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Fassadendämmung

Fassadendämmung
Schloss Günzburg erhält Fassadendämmung

Fassadendämmung: Erstmals in seiner über 560-jährigen Geschichte wird Schloss Günzburg im Rahmen eines wirklich ganzheitlichen Konzepts saniert. Die rund 3.500 Quadratmeter Fassadenfläche erhalten dabei eine Dämmung mit einem mineralischen Leichtputz – sowohl von außen als auch von innen.

Autor: Ingo Jensen | Fotos: Ingo Jensen/Schwenk Putztechnik

Es ist nicht weniger als eine architektonische, planerische und städtebauliche Herkulesaufgabe, die sich Planer Theodor Merk und seine Kollegen vom Staatlichen Bauamt in Krumbach aufgeladen haben. Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat haben sie die Generalsanierung von Schloss Günzburg übernommen und das mit insgesamt 20 Millionen Euro budgetierte Projekt stellt für Merk und seine Projektpartner unter vielerlei Gesichtspunkten eine ganz besondere Herausforderung dar. Schließlich gilt es, einerseits den Charme des ehemaligen Renaissanceschlosses des Markgrafen Karl von Burgau wieder aufleben zu lassen sowie die marode Bausubstanz zu ertüchtigen. Andererseits steht natürlich die künftige Nutzung der Räumlichkeiten im Fokus. Und da gilt es in erster Linie, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des im Schloss untergebrachten Finanzamtes moderne Arbeitsplätze zu bieten. Darüber hinaus soll aber auch den Besuchern im integrierten Service-Zentrum des Amtes die interessante Geschichte des Schlosses gestalterisch vermittelt werden. Diese reicht von der spätgotischen Schlossanlage der Herren vom Stain zu Ronsberg aus dem Jahr 1452 über die Markgrafenresidenz im 16. Jahrhundert und die Barockisierung im 18. Jahrhundert bis hin zur Umnutzung als Behördensitz.

Eine entscheidende Rolle im Sanierungskonzept von Theodor Merk spielen dabei die verwendeten Baustoffe. Für die Dämmung des Gebäudes hat sich das Staatliche Bauamt Krumbach für eine spritzbare Dämmung, einen hoch wärmedämmenden Leichtputz entschieden.

Bei Fassadendämmung die Geschichte respektieren

„Die große Herausforderung für uns besteht darin, die Historie des Schlosses erlebbar zu machen. Dabei wollen wir allerdings sehr zurückhaltend sein, wir wollen nicht historisieren. Die unterschiedlichen Epochen sollen zwar sichtbar bleiben, aber wir möchten nicht Geschichte in das Gebäude hinein interpretieren“, sagt Merk. Erstmals überhaupt in der über 560-jährigen Geschichte wird Schloss Günzburg jetzt im Rahmen eines wirklich ganzheitlichen Konzepts saniert.

„Bei den früheren Sanierungsmaßnahmen, vor allem zwischen 1950 und 1980 ist leider wertvolle Bausubstanz zerstört worden. Damals wurden nicht nur die Reste der noch vorhandenen historischen Putze abgeschlagen, sondern es wurden anschließend auch noch viel zu harte neue Zementputze verwendet, die für die Bausubstanz absolut ungeeignet, ja sogar schädlich waren“, erklärt Merk. Denn in Verbindung mit mehreren Schichten von kunststoffhaltigen Dispersionsanstrichen sperrten die verwendeten Zementputze das Mauerwerk vollständig ab, eine Feuchteregulierung wurde völlig unterbunden. Neben der auftretenden Zerstörung der Ziegel verloren auch die verwendeten Mörtel an Bindefähigkeit, sodass die Stabilität des Mauerwerks ernsthaft gefährdet war. „Die einzige sinnvolle Lösung für die Sanierung war es daher, die gänzlich ungeeigneten Zementputze vollständig abzutragen“, so Merk.

In dieser Beurteilung gibt ihm Bauforscher Dr. Bernhard Niethammer aus Thannhausen ausdrücklich recht: „Damals zerstörte man sowohl die barocke Architekturfarbigkeit als auch die über weite Strecken noch erhaltene Renaissancegestaltung des späten 16. Jahrhunderts. Die sehr aufwendige Gestaltung der Außenfassaden wurde ohne vorherige Befundung oder Dokumentation nach und nach vollkommen beseitigt. An ihre Stelle trat eine in höchstem Maße banale, langweilige Fassadengestaltung in Form weißer Putzflächen, die keinerlei gliedernde Architekturelemente mehr aufweisen.“

Historie in der Glasfassade

Im neuen architektonischen Konzept versucht Theodor Merk, die aktuell grundsätzlich barocke Gebäudesilhouette mit einer Gliederung der Fassade zu versehen, welche die Architektur und die Geschichte des Objekts respektiert. Als Gliederungselemente dienen in den Putz eingearbeitete Linien mit einer Stärke von ca. 2,5 cm. Dieses Maß findet sich auch an der Sgraffito-Dekoration wieder, die noch aus der Renaissancezeit stammt. Somit wird ein ideeller Bezug zum Ursprungsbau hergestellt. Eine zweigeschossige Glasfassade, als neue Zeitschicht vor die barocken Arkaden gestellt, bildet die neue Eingangssituation. Sie stellt die noch vorhandene renaissancezeitliche Sgraffitogestaltung sinnbildlich ins Schaufenster der Geschichte. Diese Lösung ermöglicht dem Architekten eine entschieden neuzeitliche Interpretation der hier ehemals vorhandenen, nur zweigeschossigen Arkadenlösung. „Außerdem arbeiten wir an den Fassaden mit verschiedenen Körnungen in der Putzoberfläche, um somit ein subtiles Spiel von Licht und Schatten zu erzeugen“, so Merk.

Wärmedämmputz als Fassadendämmung

Neben der architektonisch-gestalterischen Herausforderung stellte sich im Sanierungskonzept für Merk und Niethammer auch die Frage nach der Energiebilanz des Gebäudes. Die Anbringung eines Wärmedämm-Verbundsystems (WDVS) war da keine Option, das schied aus Gründen der Substanzerhaltung und auch aus optischen Gründen von vorneherein aus. „Ein WDVS hat an einem Denkmal einfach nichts verloren. Für uns war daher relativ schnell klar, dass nur ein Wärmedämmputz für die Sanierung der Gebäudehülle in Frage kommt. Ursprünglich haben wir da an ein Dämmputzsystem mit Aerogel-Technologie gedacht, aber die immensen Kosten dafür waren einfach nicht darstellbar“, erklärt Theodor Merk. Schließlich sind am Schloss Günzburg allein 3.500 Quadratmeter an Fassadenflächen außen zu dämmen.

Dämmung innen und außen

Als passende Alternative wählten die Projektplaner einen hochwärmedämmenden, nichtbrennbaren EPS- und aerogelfreien Leichtputz. Dieser erfüllt alle Ansprüche – nicht nur bauphysikalisch, sondern auch in Bezug auf die Denkmalpflege. „Mit dem Lambda-Wert von 0,055 W/mK erreichen wir energetisch Spitzenwerte, die denen eines Neubaus entsprechen und darüber hinaus stellen wir sicher, dass das komplette Wand- und Dämmsystem diffusionsoffen und kapillarleitend ausgeführt werden kann. Das schont das Mauerwerk und sorgt für Behaglichkeit in den Räumen des Finanzamtes“, erklärt Merk.

Die Besonderheit am Sanierungsprojekt Schloss Günzburg ist die Tatsache, dass der Leichtputz außen und innen appliziert wird. Auf den Außenwänden erfolgte der Putzauftrag zweischichtig mit einer Gesamtdicke von ca. sechs Zentimeter, innen wurde der Putz einschichtig in einer Schichtdicke von drei Zentimeter aufgetragen. Da bereits geringe Schichtdicken für einen hohen Dämmeffekt ausreichten, konnten nicht nur zig Tonnen an Material, sondern natürlich auch jede Menge Bauzeit gespart werden, da im Vergleich zu herkömmlichen Dämmputzen mindestens ein kompletter Schichtauftrag entfiel.

Von der leichten Verarbeitbarkeit ist auch der ausführende Stuckateurbetrieb, die Jakob Schnitzer & Sohn Stuckgeschäft GmbH aus Augsburg, beeindruckt. „Es ist schon klasse, welche Fläche sich in so kurzer Zeit mit dem Putz dämmen lässt. Für uns war es ganz wichtig, dass sich der Trockenmörtel auch mit der herkömmlichen Maschinentechnik sehr gut verarbeiten lässt“, sagt Günter Schmid, einer der verantwortlichen Stuckateure am Bauprojekt in Günzburg. Toll für Schmid und seine Kollegen: Durch das sehr rasche
Abbindeverhalten und die extrem kurzen Standzeiten konnten sie auf der Baustelle absolut flexibel reagieren und je nach Baufortschritt und Bedarf auch kurzfristig von außen nach innen und wieder zurück wechseln, um die nächste Schicht aufzubringen.


PraxisPlus

Der rein mineralische, EPS- und aerogelfreie Leichtputz wird unter der Bezeichung „TRI-O-THERM M“ von der Schwenk Putztechnik, einer Marke der quick-mix-Gruppe, angeboten. Seine im Vergleich zu anderen mineralischen Dämmputzen sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit erreicht der Leichtputz ausschließlich über eine Kombination einer hochfesten Hartperlite mit einem speziell entwickelten Luftporenbildner und -stabilisator. Beides ist patentiert und erzielt ein Luftporenvolumen von über 75 %. Die dritte Komponente der TRI-O-Technologie ist ein hybrides Bindemittel, welches die Härtung des schaumartigen Mörtels im Vergleich zu klassischen Putzmörteln deutlich reduziert. Durch die Wasserzugabe entsteht ein Mörtelschaum mit einem hohen Luftporenvolumen, der durch das gleichzeitige Einsetzen der beschleunigten Bindemittelhärtung nicht mehr in sich zusammenfällt. Somit werden die Luftporen eingeschlossen und das hohe Luftporenvolumen auch nach der maschinellen Verarbeitung noch gemessen.

www.quick-mix.de

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