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Schutz und Gestaltung

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Schutz und Gestaltung
Fassadenanstriche sollen ein Gebäude nicht nur optisch aufwerten, sondern es auch vor Witterungseinflüssen schützen. Tabelle 1: Die wichtigsten Fassadenfarben und ihre Eigenschaften Tabelle 3: Wasseraufnahmekoeffizient und Diffusionswiderstand – Einteilung in Klassen Tabelle 2: Einsatzgebiete verschiedener Fassadenfarben Foto: Brillux
Der äußere Eindruck eines Gebäudes bestimmt seinen Wohnwert mit. Eine saubere und in ihrer Farbigkeit an die Umgebung angepasste Fassadenfläche beeinflusst darüber hinaus auch den Marktwert des Gebäudes. Grund genug, Fassadenanstriche etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Rainer Jütte, Brillux

Neben der optischen Wahrnehmung des Gebäudes und den darauf zielenden Auftraggeberwünschen, sind aber bei jedem Fassadenanstrich die funktionellen und konstruktiven Gegebenheiten in die Planung mit einzubeziehen. Fassadenbeschichtungen sollen die gewünschte Optik der Fassade möglichst lange bewahren, was eine hohe Farbton-, ebenso wie eine gute Wetterbeständigkeit voraussetzt. Eine weitere wichtige Eigenschaft, die aber jede gute Fassadenfarbe besitzt, ist der Regenschutz. Ein Durchfeuchten des Putzes und damit auch ein Durchfeuchten des vorhandenen Wandbildners wird durch auf den Untergrund abgestimmte Systeme gewährleistet. Damit bleibt auch der wandspezifische Wärmedämmwert erhalten.
Während die primären Ziele – Farbtonhaltung und Wetterbeständigkeit – in der Regel vom Auftraggeber vorgegeben werden, ist vom ausführenden Fachbetrieb zu beachten, dass die gewünschten Eigenschaften in Einklang mit dem vorhandenen Untergrund gebracht werden müssen. Ebenso ist die Kenntnis über das am Objekt vorherrschende Mikroklima, also die unmittelbar am Objekt auftretenden Belastungen durch Witterung und Luftschadstoffe, für die Planung und fachgerechte Ausführung von Bedeutung.
Da eine Vielfalt von grundverschiedenen Fassadenbeschichtungen, eine immer noch zunehmende Menge an Untergrundarten und auch die individuellen Gestaltungswünsche des Auftraggebers zu berücksichtigen sind, ist ein umfassendes Wissen über die Zusammenhänge notwendig.
Beschichtungsstoffe
Die VOB DIN 18 363 benennt unter Abs. 2.4.1 Beschichtungsstoffe für mineralische Untergründe. Hier wird deutlich, dass die unterschiedlichen Fassadenbeschichtungen nach der Bindemittelart eingeteilt werden. Diese Einteilung ist insoweit auch nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die wesentlichen Eigenschaften einer Fassadenbeschichtung vom eingesetzten Bindemittel abhängig sind.
Die drei Gruppen Kunststoffdispersionsfarben, Siliconharzemulsionsfarben und Dispersions-Silikatfarben sind die in der Praxis am häufigsten eingesetzten Fassadenfarben. Die richtige Auswahl vorausgesetzt, kann mit ihnen fast jede Fassade rationell und langfristig haltbar beschichtet werden.
Zu beachten ist allerdings, dass innerhalb der drei vorgenannten Gruppen noch weitere Feinunterteilungen vorgenommen werden müssen. So gibt es z.B. bei den Kunststoffdispersionsfarben Typen, die eine gute Wasserdampfdiffusionsfähigkeit besitzen; andere Typen, oft elastische, rissüberbrückende Systeme, weisen dagegen einen höheren Diffusionswiderstand auf. Bei den Siliconharzemulsionsfarben wiederum unterscheiden sich die unterschiedlichen Angebote sehr stark durch den Anteil des (teuren) Siliconharzbindemittels; eine Normung, die einen Mindestsiliconanteil vorschreibt, gibt es (noch) nicht.
Die Auswahl des „passenden“ Beschichtungsstoffes schließt immer die dazugehörigen Systemkomponenten mit ein. Ob Imprägnierung, Grundierung, Haftvermittler oder Streichfüller, nur wenn die Produkte aufeinander abgestimmt sind, ist der Erfolg garantiert.
Tabelle 1 gibt nur einen groben Überblick über die Eigenschaften der gängigsten Fassadenfarben, je nach Hersteller können selbstverständlich Abweichungen bestehen. Bei den von fast allen Herstellern angebotenen „Sil“-Fassadenfarben handelt es sich um siliconverstärkte Kunststoffdispersionsfarben. Der Siliconanteil dieser (preiswerteren) Typen ist geringer und nicht vergleichbar mit dem der Siliconharzfarben.
Farbtöne
Während Kunststoffdispersionsfarben in fast jedem Farbton herstellbar sind, ist die Farbtonvielfalt bei Silikat- und Siliconharz-Fassadenfarben eingeschränkt. Insbesondere sehr brillante Farbtöne sind oftmals nur in Kunststoffdispersionsfarben erzielbar. Weiterhin ist bei sehr brillanten Farbtönen oftmals nur ein bescheidenes Deckvermögen vorhanden, was wiederum einen zusätzlichen Zwischenanstrich notwendig macht.
Bauphysikalische Bewertung
Fassadenfarben können hinsichtlich ihrer bauphysikalischen Eigenschaften nach der DIN EN 1062–3 (Wasseraufnahme) und der DIN EN ISO 7783–2 (Diffusionsfähigkeit) bewertet und eingeteilt werden.
Zur Bewertung des Regenschutzes bietet sich der w-Wert an. Die Diffusionsfähigkeit einer Fassadenbeschichtung wird mit dem sd-Wert ausgedrückt. Beide Einteilungen erfolgen in drei Klassen. Bei der Bewertung ist zu beachten, dass beide Werte zusammen betrachtet werden sollen. Eine Fassadenbeschichtung mit hoher Wasseraufnahme ist nicht unbedingt schlecht zu bewerten, wenn sie gleichzeitig eine hohe Diffusionsfähigkeit besitzt. Mit einfachen Worten, das eingedrungene Regenwasser muss in der Trockenphase nach dem Regen schnell wieder ausdiffundieren können.
In der Fassadenschutztheorie nach Künzel werden die Obergrenzen für den w-Wert (max. 0,5 kg/(m² x h0,5) und für den sd-Wert (max. 2 m) genannt. Weiterhin wird hier festgelegt, dass das Produkt aus w x sd # 0,2 kg/(m x h0,5) sein muss, um bauphysikalisch funktionierende Putze und Anstriche zu gewährleisten.
Die tatsächliche Feuchteaufnahme und die Rücktrocknung eines feuchten Untergrundes kann mit den beiden vorgenannten Werten jedoch nicht berechnet werden.
Untergründe
Fassadenfarben werden vorwiegend als Erst- bzw. Renovierungsbeschichtungen auf mineralischen Untergründen, wie z.B. Putz, Beton oder Kalksandstein, eingesetzt. Der Einsatz dieser Anstrichstoffe sollte sich auf den Außenbereich beschränken, da sie geringe Lösemittelmengen enthalten können.
Die zur Überarbeitung anstehenden Untergründe müssen fest, trocken und tragfähig sein. Mineralische Dickputze sollten vor der Erstbeschichtung mindestens 28 Tage alt sein. Die ca. drei Millimeter dicken Mineralleichtputze benötigen mindestens fünf Tage Trockenzeit – bei geeigneter Witterung –, bevor sie mit einem Egalisierungsanstrich (überwiegend auf Dispersions-Silikat-Basis) versehen werden können. Deckende Erstanstriche auf Kalksandstein sollten frühestens drei Monate nach Fertigstellung des Gebäudes aufgebracht werden, wenn das Mauerwerk genügend ausgetrocknet ist. Steht z.B. die Beschichtung von zementgebundenen Spanplatten oder Faserzementplatten an, sollte herstellerspezifisch nach einer Lösung gesucht werden. Viele Hinweise finden sich bereits in den technischen Merkblättern oder Praxismerkblättern der Fassadenfarben-Hersteller, so dass nicht in jedem Fall gleich ein Ortstermin mit einem Fachberater notwendig ist.
Als Empfehlung für alle, die sich intensiver mit den Untergründen beschäftigen möchten, können die BFS-Merkblätter empfohlen werden, die herstellerunabhängig über viele Untergründe und deren Beschichtung informieren. Die BFS-Merkblätter können angefordert werden beim Hauptverband Farbe Gestaltung Bautenschutz, Hahnstraße 70, 60528 Frankfurt am Main, Tel.: (069) 66 575-300/Fax-350.
Besondere Anforderungen
Alle in Tabelle 2 genannten Fassadenfarben können auch auf Beton eingesetzt werden. Sollte aber eine geprüfte CO2-bremsende Beschichtung gefordert sein, werden überwiegend bindemittelreiche Kunststoffdispersionsfarben zum Einsatz kommen.
Für die Beschichtung auf Dämm- und Sanierputzen sollten unbedingt die Empfehlungen der entsprechenden Putzhersteller berücksichtigt werden. Die technische Bedeutung der Elastik-Fassadenfarben reduziert sich im Wesentlichen auf Renovierungsanstriche auf vorhandenen Elastik-Altbeschichtungen.
Wenn ein Algenbefall vorherzusehen ist, sollte mit dem Auftraggeber über die Problematik gesprochen werden; viele Fassadenfarben sind auch algizid/fungizid ausgerüstet erhältlich.
Der Gesetzgeber sieht es als Pflicht des Fachbetriebes an, den Auftraggeber umfassend über eventuelle Risiken zu informieren. Hilfreich sind hier Musterbriefe, wie sie von den Verbänden angeboten werden. In einigen Fällen kann es ratsam sein, einen „schriftlichen Vorbehalt gegen die vorgesehene Art der Ausführung“ einzusetzen.
Die „richtige“ Beschichtung
Was nun für Ihren konkreten Anwendungsfall die richtige Auswahl ist, kann erst entschieden werden, wenn alle Fakten wie Untergrund, Farbtonwunsch, Witterungsbelastung und Baukonstruktion bekannt sind.
In den meisten Fällen wird eine Beschichtung mit Siliconharzfarbe die richtige Entscheidung sein. Siliconharzfarben sind sehr vielseitig und verbinden viele positive Eigenschaften der Silikatfarben mit den guten Eigenschaften der Dispersionsfarben. Dem gegenüber steht allerdings die geringere Farbtonvielfalt, eine hohe CO2-Durchlässigkeit – die also die Carbonatisierung von Beton nicht bremst – und die in der Regel nicht vorhandene Eignung als Renovierungsbeschichtung auf elastischen Altbeschichtungen.
Nur wer die Details berücksichtigt, wird eine langfristig schöne Optik und einen angemessenen physikalischen Schutz der Fassade garantieren und somit die Kernforderung des Auftraggebers erfüllen können.
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