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Es geht auch rund

Technik
Es geht auch rund

Bei der Neugestaltung eines Laubenganghauses in Hamburg wurde aus dem kantigen Baukörper dank einer WDVS-Spezialanfertigung ein Gebäude mit weich fließenden Formen.

Ein Neungeschosser, ganz in dezentem Weiß und Grau gehalten, macht mit seiner in fein abgezirkelten Wellenbewegungen schwingenden Fassade im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst auf sich aufmerksam. Sofort vermutet man einen modernen Neubau, der ganz auf die aktuelle Architektursprache mit Rundungen setzt. Stimmt aber nicht: Das Gebäude Oberaltenallee 72 ist im Kern 45 Jahre alt. Sein zeitgemäßes und markantes Äußeres verdankt es einer energetisch und gestalterisch ausgereiften Modernisierung, bei der in vielerlei Hinsicht Neuland betreten wurde – so zeigt sich hier, wie viel Gestaltungspotenzial in der vermeintlich rein technischen Maßnahme Wärmedämmung steckt.

Den Startschuss für diese anspruchsvolle und ungewöhnliche Aufgabe gab die Bauherrin, die Baugenossenschaft FLUWOG-Nordmark eG aus Hamburg, mit einem Realisierungswettbewerb in 2007, aus dem die Hamburger KBNK Architekten als Sieger hervorgingen. Ihre Fassadenplanungen wurden von den ebenfalls in der Hansestadt ansässigen Malerwerkstätten Goldammer + Martens handwerklich perfekt umgesetzt.
Zentrales Gestaltungsmittel
Unter dem Projektnamen „metamorph“ entwickelten die Architekten ein Modernisierungskonzept. Das Laubenganghaus war 1965 zeittypisch mit scharfkantigen Konturen, auskragenden Balkonen und einem hervortretenden Treppenhausturm errichtet worden. Nun sollte das Gebäude mit seinen 54 Wohnungen ein markantes, eigenständiges Äußeres und eine neue, hohe Wohnqualität im Inneren erhalten. Der hohe Primärenergiebedarf konnte um 80 Prozent gesenkt werden. Wesentliche Maßnahmen dabei waren die Umstellung von Heizöl auf Fernwärme, ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage, der Einbau einer Lüftungsanlage für kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, leistungsfähige Fensterverglasungen und natürlich die Anbringung einer außenseitigen wärmedämmenden Hülle. Das Besondere daran: Die Planer nutzten das Wärmedämm-Verbundsystem nicht nur funktional, sondern setzten es als zentrales Gestaltungsmittel ein, um das Gebäude auch optisch zu verwandeln.
Technische Finessen
Die ausdrucksstarke, weich fließende Fassaden-Silhouette wurde im Wesentlichen durch die neuen organischen Balkon-Fertigbauteile und die frisch angebrachten Wärmdämm-Module erzeugt.
Da nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik und der zurzeit der Fertigstellung gültigen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung nur Dämmstoffstärken bis 30 Zentimeter zugelassen waren, mussten die Planer in die Trickkiste greifen: Um den Schwüngen mehr Tiefe und Prägnanz zu verleihen, wurden an der Giebelfläche und der Wandscheibe des Treppenhauses dreieckige Mauervorlagen an den Fassaden hochgeführt.
Auf der Südseite des Gebäudes stellt ein ebenfalls zwischen 20 und 30 Zentimeter starkes, radiales WDV-System die gewünschte weich fließende Kontur her. Die neuen, großzügigen Balkone – mit verschiedenen ausgeschnittenen, mit Lochblechen verkleideten Brüstungen – krönen die neue Wellenbewegung an der Fassade; dazu trägt auch die ungleichmäßige Verteilung der Balkonvarianten bei. Die Balkone wurden nur armiert und geputzt, da sie thermisch getrennt vor die Fassade gestellt wurden, um Wärmebrücken zu vermeiden.
Große Sorgfalt wurde darauf gelegt, dass die Sohlbankabdeckungen der Fenster in einer waagerechten Linie mit den Abdeckungen der Balkone und den Brüstungen der Laubengänge liefen. All diese Planungsdetails forderten das ganze Können der Maler von Goldammer + Martens, Hamburg.
Ungewöhnliches Konzept
Das Konzept „metamorph“ lebt von dem kreativen Ansatz, durch Wärmedämmung die harten und eckigen Gebäudekonturen weich zu formen. Standard-Dämmplatten kamen daher nicht infrage, eine maßgeschneiderte Lösung wurde geschaffen. Die technischen Berater der Brillux-Niederlassung Hamburg-Billbrook entwickelten zunächst einen Verlegeplan, nach dem die gerundeten WDVS-Module montiert werden konnten, ohne Kreuzfugen zu bilden. Dann wurden die Rundungen für fünf verschiedene Kurventypen, die im Bauvorhaben gefordert wurden, genau nach Aufmaß aus den Platten ausgefräst – so passgenau, dass sie auf der Baustelle auf den rund 2.500 Quadratmetern der Außenwand ohne weiteren Zuschnitt nur noch im Baukastensystem montiert werden mussten. Im Vorfeld hatten die technischen Berater die Details mit den Architekten und den Bauherrn minutiös geplant. An einer eigens im Originalmaßstab des individuell gefertigten Wärmedämm-Verbundsystems entstandenen Musterwand wurden alle Einzelheiten zwischen Bauherr, Architekten und dem Malerbetrieb geklärt. Dazu zählten gestalterische Gesichtspunkte wie die Verarbeitung des gewünschten Kratzputzes auf dem gerundeten Untergrund und die Festlegung der idealen, optisch tragenden Radien für die Rundungen an der Nord- und der Westseite des Gebäudes. Als optimales Experimentierfeld erwies sich der Musteraufbau auch für die Lösung technischer Fragen, die die ungewöhnlichen Module aufwarfen: So wurden das Armierungsverfahren und die Einarbeitung von Brandriegeln aus Mineralwolle vorab getestet.
Vor Baubeginn wurde also alles getan, um die fließende neue Optik des Gebäudes auch genauso flüssig umsetzen zu können. Auf der Baustelle gingen die Dämmung und Oberflächengestaltung an der Außenhülle zügig vonstatten. Abgestimmt auf das System beschichteten Goldammer + Martens die Dämmplatten mit einem Mineral-Leichtputz. Der Schlussanstrich wurde in Weiß ausgeführt und mit einem zweiten Farbton, einem mittleren Grau, abgesetzt. Im Bereich der Laubengänge erhielt das Grau durch in den frischen Anstrich eingeblasene Flocken einen Glimmereffekt.
Mit der Farbgebung nimmt das markante Gebäude die Gestaltung der umgebenden Bestandsbauten auf, eines Einkaufszentrums und weiterer Hochhäuser aus den 60er- und 70er-Jahren. Der Schlussanstrich wurde zusätzlich mit einem Filmschutz gegen Algen- und Schimmelbefall ausgerüstet, um die Oberfläche auf lange Sicht ansehnlich und ausdrucksstark zu erhalten.
Schön und wirtschaftlich
Das Spiel aus hellen Putz- und Glasflächen, verbunden mit der schwungvollen Gebäudekontur, gibt dem modernisierten Bau eine offene Ausstrahlung, die mit bester Energiebilanz gekoppelt ist. Eine außergewöhnliche Modernisierung ist hier gelungen, die für die Malerwerkstätten Goldammer + Martens eine glänzende Referenz abgibt. Und sie bedeutet eine Investition, die sich auch für den Bauherrn rechnen wird: Die Baugenossenschaft stellt durch die außergewöhnliche Verwandlung sicher, dass auch langfristig eine ausgezeichnete Vermietbarkeit des Objekts gewährleistet ist.

kompakt
Bei der Sanierung eines Laubenganghauses aus den 1960er-Jahren wurde speziell für dieses Objekt ein WDV- System angefertigt. Dadurch wurde aus einem kantigen Baukörper ein auffallendes Gebäude mit weich fließenden Formen.
Standort: Oberaltenallee 72, Hamburg Bauherr:
Baugenossenschaft FLUWOG-Nordmark eG, Hamburg
Architekt:
KBNK Architekten GmbH, Hamburg
Malerarbeiten und WDVS:
Goldammer + Martens GmbH
Malerwerkstätten, Hamburg
Produkte und Leistungen: Brillux
www. brillux.de
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