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Kalkfarbe wird neu aufgelegt - Malerblatt online

Kalkfarbe wird neu aufgelegt
Kalkfarbe – neu entdeckt

Mineralische Farben sind wieder sehr gefragt. Während Silikatfarben oft genutzt werden, sind Kalkfarben für die meisten Handwerker ein eher spezielles Thema. Dabei erfüllen moderne Kalkfarben die heutigen Ansprüche hinsichtlich Verarbeitbarkeit, Deckvermögen und Alltagstauglichkeit durchaus. Was bei der Verarbeitung von Kalkfarben zu beachten ist, lesen Sie hier.

Autor: Dr. Christian Brandes I Fotos: Caparol

Seit der Antike werden Kalkfarben für die Gestaltung von Gebäuden genutzt. Sie waren bis zum 20. Jahrhundert das am meisten verwendete Anstrichmittel für mineralische Untergründe.

Die sich oben absondernde dünne Kalkmilch wurde vom Sumpfkalk abgenommen und bedarfsweise (für farbige Anstriche) mit Pigmenten versetzt. Diese Kalktünche trug man mit der Malerbürste in mehreren dünnen Lagen auf. Für einen deckenden Anstrich waren in der Regel mindestens vier Arbeitsgänge erforderlich. Das Pigmentbindevermögen einer derartigen Kalktünche war gering. Daher eignete sie sich nur für weiße oder pastellfarbige Anstriche. Für intensivere Farbtöne wurden organische Zusätze verwendet, beispielsweise das aus der Milch gewonnene Kasein.

Im 20. Jahrhundert wurden Kalkanstriche anfänglich erst von Silikatfarben und später zunehmend von Dispersionsfarben verdrängt. Im Malerhandwerk geriet die Kalktechnik weitgehend in Vergessenheit, mit Ausnahme der Kirchenmaler im süddeutschen Raum.

Mineralische Baustoffe sind gefragt

Sowohl in der Altbaurenovierung als auch im Neubau ist in den letzten beiden Jahrzehnten wieder eine zunehmende Nachfrage an mineralischen Farben und Putzen zu verzeichnen. Kalk- und Lehmputze werden mittlerweile wegen ihrer bauphysikalisch und baubiologisch vorteilhaften Eigenschaften häufig im Innenbereich eingesetzt. Diese mineralischen Putze weisen eine offenporigen Struktur auf und sind dadurch in der Lage, Feuchtigkeitsspitzen aus der Raumluft zu absorbieren. Daher dürfen sie nur mit hoch wasserdampfdurchlässigen Innenfarben beschichtet werden. Ideal sind Silikat- und Kalkfarben.

Während Silikatfarben heute im Malerhandwerk oft genutzt werden, sind Kalkfarben für die meisten Handwerker ein eher spezielles Thema. Ihre Anwendung gilt im Allgemeinen als schwierig. Oftmals gibt es auch Vorbehalte in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und die Alltagstauglichkeit von Kalkbeschichtungen. Das muss jedoch nicht sein. Moderne Kalkfarben erfüllen die heutigen Ansprüche hinsichtlich Verarbeitbarkeit, Deckvermögen und Alltagstauglichkeit.

Kalkfarben sind mit einem pH-Wert von ca. 13 hoch alkalisch. Die Produkte müssen daher nicht mit Konservierungsmitteln versetzt werden. Man liest immer wieder, dass mit Kalkfarben beschichtete Flächen nicht von Schimmelpilzen befallen werden können. Das stimmt so aber nur bedingt. Denn nach der Applikation wird die Alkalität durch Reaktion mit Kohlendioxid rasch abgebaut. Sobald der Anstrich pH-neutral ist, können sich Schimmelpilze unter ungünstigen Umständen ansiedeln. Ein weitaus höherer Schimmelschutz ist gewährleistet, wenn zuvor neuer Kalkputz oder Kalkspachtel aufgebracht wurde, denn dann bleibt die Alkalität länger erhalten.

Eigenschaften und Verarbeitung von Kalkfarbe

Moderne Kalkfarben (wie etwa die Histolith-Kalkfarben von Caparol) weisen sehr ausgewogene Eigenschaften auf und haben sich daher seit vielen Jahren für ein breites Anwendungsspektrum gut bewährt. Sie werden mittlerweile nicht nur für die Renovierung historischer Gebäude verwendet, sondern auch in zunehmendem Maße im ökologischen Bauwesen. Moderne Kalkfarben haben in der Regel ein hohes Deckvermögen, so dass selbst auf einem eher dunklen Untergrund, wie zum Beispiel Lehmputz, in der Regel ein zweimaliger Anstrich ausreicht. Kalk- und Lehmputze sind meist stark saugend, daher ist eine vorherige Grundierung mit verdünntem Silikat-Fixativ erforderlich. Die Applikation erfolgt in der Regel mit der Bürste. Das betrifft insbesondere farbige Kalkbeschichtungen. Nach entsprechender Verdünnung mit Wasser wird das Material im Kreuzgang aufgebürstet. Bei größeren Flächen kann Weißware auch gerollt oder Airless gespritzt werden. Für die Airless-Verarbeitung wird die Farbe mit etwa 15 Prozent Wasser verdünnt und sollte vorher gesiebt werden. Bei größeren Flächen empfiehlt sich, den getrockneten Grundanstrich anzufeuchten und den Schlussanstrich dann in den matt feuchten Untergrund aufzutragen. Dadurch wird die Offenzeit verlängert und somit die Applikation wesentlich erleichtert. Wegen der hohen Alkalität sind eine Schutzbrille und bedarfsweise auch Handschuhe obligatorisch. Die getrocknete Kalkbeschichtung ist wischfest und stellt somit eine alltagstaugliche, optisch ansprechende Oberfläche für den Wohnbereich dar.

Mehr über Kalkfarben:
bit.ly/3oSkc9R

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