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Innendämmung - Von wegen Notlösung

Innendämmung
Von wegen Notlösung

Einst galten Innendämmungen als „Notlösung“, wenn nicht von außen gedämmt werden konnte. Frühere bauphysikalische Probleme sind jedoch technisch längst gelöst, Innendämmungen sind manchmal die einzige, manchmal sogar die smartere Lösung.

Autor: Peter Gahr

Für die Innendämmung gilt in besonderem Maße, was für jede Dämmung gilt: Sie ist bauphysikalisch sauber durchzuplanen. Entscheidend für eine langfristig schadensfreie und effektive Innendämmung ist unter anderem das Berücksichtigen einer möglichen Wasseraufnahme von außen. Perlt das Wasser an der Fassade ab oder ist die Wand durch einen weiten Dachüberstand geschützt? Über eine hygrothermische Simulation, bei der Wetterdaten sowie z. B. die Abtrocknung abhängig vom Sonnenstand miteinbezogen werden, lassen sich verlässliche Daten für die optimale Ausführung ermitteln. Fragen wie: Ist eine Kondensatbremse oder -sperre erforderlich, oder welches Material ist geeignet, werden durch eine hygrothermische Simulation zweifelsfrei beantwortet. Eine gesamtheitliche Detailplanung ist bei Innendämmungen also zwingend erforderlich. Bauphysiker und Architekten können hier jedoch auf eine fachlich hervorragende Unterstützung seitens der Hersteller zurückgreifen. Der Trockenmörtelspezialist Hasit zum Beispiel hat eigens für die planerische Unterstützung ein Team mit speziell geschulten Sanierberatern zusammengestellt, das Planern und Ausführenden bei Bedarf beratend zur Seite steht. Anders geht es auch nicht, denn Pauschalaussagen sind bei Innendämmungen nicht möglich. Jedes Gebäude ist individuell zu betrachten.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Ausführungsqualität entscheidenden Anteil an einem dauerhaft schadenfreien Ergebnis hat. Innen gilt generell: Dämmputze sind in der Verarbeitung deutlich unproblematischer und funktionssicherer als steife Dämmungen. Über Dämmputze werden homogene Wandquerschnitte aufgebaut, die eine kontinuierliche Feuchteregulierung gewährleisten, frei von häufig auch als „Kondensationsnester“ bezeichneten Hohlstellen.

Die magischen Zahlen

Behagliches Raumklima und Energie sparen sind Variablen, die durch persönliches Empfinden oder Gesetzgebung vorgegeben werden. Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Energieversorgungsproblematik werden sich diese noch weiter verschärfen. Eine Konstante in allen Überlegungen ist jedoch der Schimmelpilz. Ab einer Luftfeuchte von 80% fühlt er sich wohl. Werden dann auch noch Sägespäne gereicht, wie sie z.B. in Raufasertapeten enthalten sind, ist sein Wachstum kaum noch aufzuhalten. Um dies zu verhindern, wird in der DIN 4108 eine Mindesttemperatur von 12.6 °C für Wandoberflächen in Innenräumen vorgeschrieben. Der Hintergrund: Bei einer üblichen Raumlufttemperatur von 20 °C sowie einer durchschnittlich relativen Luftfeuchte von 50 % wird die relative Luftfeuchte von 80 % an den Wandoberflächen nicht überschritten und es fällt kein Wasserkondensat an. Man spricht hier vom sogenannten hygienischen Mindestwärmeschutz – nicht verhandelbar, da diesem biologische, beziehungsweise physikalische Gesetze zugrundeliegen. Bei den Berechnungen wird hier eine Außentemperatur von -5 °C angenommen.

Innendämmung: Die Knackpunkte

Falsches Wohnverhalten, ungünstige Gebäudegeometrien, Luftundichtigkeiten sowie Wärmebrücken sind die häufigsten Störfaktoren bei einer Wärmedämmung. Wäsche trocknen in kalten Räumen, im Winter bei offenem Fenster schlafen oder ein kleiner botanischer Garten im Wohnzimmer sind immer wieder zu beobachten. Allen bekannt ist der Schimmel in Fensterlaibungen sowie Gebäudeecken, gleichermaßen zu beobachten bei fehlerhaften Innen- als auch Außendämmungen. An diesen sogenannten „geometrischen Wärmebrücken“ ist das 1:1-Verhältnis von Außen- zur Innenwandfläche zuungunsten der Innenfläche ausgebildet. Der Innenwand steht deutlich mehr kühlende Außenwandfläche gegenüber. Es erfolgt ein größerer Kälteeintrag, bezogen auf die dahinterliegende Innenwandfläche. Die Folge: Der Isothermenverlauf verschiebt sich und die Oberflächentemperatur an der Innenwand verringert sich gegenüber den ungestörten Wandflächen. Gleiches geschieht zum Beispiel auch bei Fensterlaibungen, an denen die Oberflächentemperatur der Innenwand bauphysikalisch bedingt abfällt. Werden 12,6 °C unterschritten, ist der Schaden „Schimmelpilz“ vorprogrammiert. Egal ob innen oder außen gedämmt wird: Die Wärmeleitfähigkeit und Dämmstärke müssen so berechnet werden, dass hier ausreichend Reserve vorhanden ist.

Dämmputze

Ein vorwiegend nur die Innendämmung betreffender Sonderfall sind eingebundene Trennwände. An dieser Stelle ist die Wärmedämmung unterbrochen und durch die Verschiebung der Isotherme sind an den Flanken des eingebundenen Bauteils die Oberflächentemperaturen niedriger als an der Normfläche. Kurioserweise ist der Temperaturabfall besonders hoch, wenn Dämmstoffe oder -putze mit einer sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeit verwendet werden. Der Grund hierfür: Durch die geringe erforderliche Dämmstoffstärke wird die Trennwand nur wenig in die Dämmstoffebene eingebunden. Die eingebundene Wand müsste jedoch bauphysikalisch betrachtet im Querschnitt über eine Flankendämmung annähernd so weit verlängert werden, bis das Flankengedämmte Bauteil im Kern zumindest den erforderlichen U-Wert zur Gewährleistung der 12,6 °C erreicht. Bei einer Mineralboard-Dämmung hingegen, mit einer üblichen Stärke von zum Beispiel 245 mm, ist die Trennwand so tief in die Dämmung eingebunden, dass die Ecktemperatur bereits häufig über den erforderlichen 12,6 °C liegt .

Dieser physikalischen Gegebenheit folgend beinhalten besonders Hochleistungsputze wie zum Beispiel der Fixit 222 Aerogel-Dämmputz eine beson-
dere bauphysikalische Problemstellung, denn: Bei einer Wärmeleitfähigkeit λD von bis zu 0,028 W/mK sind nur geringe Schichtstärken erforderlich – in der Regel 30 mm, in Teilbereichen auch mal nur 20 mm. Eine geringe Schichtstärke ist auch oberste Zielsetzung für einen Wärmedämmputz, denn je geringer die Schichtstärke, desto geringer der Raumverlust. Jedoch verschärft sich bei eingebunden Bauteilen die oben beschriebene Problematik. Jedoch: Der scheinbare Nachteil erweist sich letztendlich als die perfekte Lösung – ganz ohne Dämmstoffkeil. Mit der bei Innenputz üblichen Putzstärke von 15 mm übertrifft ein Hochleistungsputz wie der Fixit 222 Aerogel in der Regel bereits die Dämmwerte eines Dämmstoffkeils. Die Lösung gestaltet sich also ganz elegant: Entlang der Ecke wird ein, je nach Bausituation, zirka 15 cm breiter Putzstreifen freigelegt und anschließend durch den Hochleistungswärmedämmputz ersetzt. Die Oberflächentemperatur liegt somit auch in der Ecke im sicheren Bereich.

Abschließend betrachtet lässt sich feststellen, dass auch für die Innendämmung technisch vollausgereifte Systeme zur Verfügung stehen. Dabei werden in Planung und Ausführung höhere Anforderungen gestellt. Teilsanierungen, temporäre Nutzung oder eine freie Fassadengestaltung sind besondere Features einer Innendämmung und somit nicht nur für Sanierungen, sondern auch für Neubauten eine interessante Alternative.



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