dünn- oder Strukturputz, Farbbeschichtung oder Fliesenkleber.“

Werden erhöhte Anforderungen an die Oberfläche gestellt (Qualitätsstufen Q3 oder Q4), so empfiehlt sich auch bei Gipsfaserplatten ein vollflächiges Überziehen der gesamten Oberfläche. „Für die Herstellung hochwertiger Oberflächen von Gipsfaserplatten durch Flächenspachtelung bietet James Hardie Europe drei Produkte an. Mit den beiden gebrauchsfertigen Spachteln Fermacell Feinspachtel und Spritzspachtel LS oder dem Fermacell Gips-Flächenspachtel lassen sich Oberflächenqualitäten bis Q4 herstellen. Alle Spachtel können bis auf null ausgezogen werden“, beschreibt Henning Risse das aufeinander abgestimmte Sortiment.

Für die Farbbeschichtung nach der Flächenspachtelung gibt es nur wenige Einschränkungen, wie der Vertriebsdirektor erklärt: „Fermacell Feinspachtel bzw. Spritzspachtel kann mit Dispersionsfarben, Acrylfarben, Latex-, Silikat- und Silikonharzfarben farblich beschichtet werden, ist aber nicht mit Epoxydharzfarben und -beschichtungen verträglich.“ Neben Farbanstrichen sind selbstverständlich auch andere Schlussbeschichtungen möglich, auch zum Tapezieren eignen sich Gipsfaserplatten sehr gut. „Alle Tapetenarten – auch Raufaser – können mit handelsüblichem Tapetenkleister auf Basis von Methylcellulose aufgebracht werden – Tapetenwechselgrund ist nicht notwendig. Bei Renovierungsarbeiten tritt beim Abziehen der Tapeten keine Beschädigung der Oberfläche ein“, nennt Risse weitere Vorteile, die für den Einsatz der Gipsfaserplatte sprechen.

Verarbeitungsanleitung: bit.ly/31qBCBA


PraxisPlus

Ein Baustoff macht Karriere

2021 feierte die Fermacell Gipsfaserplatte ihren 50. Geburtstag. Auch wenn sich das Produkt seitdem nur unwesentlich verändert hat, so hat sich hinsichtlich der Herstellung einiges getan. Ein kurzer Überblick:

  • 1971: im ersten Fermacell Werk in Salzgitter-Heerte läuft eine besonders stabile Gipsbauplatte vom Band: die Fermacell Gipsfaserplatte
  • 1981: die ersten großformatigen Platten laufen in einem neuen Werk in Münchehof im Landkreis Goslar aus der damals noch handbedienten Flächenpresse
  • 1992: ging eine zweite Fertigungslinie in Münchehof in Produktion. Heute ist das Werk der größte Produktionsstandort und hochgradig automatisiert; Fermacell Gipsfaserplatten werden außerdem in einem Werk in Baden-Württemberg produziert
  • 1993: ein weiteres Werk im niederländischen Wijchen nimmt die Produktion auf
  • 2002: in einem Werk in Calbe an der Saale in Sachsen-Anhalt beginnt die Produktion von Aestuver Brandschutzplatten
  • 2013: eine neue Fertigungsstätte in Orejo, nahe der kantabrischen Hauptstadt Santander im Norden Spaniens, wird in Betrieb genommen. Von hier aus werden in erster Linie die Trockenbaumärkte Frankreich und Großbritannien sowie die skandinavischen Traditionsländer des Holzbaus beliefert.
  • 2019: die Marke Fermacell wird in die James Hardie Europe GmbH integriert. Die Faserzementlösungen des weltweit führenden Herstellers von High-Tech-Baustoffen sind die perfekte Ergänzung zum bewährten Fermacell Produkt-Portfolio. Nunmehr können durch die Kombination von Fermacell Gipsfaserplatten mit Hardie Plank und Hardie Panel Fassadenplatten ganze Wandsysteme für den hochwertigen Trocken- und Holzbau angeboten werden.

www.fermacell.de


Henning Risse, Vertriebsdirektor

Die Be- und Verarbeitung von Gipsfaser-Platten ist unkompliziert. Sie können gesägt, gebohrt, geritzt, gehobelt, gefräst und geschliffen werden.



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