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Salatgrün für Moskau

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Salatgrün für Moskau

Ihre leuchtenden Farben verdanken die Zwiebeltürme der Basilius Kathedrale auf dem Roten Platz einer deutschen Firma.

Sie wurden bei der aufwändigen Renovierung dieses Moskauer Wahrzeichens mit Bautenlacken aus der Stadt Köthen (Sachsen-Anhalt) verschönt. Köthens 28.000 Einwohner sind nämlich auf zweierlei stolz: auf Johann Sebastian Bach, der dort von 1717 bis 1723 als Hofkapellmeister wirkte, und auf ihre gute, alte „Lackbude“, deren Jubiläum am 9. Mai dieses Jahres gefeiert wird: „120 Jahre Lacke aus Köthen“.


Auf der automatischen Abfüllanlage wird alle 5 Sekunden ein Eimer Lack abgefüllt.

Aus der 1895 gegründeten, auf Öllacke spezialisierten Firma entwickelte sich zu DDR-Zeiten die größte Lackfabrik Europas. Nach der Wende wurde die vom Kombinat Lacke und Farben zur Lacufa AG umgebildete Firma am von Deutschlands größtem Baufarbenhersteller DAW (Deutsche Amphibolin-Werke) übernommen. Die DAW-Gruppe erweiterte mit diesem Kauf ihr Sortiment um ein Bautenlack-Programm und lässt seitdem alle lösemittelhaltigen Produkte für ganz Europa in Köthen produzieren. Sie waren zuvor bei Caparol im südhessischen Ober-Ramstadt angefertigt worden.
Auch unter dem neuen Besitzer rissen die in der DDR-Zeit entstandenen guten Geschäftsbeziehungen mit Moskau nicht ab. Es ist daher nicht überraschend, dass die russischen Geschäftspartner die für die Renovierungsarbeiten der Zwiebelturmkirche am Roten Platz erforderlichen Bautenlacke aus Köthen anforderten und sich bei Anwendungstechnikern aus Ober-Ramstadt Vorschläge für die Beschichtung der Türme machen ließen.


In der Produktion in Köthen werden im Jahr bis zu 15.000 Tonnen Bautenlacke hergestellt.

„Die Russen liebten zu DDR-Zeiten die Farbe salatgrün“, erzählt Diplom-Chemiker Hans-Jürgen Bauer, der seit 2001 Werksleiter in Köthen ist. In Spitzenzeiten, den Jahren 1974 und 1975, wurden rund 50.000 Tonnen Lack hergestellt, von denen 50 bis 60 Prozent in die Sowjetunion exportiert wurden. Ganz viel salatgrün. Heute werden jährlich 13.000 bis 14.000 Tonnen Capalac und Alpina-Lacke, die über die Baumarktschiene vertrieben werden, produziert. Nach wie vor ist Osteuropa ein großer Abnehmer. Das aktuelle Embargo gegen Russland wirkt sich nicht unmittelbar aus, allerdings macht sich Werksleiter Bauer in diesem Jahr wegen des Verfalls der russischen Währung Sorgen.


Bärbel Lipinski bei der Qualitätsprüfung im Labor

Bei der Übernahme der Fabrik im Jahr 1992 stellten die Deutschen Amphibolin-Werke (DAW) schnell fest, dass die Anlagen der „Lackbude“ die Umweltschutzauflagen und die Kundenerwartungen nach Produktvielfalt nicht erfüllen konnten. Firmenchef Dr. Klaus Murjahn entschied sich daraufhin, den alten Teil der Fabrik zu sanieren und in einen Neubau zu integrieren. In den Standort Köthen wurden 50 Millionen D-Mark investiert. Die neue Fabrik, im September 1998 in Betrieb genommen, galt damals als die modernste ihrer Art in Europa.


Sven Uwe Focke testet die Deckkraft des Werkstoffs.

Rund 25 Prozent der Investitionen wurden für den verbesserten Umweltschutz, für Gewässerschutz, Abluftreinigung, Entstaubungsanlagen, Auffangwannen, Destillation, Überwachungs-, Melde- und Lösch-Systeme ausgegeben. Und für Molchleitungen. Dieser Name löst bei Werksbesichtigung immer wieder Verwirrung oder Heiterkeit aus: „Schickt ihr etwa Frösche durch die Leitung?“ Werksleiter Bauer kann die besorgten Naturschützer beruhigen: Als Molche werden die Pfropfen bezeichnet, die nach einem Farbtonwechsel zwecks Reinigung durch die Rohrleitung gepresst werden.


Alle Tanks und Armaturen in der Fabrik sind aus Edelstahl.

In kluger Voraussicht hatte Firmeninhaber Dr. Klaus Murjahn bei der Sanierung Wert auf Tanks und Armaturen aus Edelstahl Wert gelegt. So kann die Anlagentechnik bei Bedarf von lösemittelhaltigen Lacken auf wasserverdünnbare Systeme umgestellt werden, wenn es die Nachfrage verlangt. Doch das war bisher noch nicht nötig. Allerdings wurde der Lösungsmittelgehalt drastisch reduziert und ist nicht mehr mit den Chemiekeulen aus der DDR-Zeit vergleichbar.


Schaltzentrale: Torsten Grabig bedient die Maschinensteuerung der vollautomatischen Produktion.

Heute beschäftigt das Werk in Köthen 120 Mitarbeiter, davon 15 Auszubildende, die Chemikanten oder Lack-Laboranten werden wollen und gute Übernahmechancen haben – entweder in Köthen selbst oder in Ober-Ramstadt.

Das Jubiläum „120 Jahre Lacke aus Köthen“ wird am 9. Mai 2015 von 10 bis 16.30 Uhr mit einem „Tag der offenen Tür“ in Köthen am Ratswall 11 gefeiert. Die Familien erwartet ein buntes Programm mit Werksführungen, Produktpräsentationen und Spiel und Spaß für Jung und Alt.

Fotos: DAW SE

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