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„Unsere Welt wird bunter, egal ob es uns gefällt oder nicht!“

Beim 12. Caparol-Werkstofftag stand die Fassadenbeschichtung im Mittelpunkt.
„Unsere Welt wird bunter, egal ob es uns gefällt oder nicht!“

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Über 120 Teilnehmer aus der Malerbranche konnte Dr. Ralf Murjahn, der Vorsitzende der DAW-Geschäftsleitung, am 5. November 2009 in Ober-Ramstadt begrüßen. Er eröffnete mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr: „Wir haben uns damals die Köpfe zerbrochen, wie es weitergehen soll angesichts der Wirtschaftskrise.“ Bisher habe die Branche von der Wirtschaftskrise jedoch nicht viel gespürt. Und Dr. Ralf Murjahn blickt auch optimistisch in die Zukunft: „Für das nächste Jahr sehe ich keine Anzeichen dafür, dass es schlechter werden sollte als das letzte.“ Insbesondere in der energetischen Sanierung sieht der Caparol-Chef ein großes Wachstumsfeld für die Zukunft. Überhaupt rücke die Qualität bei der Fassadenbeschichtung in den Vordergrund. Deshalb habe man sich entschieden, den diesjährigen Werkstofftag dem Thema Fassade zu widmen. Holger Haring, Leiter des Ausschusses Technik, Werkstoff, Umwelt im Hauptverband Farbe Gestaltung Bautenschutz, und Karl-August Siepelmeyer, Präsident des Hauptverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz und des Bundesausschusses für Farbe und Sachwertschutz (BFS), zeigten auf, wie der Maler täglich mit der Farbtonbeständigkeit und der Veränderung von Beschichtungen, sei es durch Verschmutzungen, Algen oder Pilze, konfrontiert wird. „Die Veränderung ist ein natürlicher Vorgang“, so Siepelmeyer. „Kein Jurist käme auf die Idee, etwas gegen die Alterung beim Menschen zu unternehmen, denn jeder weiß, dass es einfach so ist.“ Leider vergesse man dies, wenn es um die Fassadenbeschichtung gehe, häufig.
Franz Xaver Neuer, Technischer Leiter bei Caparol, moderierte den 12. Werkstofftag. Mit den Worten „Unsere Welt wird bunter, egal ob es uns gefällt oder nicht, und wir müssen darauf reagieren,“ leitete er zu den Fachvorträgen über. Dr. Andreas Ziegler, bei Caparol zuständig für die Entwicklung von Pasten, Vollton- und Abtönfarben, stellte klar: „Farbtonveränderungen gibt es, die Frage ist nur, wie stark sich ein Farbton in welcher Zeit verändert.“ Neben externen Faktoren, wie Klima, Untergrund oder Verschmutzung, seien vor allem die in einer Beschichtung eingesetzten Pigmente für deren Farbtonveränderung ausschlaggebend. Am besten geeignet seien anorganische Pigmente. Jedoch seien bestimmte Farbtöne anorganisch schlichtweg nicht herzustellen, weshalb Mischungen von organischen mit anorganischen Pigmenten zum Einsatz kämen, die allerdings nicht dieselbe Beständigkeit aufweisen. Man versuche daher, den anorganischen Farbraum auf die maximale Größe zu erweitern: „Es gibt heute schon anorganische Farbtöne, die früher nicht möglich waren,“ so Dr. Ziegler. Den Teilnehmern des Werkstofftags gab er den Rat, sich bei intensiven Farbtönen genau zu informieren, um welche Pigmente es sich im Beschichtungsstoff handelt.
Dass das Pigment alleine aber nicht ausreicht, machte Dr. Thomas Brenner, bei Caparol ebenfalls in der Forschung und Entwicklung tätig, deutlich: „Ohne das Auto ist der Fahrer nicht brauchbar,“ sprich: das Pigment muss in ein geeignetes Bindemittel eingebettet sein. „Das Bindemittel sorgt dafür, dass das Pigment im Beschichtungsstoff gehalten wird.“ Bei einer hohen Pigment-Volumen-Konzentration (PVK) verändere sich der Farbton daher wesentlich stärker als bei einer niedrigen. Farben mit hoher PVK sollten daher ausschließlich anorganisch eingefärbt werden. Und noch etwas stellte Dr. Brenner klar: „Farbtonbeständigkeit und Photokatalyse beißen sich!“ Für die Farbtonbeständigkeit müsse die Kreidung unterdrückt werden. Daher werde das Titandioxid, das für den photokatalytischen Effekt verantwortlich ist, eigens gecoatet, also ummantelt.
Dr. Engin Bagda, Leiter des Dr. Robert-Murjahn-Instituts, griff das Thema Photokatalyse in Verbindung mit der Verschmutzung von Fassaden noch einmal auf: „Extreme Photokatalyse ist keine Lösung!“ sagte er im Hinblick auf die Kreidung. Und er setzte hinzu: „Ein Abwaschen durch Regen gibt es nicht“, da sich in erster Linie Ruß und schmierige Substanzen als prob-lematisch erwiesen. Seiner Meinung nach sei die Nano-Hybrid-Technologie der richtige Ansatz, um Verschmutzungen an der Fassade zu verhindern, da sie die Klebrigkeit von Beschichtungen reduziere und Schmutzpartikel so nicht so leicht anhaften könnten.
Über die aktuellen Trends bei der energetischen Sanierung von Fassaden sprach Oliver Berg, Technischer Leiter der Fassaden-Dämmtechnik bei Caparol. So würden immer häufiger dunkle und intensiv farbige Fassaden gewünscht. Berg empfahl den Teilnehmern des Werkstofftags bei kritischen Fassadenwünschen mineralische Dämmstoffe vorzuziehen, da diese schubweicher sind. Allerdings – und hier ging ein erstauntes Raunen durch das Publikum – sollten diese dann in Verbindung mit organischen Systemkomponenten verarbeitet werden, da diese flexibler sind als mineralische.
Über die Wirksamkeit von Bioziden in Fassadenbeschichtungen berichtete Dr. Klaus Breuer vom Fraunhofer Institut für Bauphysik. Wasser ist die wesentliche Grundlage für die Besiedelung mit Mikroorganismen, wie Algen und Pilzen, an der Fassade. Laut Breuer bieten Farben mit Abperleffekt jedoch keine Lösung. Zwar trocknen derartige Flächen nach einem Schlagregen schneller ab. Bei Betauung stünden sie dagegen länger feucht. Möglichkeiten zur Verringerung von Algen- und Pilzwachstum böten nach Breuers Meinung konstruktive Maßnahmen, wie etwa größere Dachüberstände. Auch dickschichtige Systeme könnten aufgrund ihrer erhöhten Wärmespeicherkapazität Abhilfe schaffen. „All das wird aber nicht ausreichen, um alle möglichen Bewuchserscheinungen zu verhindern,“ sagte Dr. Klaus Breuer. Um eine biozide Ausrüstung der Beschichtungsstoffe komme man nicht umhin. Mit diesen Wirkstoffen lasse sich sichtbarer Befall über Jahre hinweg wirksam verhindern, auch wenn die Konzentration durch Auswaschung allmählich nachlasse.
Dass die Auswaschung von Bioziden notwendig ist, erläuterte Dr. Nicole Borho vom Dr. Robert-Murjahn-Institut: „Die Wirkstoffe müssen wasserlöslich sein, um wirken zu können.“ Um die Auswaschung dennoch so gering wie möglich zu halten und damit die Wirksamkeit der Biozide zu verlängern, bestehe die Möglichkeit einer Wirkstoffverkapselung.
Auch wenn viele Fragen beim Caparol-Werkstofftag 2009 beantwortet wurden, so bleiben für den 13. Werkstofftag im Herbst 2010 sicherlich noch genügend interessante Themen offen.
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